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Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Titel: Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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seinem Kopf gewesen. Aber Rufus hatte sie trotzdem erkannt. Es war Nos Stimme.
    Rufus wandte sich um. No saß noch immer auf der Steinbank. Er saß sehr aufrecht und seine blauen Augen waren auf Rufus gerichtet. »Vertrau dir«, hörte Rufus ihn wieder sagen. Und diesmal sah er, wie No es ihm zuflüsterte.
    Rufus drehte sich wieder um und schloss die Augen.
    »Akademie«, flehte er lautlos. »Wenn es ein Fragment hier für mich gibt, dann hilf mir bitte, es zu finden. Aber ich sage dir auch, dass ich alle deine Geheimnisse ergründen will. Ich will wissen, was hier geschehen kann. Und ich will jeden Weg gehen lernen!«
    Rufus stand ganz ruhig, so ruhig wie früher, wenn er sich die Dinge im Museum angesehen hatte. Er sah auf die Beutel im Weidenkorb, die ihm nichts verrieten.
    Im nächsten Moment durchzuckte ihn ein Schlag, fast wie ein elektrischer Stromstoß.
    Rufus zitterte.
    Meister Morley und Meisterin Iggle sahen ihn neugierig an. Rufus’ Hand war in die Höhe gefahren. Aber sie zeigte nicht etwa in den Korb, sondern deutete auf den hintersten Winkel der Aula.
    »Es ist nicht hier«, sagte Rufus. »Ich glaube, es ist nicht in diesem Korb.«
    Beide Meister sahen in die Richtung, in die Rufus deutete. Unter einigen geschnitzten Holzbänken bewegte sich ein kleiner dunkler Schatten.
    »Minster!«, rief Meisterin Iggle. »Das ist Minster. Was machst du hier? Komm her!«
    Tatsächlich saß dort die Bisamratte.
    Meisterin Iggle zog einen Radiergummi aus der Tasche und hielt ihn ihr hin. Aber Minster achtete überhaupt nicht darauf. Mit bebender Schwanzspitze setzte sie sich in Bewegung und kam nicht auf Meisterin Iggle, sondern auf Rufus zugelaufen.
    Und jetzt spürte Rufus, was No gemeint hatte und was die anderen vor ihm gespürt haben mussten.
    Von Minster schien eine Kraft auszugehen, die Rufus unmittelbar berührte. Nicht wie von einem Magneten auf seinen Gegenpol, sondern eher wie ein warmes Licht, das einem an einem Sommertag plötzlich ins Gesicht schien. Bilder zogen Rufus durch den Kopf. Bilder von tiefroter Sonne, so rot, wie Rufus sie noch nie zuvor gesehen oder gespürt hatte.
    Er streckte die Hand nach Minster aus. Und dann wurde ihm klar, dass es nicht von der Bisamratte ausging, was er fühlte. Denn Minster trug etwas im Maul, ein dünnes, längliches, graues Etwas. Rufus konnte nicht sagen, was es war, aber er fühlte in diesem Augenblick ganz deutlich, dass dies das Fragment sein musste, mit dem er sich beschäftigen wollte.
    Rufus sah zu Meisterin Iggle. »In Minsters Maul, das ist es, was ich nehmen möchte.«
    Erstaunt schaute die Meisterin genauer hin. Auch die anderen Anwesenden in der Aula sahen neugierig zu der Bisamratte. Einige warfen sich erstaunte Blicke zu. Aber niemand sagte etwas.
    »Minster, komm her, was ist es, das du da trägst?«, rief Meisterin Iggle. »Ist das für Rufus?«
    Ohne zu zögern, lief die Bisamratte an Meisterin Iggle vorbei auf Rufus zu.
    Das Ding in ihrem Maul war ein graues Stück Metall. Es war nur ein kleines Stück, etwa von der Größe eines Bleistiftstummels. An einigen Stellen glänzte es bläulich wie eine Ölpfütze auf der Straße.
    »Es sieht aus wie kleines Gewicht«, dachte Rufus, als Minster ihm das Fragment vor die Füße legte. Er bückte sich und streichelte der Bisamratte über das Fell.
    Dann nahm er das Fragment in die Hand.
    »Das ist noch nie vorgekommen«, zischte Meister Morley der Bibliothekarin leise zu. »Ich wusste gar nicht, dass Minster apportieren kann.«
    »Apportieren«, schnaufte Meisterin Iggle. »Sie ist eine ausgebildete Buchfinderin. Aber dass sie ein Fragment gebracht hätte, daran kann ich mich auch nicht erinnern. Woher hat sie das überhaupt? Normalerweise nimmt sie nie etwas aus den Ausstellungssälen.«
    Rufus hörte die Stimmen der Meister wie aus weiter Ferne. Er hielt das Fragment in der Hand und jetzt wurde ihm endgültig klar, was die anderen Lehrlinge und Gesellen empfunden haben mussten. Kaum hatte er das Stück Metall berührt, war es, als flösse ein Strom zwischen ihm und dem Fragment hin und her. Ein warmer, lebendiger Fluss, der ein ähnliches Gefühl in ihm auslöste wie eine Katze auf dem Schoß, die zufrieden schnurrte.
    Ein Lächeln stahl sich auf Rufus’ Gesicht. Plötzlich wusste er auch, wo Minster das Fragment herhatte.
    »Minster hat es nicht aus einem der Säle«, sagte er leise zu den beiden Meistern. »Das Fragment war in der Bibliothek hinter ein Regal gefallen. Dort hat es Minster

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