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Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter

Titel: Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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kleinen Kartoffeln und Rübchen in einer kräftigen Honigtunke. Wo bist du?«
    »Also, so wie Sie fragen, war das natürlich in Frankreich«, sagte No grinsend.
    Spitznagel schmunzelte. Trotzdem sagte er: »Du gestattest, dass ich deine Ableitung, die Antwort aus meiner Frage herauszuhören, nicht als historisch korrekten Beweis anerkenne.«
    »Aber in Frankreich hat man im Mittelalter wirklich gebratene Tauben gegessen«, fiel Rufus ein. »Und Honig ist auch ein typische mittelalterliche Zutat.«
    »Das klingt schon besser«, nickte der Koch überrascht. »Woher weißt du das?«
    Rufus stockte. Dann sagte er. »Meine Mutter hat früher viel für uns gekocht. Und ich habe ihr dabei zugesehen. Wir haben manchmal zusammen in Kochbüchern gelesen und uns Rezepte ausgesucht.«
    Spitznagel pfiff anerkennend durch seine großen Zähne. »Sie kocht offenbar gut, deine Mutter!«
    »Ja«, murmelte Rufus. »Früher schon.«
    Der Koch beugte sich näher zu ihm. »Wieso früher? Kocht sie heute nicht mehr?«
    Rufus spürte, wie seine gute Stimmung verflog. Er sah den Kochmeister an. Dieser hatte durchdringende blaue Augen, die ihn neugierig musterten.
    »Nein«, antwortete Rufus. »Sie kocht schon lange nicht mehr.« Dann stieß er hervor: »Aber früher hat sie sehr leckere Sachen gemacht. Jetzt macht sie nur noch kalte Käsebrote.«
    »Und du magst keine kalten Käsebrote?«
    Rufus fühlte, wie ihn ein Kloß im Hals am Sprechen hinderte.
    Spitznagel schwieg einen Moment. Dann sagte er plötzlich: »Hat das damit zu tun, dass du hier an der Akademie bist? Glaubst du, du kannst das hier vielleicht – irgendwie ändern?«
    Erschrocken hielt Rufus die Luft an. Aber der Blick des Kochmeisters hatte sich nicht verändert. Er sah ihn immer noch neugierig an.
    Im nächsten Moment stieß Rufus hervor: »Geht denn das?«
    Der Kochmeister schaute ihm direkt in die Augen. »Ich weiß es nicht, junger Lehrling. Wirklich nicht. Ich weiß nur, dass die Wege der Akademie sich dir nur öffnen, wenn du dem folgst, was sie dir zeigen will. Aber jeder hier ist frei, die Wege der Akademie selbst herauszufinden. Doch man verirrt sich leicht in der Vielfalt all dessen, was man zu sehen bekommt. Und wenn man sich verirrt, wird es dunkel. Das Scheitern einer Flut ist immer wahrscheinlicher als ihr Erfolg. Und nur bei erfolgreichen Fluten kann man die Wege der Akademie studieren.« Der Meister schwieg kurz.
    Dann sagte er: »Ich habe noch nie erlebt, dass jemand an einen Ort und in eine Zeit gekommen wäre, die er sich selbst ausgesucht hat. Aber als Koch sage ich immer: Man muss es probieren. Nur wenn man es probiert, wird man wissen, wie es zubereitet werden kann. Aber man muss sich auch bewusst sein, dass es Gifte gibt, Sachen, vor denen man den Mund verschlossen halten sollte!«
    Rufus holte Luft. Dann sagte er: »Aber Sie müssen es doch wissen, Sie sind ein Meister.«
    Der Koch brachte sein Gesicht dicht vor das von Rufus. So dicht, dass ihn niemand außer Rufus mehr hören konnte, als er sagte: »Ich wusste einmal sehr viel mehr über die Wege der Akademie, als ich es jetzt noch tue. Weißt du, warum? Ich werde älter. Aber eine Flut löst man leichter aus, wenn man jung ist. So jung wie du. Den Alteren passiert das nur noch selten. Und darum weiß ich fast alles, was ich heute weiß, von früher. Ich habe es damals in den Fluten gelernt. Und ich habe studiert. Doch meine Flutzeit neigt sich dem Ende zu.« Er lächelte. »Dafür konnte ich damals noch nicht kochen. Und heute koche ich sehr gut. Ich kenne viele Speisen und Gerichte aus vielen Jahrtausenden. Sehr viele. Und ich erkenne, wo ich bin, wenn ich sehe, was die Menschen dort essen. Man muss aufpassen, dass man sich nicht verirrt. Du fragst mich, aus mir unbekannten Gründen, ob mein Messer aus Silber ist. Und ich frage dich im Gegenzug etwas anderes, das dich ablenkt. Schon bist du verwirrt. Und plötzlich sprichst du mit mir über Dinge, über die du nicht sprechen wolltest. Du hast Glück, denn ich bin dein Meister, und du kannst mir vertrauen. Aber in einer Flut hättest du dich jetzt vielleicht schon verirrt. Du bist deiner wichtigsten Frage nicht gefolgt.«
    Plötzlich richtete sich der Meister wieder auf.
    »Was das angelaufene Silber angeht. Das ist eine bekannte chemische Tatsache. Meister Zachus kann sie euch sicher genauer erklären. Es hat mit schwefelhaltigen Gasen zu tun, die in der Luft vorkommen.« Seine Stimme war wieder laut geworden. »Wir drei sehen uns bald in

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