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Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Titel: Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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sprechen«, mischte sich Meisterin Iggle ein. »Wenn der Lehrling sich so sicher ist, steht seine Überzeugung für sich. Gutes Gelingen, Norbert Brunnemann.«
    »No!«, rief No. »Nennen Sie mich bitte No wie so. Das machen alle.«
    Meisterin Iggle lächelte. »Gutes Gelingen, No wie so!«
    Rufus hatte alles voller Spannung verfolgt. Das Leuchten in Nos Augen zeigte ihm, dass da vorne etwas passieren musste, das man nicht sehen konnte. Irgendwie schien man mit den Fragmenten in Beziehung zu treten. Und obwohl Rufus nervös und aufgeregt war, fieberte er plötzlich seinem Fragment regelrecht entgegen.
    No kam zurück und setzte sich wieder. Er hielt seinen Beutel fest an sich gedrückt.
    Dann rief Meister Morley Filine auf. Rufus konnte sehen, dass auch sie sehr aufgeregt war. Filine hob den Kopf von den Knien und richtete ihre grünen Augen auf den Meister und den Korb. Dann erhob sie sich von ihrem niedrigen Hocker, holte kurz Luft und ging mit großen Schritten nach vorne. Dabei hielt sie den Kopf hoch, als wollte sie dem Rest der Welt zeigen, was für eine Würde sie in diesem Augenblick empfand.
    Wie sie da so ging, wirkte sie trotz ihrer unscheinbaren Gestalt fast noch majestätischer als Coralia in ihrem Kaiserinnengewand.
    Meisterin Iggle bat Filine, ihre Wahl zu treffen.
    Filine neigte leicht den Kopf, streckte die Hand aus und ließ sie in der Luft über den Beuteln schweben. Es war, als tastete sie nach einem unsichtbaren Magnetfeld. Im nächsten Augenblick sank ihre Hand hinab und kam nur eine Sekunde später mit einem grün gefärbten Lederbeutel wieder heraus. Meisterin Iggle sah sie an und sprach die Formel.
    Filine sagte fast gar nichts. Sie beantwortete die Fragen nur dreimal mit Ja, dann drehte sie sich um und verließ die Aula.
    Erstaunt sah Rufus ihr nach.
    »Sie will bestimmt mit ihrem Fragment alleine sein«, flüsterte No neben ihm. »Ich habe auch kurz daran gedacht, aber irgendwie fühle ich mich mit dem Ding in dem Beutel so wohl, dass ich noch gar nicht wissen muss, was es genau ist. Klingt komisch, aber genau so geht es mir. Ich kann es gar nicht erwarten, es anzusehen, aber gleichzeitig finde ich es toll, es doch noch im Beutel zu lassen.«
    Rufus schluckte.
    In diesem Moment rief Meister Morley: »Rufus Minkenbold!«
    Rufus stand auf. Seine Knie waren auf einmal weich wie warmes Birkenpech, und zugleich fühlte er sich, als müsse er durch einen großen See bis zum Weidenkorb und den Meistern waten.
    Was würde er auswählen? Würde das Fragment je zu ihm sprechen? Würde er eine Flut erleben und würde es ihm die Geheimnisse der Fluten verraten, damit er sie eines Tages so gut kennen würde, dass er seinem geheimen Wunsch näher kommen konnte?
    Rufus’ Blick wurde hell. Er wollte alles darüber wissen, wie die verlorene Zeit in der Akademie wieder lebendig wurde und wie ein Mensch es durch die Kräfte der Akademie schaffte, die Vergangenheit noch einmal zu betreten.
    Ohne es zu merken, war Rufus vorne beim Weidenkorb angelangt.
    »Rufus«, empfing ihn Meisterin Iggle. »Bist du bereit, deine Wahl zu treffen?«
    Rufus zögerte. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Vorsichtig streckte er die Hände über dem Korb aus. Aber was er spürte, war absolut nichts.
    Unsicher sah er die Meisterin an.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich spüre hier gar nichts.«
    Meister Morley streckte die Hand aus. »Überhaupt nichts?«
    »Nein.«
    Auf einmal fühlte Rufus sich sehr schlecht. War vielleicht sein geheimer Wunsch daran schuld? War es falsch, wonach er sich sehnte und was er lernen wollte? Sollte er vielleicht so tun, als ob er einen der Beutel als den richtigen empfand? Aber genauso schnell, wie ihm der Gedanke gekommen war, verwarf er ihn wieder. Wenn er die Geheimnisse der Akademie wirklich ergründen wollte, dann durfte er nicht lügen und sich nichts vormachen.
    Hilflos hielt er die Hand in der Luft. Alle anderen hatten eindeutig etwas gespürt. Irgendetwas, das Rufus ganz offensichtlich nicht spürte. Aber wieso? War er vielleicht doch falsch hier?
    Er merkte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Er hatte die Geschichte aus dem Buch gesehen, von den Brüdern. Und er war dabei gewesen, als die Flut mit dem Schiff scheiterte. Das zumindest hatte er gespürt. Das Scheitern. War das etwa alles, was er konnte?
    Rufus’ Brust zog sich immer enger zusammen.
    »Vertrau dir«, hörte er in diesem Moment eine leise Stimme. Verwundert lauschte er. Sie war so leise, als wäre sie nur in

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