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Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Titel: Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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ließ sich von den drei Lehrlingen nicht im Mindesten stören. Possierlich stellte sie sich auf ihre Hinterbeine und fraß in aller Ruhe den Radiergummi.
    »Eine Bisamratte, die Ratzefummel frisst. Mann, das ist echt cool!« No gluckste vergnügt. »Wenn das der Bibliothekar mitkriegt, gibt es hier wahrscheinlich gleich erst mal ’ne ordentliche Treibjagd.«
    »Das ist wirklich etwas seltsam.« Filine sah sich nervös um. »Hallo?«, rief sie dann. »Ist hier denn niemand?«
    Doch ihr Ruf verhallte ungehört in der riesigen Halle.
    Rufus beobachtete das Tier, das seinen Radiergummi in aller Ruhe aufgefressen hatte und sich jetzt im warmen Licht der Lampe zu einem Verdauungsschläfchen auszustrecken schien.
    »Diese Bisamratte scheint hier irgendwie dazuzugehören«, sagte er plötzlich. »Außerdem wirkt sie total zahm auf mich. Ich glaube, wir sollten sie einfach in Ruhe lassen. Suchen wir lieber nach den Flutberichten. Irgendwo muss es hier doch einen Katalog geben.«
    »Na gut«, brummte No. »Aber wenn ich finde, dass es reicht, gehe ich in ›Waffenkunde‹ bei Meister Hardy. Das fängt in einer Stunde an. Und da gibt es garantiert richtige Action.«
     
    Die drei drangen weiter in die Tiefen der Bibliothek vor. Am Ende der Halle zweigte ein steinerner Durchgang in einen Raum ab, an dessen Wänden hohe Holzschränke mit quadratischen Schubladen standen. Auf der Vorderseite jeder Schublade war eine weiße Karte angebracht, auf der eine Buchstabenfolge zu erkennen war.
    »Ein Zettelkatalog!« Filine sprang bereits auf den ersten Schrank zu und zog eine Schublade auf. Diese war mindestens so lang wie ihr Arm. Dicht an dicht aufgereiht, standen darin dünne Pappkarten.
    »Wo ist denn F?« Filine ging weiter und öffnete eine andere Schublade. Ihr Blättern in den Pappkarten machte ein leise schnappendes Geräusch. Rufus ging zum nächsten Schrank und folgte ihrem Beispiel.
    »Sieht wirklich aus, als gäbe es hier Bücher über alles«, sagte er nach einer Weile und strich mit dem Finger langsam über eine Reihe Karten, auf denen ausschließlich Bücher über Muscheln verzeichnet waren. Ob Direktor Saurini diese Werke wohl alle gelesen hatte?
    Hinter ihm stieß Filine einen Jubelschrei aus.
    »Ich hab’s.« Sie schob den Kasten zu und lief zurück in die große Bibliothekshalle, um die Zahlen und Markierungen an den Regalen zu studieren. »Kommt schon!«, rief sie. »Hier ist es. Ab hier geht es nur um Fluten!«
    Rufus und No eilten ihr nach.
    Filine bog in einen langen Gang, der von der Mitte des Tonnengewölbes bis ins weit entfernte Dunkel reichte. Dann kniete sie sich auf den Boden und musterte die Buchrücken vor sich.
    Fein säuberlich standen hier tatsächlich die Berichte sämtlicher Fluten, die es, wie auf einem Zettel am Regel vermerkt war, »verzeichneterweise je an der Akademie gegeben« hatte.
    Filine stand auf und schritt die Buchrücken ab.
    »Sie sind nach Jahreszahlen geordnet«, sagte sie. »Das hier scheint der erste Band zu sein. ›Historische Fluten 1392‹.«
    Sie zog das Buch heraus, das in festes Leder gebunden war, schlug es vorsichtig auf und begann zu lesen.
    Der Band war schmal, wie Rufus bemerkte. Er sah auf die anderen Bücher. Eindeutig wurden die Bände von Jahr zu Jahr dicker. Schnell ging er die Reihe weiter. In manchen Jahren waren sie dick wie das Telefonbuch einer Großstadt, dann kamen plötzlich mehrere Bücher, die schmal wie ein Handtuch waren. 1618 bis 1648 schließlich waren in einem einzigen Band zusammengefasst. Rufus schluckte. Vorsichtig nahm er das Buch in die Hand. Das war der Dreißigjährige Krieg gewesen. Die Welt und was in ihr geschah, schien die Akademie nicht unberührt zu lassen.
    »Gucken wir mal, ob die Berichte von Lucy schon dabei sind?«, fragte No.
    »Ja!« Rufus stellte den dünnen Band zurück und lief mit No den ganzen Gang entlang, bis sie das letzte Buch erreicht hatten. Die Regale dahinter waren leer.
    Rufus sah zurück. Bis zu Filine, die nur noch als dunkler Schatten zu erkennen war, waren es bestimmt hundert Meter. Er legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben. Die Regale reichten mindestens fünf oder sechs Meter in die Höhe.
    »Hier ist das Buch vom letzten Jahr«, sagte No. »Gucken wir mal rein?«
    Rufus öffnete den Band. Die Fluten waren in einem handschriftlichen Inhaltsverzeichnis mit Datum, auslösendem Artefakt und den Initialen seines Entdeckers eingetragen.
    »Da, ›Steinsplitter LD‹, das muss Lucy Dinknesh heißen«,

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