Die Ajima-Verschwörung
noch keine Gelegenheit.«
»Was hast du jetzt vor?« erkundigte Loren sich und sah erwartungsvoll in Pitts opalgrüne Augen.
»Ich werde mich um meine Autos kümmern und es in den nächsten paar Tagen langsam angehen lassen. Vielleicht kriege ich den Stutz noch rechtzeitig hin, um an dem Oldtimerrennen teilnehmen zu können.«
»Ich kann mir was Angenehmeres vorstellen, als sich mit Öl vollzuschmieren«, sagte sie mit kehliger Stimme.
Sie kam um den Tisch herum und packte ihn erstaunlich fest am Arm.
Pitt merkte, wie ihre Begierde auf ihn übersprang, und plötzlich begehrte er sie stärker als je zuvor. Er hoffte nur, daß er es ein zweitesmal schaffte. Dann ließ er sich auf die Couch hinunterziehen.
»Nicht im Bett«, murmelte sie heiser. »Nicht, bevor du nicht die Laken gewechselt hast.«
26
Gefolgt von Moro Kamatori entstieg Hideki Suma seinem privaten Murmoto Schwenkrotor-Firmenjet.
Das Flugzeug war auf einem Heliport neben einem riesigen Solardach gelandet, das fünfzig Meter in den Himmel aufragte.
Mitten in einem sorgsam angelegten Park bedeckte das Dach ein weitläufiges Atrium, unter dem sich ein unterirdisches Projekt namens ›Edo‹ verbarg, benannt nach jener Stadt, die im Jahre 1868, während der Meiji-Restauration, wieder den Namen Tokio erhalten hatte.
Als erster Teil von Japans neuem unterirdischen Vorhaben war Edo City, in dem sechzigtausend Menschen arbeiteten, von Suma als Forschungs- und Erprobungszentrum entworfen und gebaut worden. Wie ein großer Zylinder legte sich der runde, zwanzig Stockwerke umfassende Komplex um das Atrium. Er barg die Wohnungen der Wissenschaftler, Büros, öffentliche Bäder, Versammlungsräume, Restaurants, eine Geschäftsstraße, die Bibliothek und verfügte über eine eigene, tausend Mann starke Sicherheitstruppe.
Kleinere unterirdische Zylinder, die mit dem Hauptkomplex durch Tunnel verbunden waren, enthielten die Kommunikationseinrichtungen, die Heiz- und Kühlsysteme, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssteuerung, die Energieversorgung und umfangreiche Computersysteme. Die hochkomplizierte Konstruktion bestand aus Keramikbeton und reichte hundertfünfzig Meter weit in den Vulkanfelsen.
Suma hatte dieses Projekt selbst finanziert, ohne die Hilfe der Regierung. Sämtliche Gesetze oder Restriktionen, die diesen Bau hätten behindern können, waren mittels der enormen Macht, die Sumas Unternehmen und seine Unterweltkontakte besaß, schnell außer Kraft gesetzt worden.
Kamatori und er bestiegen einen verborgenen Lift, der sie zu einer Suite seiner Büros brachte, die das gesamte vierte Stockwerk des äußeren Zylinders einnahmen. Toshie Kudo, seine Sekretärin, wartete bereits, als sich die Türen öffneten, die zu seinem schwerbewachten Privatbüro und seiner Wohnung führten. Die geräumigen, übereinanderliegenden Zimmer waren mit feinen Landschaftsbildern, Wandgemälden und Schaukästen ausgestattet, in denen wunderschöne Keramiken und kunstvoll gewobene Roben aus Brokat, Satin und Seide aus dem sechzehnten Jahrhundert ausgestellt waren. Der größte Teil der Wände war mit Landschaftsbildern und Seestücken bedeckt; einige zeigten Drachen, Leoparden, Tiger und Falken, die das Heldentum der Kriegerkaste versinnbildlichten.
Suma setzte sich in einen Sessel und streckte die Beine von sich. Toshie erinnerte ihn: »Sie haben in zehn Minuten einen Termin mit Mr. Yoshishu.«
»Der große alte Dieb und Anführer der Goldenen Drachen«, frotzelte Kamatori. »Kommt, um seinen Anteil an Ihrem Finanzimperium zu fordern.«
Suma deutete durch das große, gewölbte Fenster, hoch über dem Atrium. »Nichts von alledem wäre ohne die Organisation möglich gewesen, die Korori Yoshishu und mein Vater während und nach dem Krieg aufgebaut haben.«
»Der Goldene Drachen und die übrigen Geheimgesellschaften haben keinen Platz im Nippon der Zukunft«, erklärte Kamatori.
»Angesichts unserer modernen Technologie mögen sie überflüssig erscheinen«, gab Suma zu, »doch noch immer besetzen sie eine wichtige Nische in unserer Kultur. Meine Verbindungen zu den Geheimgesellschaften haben sich im Laufe der Jahre als außerordentlich wertvoll für mich erwiesen.«
»Sie sind doch auf fanatische Gruppierungen, Personenkult und Unterweltsyndikate überhaupt nicht angewiesen«, meinte Kamatori ernst. »Sie haben die Macht, eine Regierung, die aus Ihren eigenen Marionetten besteht, tanzen zu lassen, und dennoch sind Sie an korrupte Gestalten aus der Unterwelt gekettet.
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