Die Ajima-Verschwörung
»Dir ist hoffentlich klar, daß wir uns in der Rolle der Barmherzigen Samariter bei Admiral Sandecker und dem Verteidigungsministerium ganz schön in Schwierigkeiten gebracht haben.«
»Das versteht sich von selbst. Und da wir gerade vom Teufel sprechen – die Nachrichtenabteilung hat eine verschlüsselte Botschaft aufgefangen. Der Admiral befindet sich auf dem Weg von Washington hierher. Sein Flugzeug wird in zwei Stunden erwartet. Kann man kaum als frühzeitige Warnung bezeichnen.
Ich habe befohlen, ein Tauchboot klarzumachen, das zur Meeresoberfläche aufsteigt und ihn abholt.«
»Der hat sie wohl nicht alle«, meinte Pitt.
»Ich wette, diese seltsame Störung steckt hinter seinem Überraschungsbesuch.«
Pitt nickte und lächelte. »Dann haben wir also nichts zu verlieren, wenn wir unseren Gästen reinen Wein einschenken.«
Pitt ging neben Giordino auf den runden Eingang zu einem Gewölbe zu, das vor sechzig Jahren wohl die Vision eines Architekten von einem futuristischen Flugzeughangar hätte darstellen können, doch diese Konstruktion hier bot keinem Flugzeug Schutz vor Regen, Schnee oder Sonnenschein. Die mit Kohlenstoff und Keramik verstärkten Plastikwände bargen 5400 Meter unter dem Meere die Tiefseeausrüstung. Auf dem eingeebneten Boden neben
Old Gert
stand ein riesiges traktorenähnliches Vehikel mit einem Aufbau, der an eine Zigarre erinnerte, und daneben befanden sich zwei kleinere Tauchboote, die wie stumpfnasige Atom-U-Boote aussahen, bei denen man das Mittelteil des Rumpfes herausgeschnitten und anschließend Heck und Bug wieder zusammengeschweißt hatte.
Ein paar Männer und eine Frau waren eifrig dabei, die Fahrzeuge zu warten.
Pitt lief voraus durch einen engen Rundtunnel, der aussah wie ein normales Abwasserrohr und durch zwei Räume mit gewölbten Decken hindurchführte. Nirgendwo gab es rechte Winkel oder scharfe Ecken. Sämtliche Innenwände waren abgerundet, weil dadurch stärkerer Widerstand gegen den enormen Wasserdruck von außen gewährleistet war.
Sie betraten einen abgeschlossenen, spartanisch eingerichteten Speiseraum. Der lange Tisch und die Stühle waren aus Aluminium; die Küche selbst war nicht größer als ein Küchenabteil im Speisewagen eines Zuges. Zwei Männer der NUMA standen zu beiden Seiten des Eingangs und behielten die unwillkommenen Gäste im Auge.
Plunkett, Salazar und Stacy saßen am anderen Ende des Tischs und waren in eine leise Unterhaltung vertieft, als Pitt und Giordino eintraten. Ihre Stimmen verstummten abrupt, und mißtrauisch blickten sie den beiden Fremden entgegen.
Um nicht von oben herab mit ihnen reden zu müssen, ließ Pitt sich auf einen in der Nähe stehenden Stuhl fallen und musterte wie ein Polizeiinspektor bei einer Gegenüberstellung ein Gesicht nach dem anderen.
Dann sagte er höflich: »Guten Tag. Mein Name ist Dirk Pitt.
Ich leite das Projekt, über das Sie hier zufällig gestolpert sind.«
»Gott sei Dank!« stieß Plunkett hervor. »Endlich jemand, der reden kann.«
»Und dazu noch Englisch«, fügte Salazar hinzu.
Pitt wies auf Giordino. »Mr. Albert Giordino, hier unten Mädchen für alles. Es wird ihm ein Vergnügen sein, Sie auf einer Besichtigungstour zu begleiten, Ihnen ein Quartier anzuweisen und Sie mit allem Nötigen auszustatten, wie Kleidung, Zahnbürsten und was sonst gebraucht werden sollte.«
Man stellte sich gegenseitig vor und reichte sich über dem Tisch die Hände. Giordino bestellte eine Runde Kaffee, und die drei Besucher von der
Old Gert
fingen endlich an, sich zu entspannen.
»Ich spreche in unser aller Namen«, erklärte Plunkett ernst, »wenn ich sage: Vielen Dank, daß Sie uns das Leben gerettet haben.«
»Al und ich waren froh, daß wir Sie noch rechtzeitig erreichen konnten.«
»Ihrem Akzent nach zu urteilen sind Sie Amerikaner«, bemerkte Stacy.
Pitt bedachte sie mit einem vernichtenden Blick. »Ja, wir stammen alle aus den Staaten.«
Stacy schien Pitt zu fürchten wie ein Reh den Berglöwen und sich gleichzeitig irgendwie zu ihm hingezogen zu fühlen. »Sie sind der Mann, den ich in dem seltsamen Tauchboot gesehen habe, bevor ich ohnmächtig wurde.«
»Ein TSSF«, korrigierte Pitt sie. »Abkürzungen für Tiefsee-Schürf-Fahrzeug, auch bekannt unter dem Namen
Big John.
Es dient dazu, geologische Proben vom Meeresboden zu sammeln.«
»Dann handelt es sich also um ein amerikanisches Minenunternehmen?« fragte Plunkett ungläubig.
Pitt nickte. »Ein absolut geheimes Unterwasser-Schürf- und
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