Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter
zugeworfen hat.«
»Mann, ich hab gedacht, ich muss gegen den kämpfen.« No, in dessen Gesicht langsam die Farbe zurückkehrte, grunzte empört. »Der war dreimal so breit wie ich.«
»Viermal«, kicherte Filine.
Auch Rufus grinste. »Habt ihr gesehen?«, fragte er. »Das waren richtige alte Waffen.«
»Ja, von so einem Ding ein Fragment zu bekommen, ist bestimmt nicht schlecht«, gab No zurück. »Andererseits, wenn man sich so ein Schwert sozusagen erst im Kampf erobern muss … Puh, ich weiß nicht. Dann vielleicht doch lieber das erste Wagenrad der Geschichte oder ein prähistorisches Werkzeug. Also, was ist, gehen wir uns nach dem Schreck jetzt mal nach Fragmenten umgucken?«
Filine sah No bedauernd an. »Tut mir leid, ohne mich.«
»Was hast du denn vor?«
»Ich verstehe das mit den Fragmenten noch nicht richtig. Ich meine, wenn man eins hat, dann kümmert man sich darum rauszufinden, was es ist, das ist klar. Aber wie findet man das raus? Ich weiß, irgendwo arbeiten einige Lehrlinge an einem Schiff. Aber was tun sie? Ich habe keine Ahnung. Und wieso hat Coralia für die etwas übersetzt? Ich denke, sie ist nicht in dieser Flut? Nein, ich will zuerst mal wissen, was es hier überhaupt schon für Artefakte und Fluten gegeben hat und was mit ihnen passiert ist. Ich gehe in die Bibliothek.«
No stöhnte. »Aber da kann man doch nur lesen.«
»Ja«, sagte Fili. »Und das ist im Moment genau der Ort, der mich am meisten interessiert.«
Rufus sah No an. »Bist du sauer, wenn ich mitgehe? Ich finde das eine gute Idee. Ich möchte eigentlich auch mehr über die Fragmente wissen und wie sie …«
»Oh nein!« No raufte sich in gespielter Verzweiflung die Haare. »Ich bin an zwei Leseratten geraten. Und mit euch soll ich die nächsten Jahre hier zusammen überstehen? Leute, ich bin Erfinder, keine Staubfluse. Aber okay, wenn ihr einverstanden seid, dass ich mir nur die Bilder in den Büchern angucke, komme ich auch mit. Ehrlich gesagt, will ich auch wissen, wie das hier abgeht.«
Fili lächelte und ihre grünen Augen funkelten.
»Da habe ich ja auf einen Streich gleich zwei neue Gefährten gefunden. Okay, Jungs, los geht’s!«
Magistra Bibliothecaria
Den Weg in die Bibliothek zu finden, erschien Rufus genauso schwierig, wie am Morgen in die Werkhalle zu gelangen. Aber wenigstens erkannte er inzwischen den einen oder anderen Saal wieder, auch wenn es immer noch genug Durchgänge und Türen gab, an denen sie vorbeigingen, ohne zu wissen, was dahinter lag.
»Mensch, hinter jedem dieser Teile hier steckt eine eigene Geschichte.« Nos Augen flogen über Fasern und Stoffreste, die in dem Saal, den sie durchquerten, gesammelt waren.
»Eine Geschichte von Menschen.« Filine blieb stehen und nahm einen bräunlichen Faden in die Hand. »Das könnte mal ein Kleidungsstück gewesen sein, das ganz bestimmt jemand hergestellt und auch ganz bestimmt ein Mensch getragen hat.« Ehrfürchtig ließ sie den Faden durch ihre Finger gleiten. »Oder ein Teppich«, murmelte sie, »oder eine Decke irgendwo auf der Welt. Von Azteken, Indianern, Eskimos, Aborigines, irgendwo auf irgendeinem der Kontinente …«
»Und?«, fragte Rufus. »Was wünscht ihr euch für Fragmente? Was würdet ihr gerne rausfinden?«
No zuckte unsicher die Schultern. »Irgendeine coole Erfindung vielleicht, die noch keiner kennt. So was wäre schon ziemlich verschärft.«
»Ich finde nicht, dass es etwas Besonderes sein muss«, sagte Filine. »Aber etwas, dessen Geschichte ich mag. Es kann auch etwas Kleines sein, etwas für die große Welt Unbedeutendes. Ich müsste es nur gerne mögen, wirklich gerne.«
»Aber ich mag abgefahrene Erfindungen wirklich gerne«, brummte No empört.
Fili lächelte, dann sah sie Rufus an. »Und du?«
Rufus war stehen geblieben und schaute über die vielen Stofffetzen und Fäden, die im Halbdunkel glänzten und winzige Schatten warfen.
»Ich weiß nicht«, sagte er zögernd. »Ich glaube, das, was kommt, wird schon das Richtige sein.«
»Wie, du träumst nicht von irgendwas?«, rief No. »Mann, das ist aber schön bescheiden. Also ehrlich, wenn ich mal so richtig überlege und die freie Auswahl hätte – dann bitte eine geheime Erfindung von Michelangelo. Einen Apparat aus Holz und Federn, mit dem man ohne Benzin fliegen kann.« Er lachte. »Oder eine vergessene marsianische Weltraumrakete, die vor einer Million Jahren zufällig auf der Erde gelandet ist und die beweist, dass wir alle vom Mars abstammen. Das wäre
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