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Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Titel: Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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zeigte Rufus.
    »Los, das lesen wir Fili vor«, entschied No.
    Die beiden Jungen liefen zum Anfang des Ganges zurück.
    »Wir haben es«, erklärte No.
    »Und ich lese gerade über die erste Flut«, murmelte Fili.
    »Ja, aber wir haben die von Lucy«, erklärte No ungeduldig. »Deswegen sind wir doch gekommen. Also, hör zu!«
    »Na schön.« Filine schlug ihren Band zu und sah die beiden auffordernd an.
    Rufus blätterte zur angegebenen Seite. »Eine Flutbeschreibung«, las er dann vor. Er überlegte. »Lucy hat sie bestimmt selbst in das Buch geschrieben. Alles ist handschriftlich und jede Flut hat eine andere Handschrift.«
    »Du sollst lesen«, sagte Filine bestimmt.
    Rufus sah sie überrascht an. Filine konnte einen ganz schönen Befehlston am Leibe haben. Aber na ja, vielleicht war sie auch einfach nur sehr neugierig. Er räusperte sich. »Als ich am Morgen erwachte, war ich nicht in meinem Bett, sondern saß mitten auf einem feuchten Acker …«
    »Ähm, ähm!« ertönte in diesem Moment irgendwo über den Köpfen der drei Lehrlinge ein amüsiertes Hüsteln. »Es hat niemand etwas dagegen, wenn ihr euch Flutberichte anschauen wollt, aber die Bücher gehören auf den Tisch beim Lesen, sonst brechen die Rücken. Und im Übrigen weise ich auch darauf hin, dass es zwar nicht verkehrt ist, sich an den Flutberichten eurer Mitlehrlinge zu begeistern, aber für die eigene Zukunft als Teilnehmer an einer Flut wäre es doch wesentlich vorteilhafter, eure historischen Studien in den Vordergrund zu stellen.«
    Verwundert sahen Filine, Rufus und No sich nach der Stimme um. Doch so sehr sie auch die Hälse reckten, sie schien aus dem Nichts zu kommen. Um die Lehrlinge herum und über ihren Köpfen bot sich überall dasselbe Bild: Regale voller Bücher.
    Wieder hüstelte es keckernd. »Ich bin hier oben, falls ihr nach mir Ausschau halten solltet. Ich sehe euch übrigens sehr gut. Aber ich weiß, nicht jeder hat so scharfe Augen wie ich.«
    Filine fasste sich als Erste ein Herz.
    »Sind Sie Meister Iggle?«
    »Natürlich, wer sonst? Ich bin die Bibliothekarin in dieser schönen Halle. Und wer seid ihr?«
    »Die Bibliothekarm?«, rief No. »Aber Sie heißen doch Meister Iggle!«
    Die Stimme lachte schallend. »Soll ich mich etwa, weil ich eine Frau bin, extra Meisterin nennen?! Ich sage ja auch nicht Lehrlingsmädchen zu eurer Kollegin hier. Das klingt doch zu angestrengt. Wenn es euch allerdings Vergnügen bereitet oder leichter fällt, könnt ihr mich auch mit Meisterin anreden. Aber dann am liebsten auf Latein, Magistra Bibliothecaria, das hat wenigstens Stil.« Die Stimme klang jetzt, als würde ihre Sprecherin lächeln. Dann rief sie: »Einer von euch wollte doch gerade wissen, ob es hier eine Ordnung gibt. Natürlich gibt es die. Und wie ich eben sehe, hat sich wieder einmal einer eurer Mitlehrlinge nicht daran gehalten. Der Junge mit den roten Haaren …«
    »Ich heiße Rufus«, rief Rufus.
    »Ah, Rufus Minkenbold! Willkommen! Dann müsst ihr beiden anderen Norbert Brunnemann und Filine Breulhahn sein. Willkommen, willkommen! Also, Rufus, direkt hinter dir, das Buch mit dem dunkelblauen Rücken, ›Aussprache des Phönizischen‹ …«
    Verwundert drehte Rufus sich um. Tatsächlich stand hinter ihm ein schmales blaues Buch. Der Titel war in grauen Buchstaben auf den Buchrücken geschrieben und Rufus konnte ihn in dem Dämmerlicht so eben entziffern. Wo auch immer die Besitzerin der Stimme sich befand, sie musste Augen haben wie ein Adler oder sich gerade einen Scherz mit ihnen erlauben.
    Rufus zog das Buch hervor.
    »Ja, genau«, rief die Stimme. »Das Buch steht nicht in der alphabetischen Ordnung. Es steht einen Platz zu weit links. Ich verstehe wirklich nicht, warum es den Lehrlingen nicht gelingt, sich daran zu halten. Ein Buch braucht nur zwei-oder dreimal in die falsche Richtung zu wandern und schon ist es auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Genauso verloren wie in den Tiefen des Weltalls. Dabei predige ich immer wieder: Bücher sind kostbare Wesen! Man behandelt sie nicht wie einen Vogelschwarm, bei dem man in die Hände klatscht und sich freut, wenn alles bunt durcheinanderfliegt. Aber natürlich geben sie nur dem wachen Geist Preis, was sie in sich tragen. Sie erfordern das Studium. Und wie ich sehe, seid ihr deswegen hier. Jedenfalls hoffe ich das. Nun stell das Buch an seinen richtigen Platz, junger Rufus. Eins weiter nach rechts, dann stimmt die Ordnung wieder.«
    Schnell tat Rufus, was Magistra

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