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Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Titel: Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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setzte sich zu den beiden vor den großen silbernen Teller. Dann sagte er: »Nach diesem unglaublichen Tag habe ich echt einen Bärenhunger, egal, ob es Auerochsen mit Kümmelhonig oder gebackene Ameisen in Schneckensoße gibt.«
    No sah ihn erschrocken an und schüttelte sich angewidert. »Kennst du die Speisefolge etwa schon? Muss man hier so was essen?«
    »Nein«, beruhigte ihn Rufus. »Aber ich wette, dass es ziemlich verrücktes Zeug geben wird. Bestimmt lauter Dinge, die wir noch nie probiert haben. Und bestimmt keine kalten Käsestullen, das ist doch klar.«
    Als Filine und No ihn verwirrt ansahen, grinste er nur.
     
    Und Rufus sollte recht behalten, was das Essen anging. Meister Spitznagels Menu war alles andere als kalter Käse.
    Denn kurz darauf schritt der große Kochmeister höchstpersönlich durch die Gänge zwischen Zelten, Bänken, Teppichen und Matten und hielt den Lehrlingen, Gesellen und übrigen Meistern große Platten mit dampfenden, höchst ungewöhnlichen Speisen unter die Nase.
    »Lehrlinge und Gesellen!«, rief er dazu mit seiner dröhnenden, tiefen Stimme. »Erst war ich mir nicht sicher, ob wir historisch-chronologisch essen sollten oder doch lieber in der etwas langweiligeren, dafür aber allseits bekannten Reihenfolge der Vorspeisen, Hauptspeisen und Nachspeisen. Ich habe mich dann für die chronologisch-historischen Abfolge der Gänge entschieden, ohne auf das Bekannte zu verzichten. Wem dabei allerdings das Süße zu Beginn die Suppe versalzt, der kann es ja getrost zugunsten des folgenden Salzigen liegen lassen, bis dieses Salzige ihm das Süße wieder schmackhaft gemacht hat. Hauptsache, ihr verbittert mir nicht und nichts stößt euch sauer auf!« Der Koch lachte schallend und schwang dazu ein großes Messer, das er aus dem Gürtel zog. Er wischte es kurz an seiner Schürze ab, die eher der Palette eines Malers glich als einer frisch geweißten Kochschürze, dann schnitt er einen großen Brocken Fleisch von einem Spieß.
    »Jawohl, Meister Spitznagel!«, rief Gino Saurini, der sich auf einer afrikanischen Bastmatte niedergelassen hatte. »Essen wir also chronologisch oder essen wir nach den bekannten Tischsitten, aber vor allem: Essen wir endlich!«
    Die Augen des Direktors blitzten und sein dicker Bauch hüpfte erwartungsvoll. »Ich bin sehr gespannt, was Sie uns heute auftischen werden.«
    Meister Spitznagel lachte. »Auftischen wird sich jeder selbst!« Er deutete auf einen gewaltigen Stapel Holzteller am Rand der Feuerstelle. »Die Teller stammen aus dem 12. Jahrhundert. Echte deutsche Wertarbeit. Nehmt euch jeder einen.«
    Das ließen sich die Mitglieder der Akademie nicht zweimal sagen. Im Nu drängten sich Lehrlinge, Meister und Gesellen um Tellerstapel und Feuerstelle.
    Auch Rufus, Fili und No sprangen auf und reihten sich in die Schlange.
    »Er hat gesagt, wir fangen mit was Süßem an!« No leckte sich die Lippen. »Vielleicht ist es ein Schokoladenpudding, was meint ihr?«
    Erwartungsvoll sah er zu Filine und Rufus. Aber Filine schüttelte amüsiert den Kopf.
    »Wie Schokopudding sieht das nicht aus!« Sie zeigte auf den ersten Gang, den ein Lehrling vor ihnen eben auf den Teller gelegt bekam. Es waren dicke Fleischbrocken in einer rostbraunen, klebrig wirkenden Masse.
    »Iiih!«, rief No und verzog den Mund. »Was ist das denn? Das sieht ja wie Kleister aus.«
    »Akademiker!«, rief Meister Spitznagel fröhlich. »Wie ihr wisst, jagten die Menschen vor etwa 30 Millionen Jahren zuallererst sehr kleine Tiere. Eidechsen zum Beispiel, Maulwürfe oder Insekten. Auch Larven waren wichtige Eiweißspender.«
    Nos Augen wurden groß. »Das sind doch hoffentlich keine Maulwürfe in Larvensoße?«
    »Nein«, sagte Rufus schnell, dem auch nicht ganz wohl war. »So große Maulwürfe gibt es nicht. Hoffe ich jedenfalls.«
    Filine kicherte.
    Meister Spitznagel fuhr fort: »Aber dann dachte ich, 30 Millionen Jahre sind doch schon recht lange her. Fangen wir also ruhig etwas später an. Aber so ganz ohne ein prähistorisches Rezept wollte ich dann auch wieder nicht beginnen. Und so serviere ich euch heute zuerst gegrillten Elch. Gut gehäutet und aufs Beste ausgenommen, ein paar Stunden am Spieß über dem Feuer gegart und zur Feier des Tages mit karamellisierten Kirschblüten übertunkt. Letzteres ist eine ganz kleine Neuerung von mir. Aber sie passt hervorragend.« Der Meister lachte entschuldigend. »Dazu könnt ihr gleich eine um 200 vor unserer Zeitrechnung in China sehr beliebte

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