Die Akademie der Lüste (German Edition)
wird dich hier zu etwas drängen oder zwingen, was du nicht willst. Der einzige Mensch, der entscheidet, wie weit du gehen willst, bist du. Unser wichtigstes Ziel ist es, dass du dich wohlfühlst. Aber ich verspreche dir auch, dass du, wenn du es dir selbst erlaubst, deine Grenzen auszutesten, viel für dich gewinnen kannst. Und auch für deinen Partner.«
Jaine musterte Lornas Gesicht, aber die andere Frau wirkte vollkommen aufrichtig. Schließlich nickte sie.
Lorna lächelte und legte ihren Arm wieder um Jaines Schultern. »Eigentlich ist es viel zu spät für diesen ganzen tiefgründigen Unsinn«, fuhr sie sanft fort. »Ich sollte dich schon längst zur Einführung gebracht haben.«
»Bist du mein persönlicher Bodyguard?«, entfuhr es Jaine. Lorna lachte. Es war ein dunkler vibrierender Ton, so wie sie selbst, sinnlich und verheißend. »Ja, so etwas in der Art«, erwiderte sie. »Komm.«
Sie führte sie durch die Parkanlage, hinein in den Dschungel. Für einen Moment verspürte Jaine ein beklemmendes Gefühl, als sie unerwartet in diese grüne Dunkelheit mit all ihren Geräuschen eintauchten, aber kaum hatten sie den Rand des Dschungels hinter sich gelassen, flammten kleine Lichter auf. Vor ihnen lag ein mit Steinen ausgelegter Weg, der von niedrigen Lampen flankiert wurde. Die Luft war hier schwüler, dichter und trug würzige Gerüche mit sich.
Lorna bewegte sich auf dem Weg wie eine Tänzerin, und Jaine spürte ihre Hüfte, die bei jedem Schritt gegen ihre strich.
Sie schwiegen, und Jaine merkte, dass sie sich tatsächlich entspannte. Anscheinend gab es nur diese beiden Optionen, wenn man Arm in Arm mit einer Frau lief, die einen während eines der intimsten Momente ihres Lebens gesehen hatte.
Michael hat mich dabei noch nicht gesehen, schoss es ihr durch den Kopf, aber in Jaine regte sich Trotz ob dieses Gedankens. Das war mit Sicherheit nicht ihre Schuld.
Der Weg endete auf einer großen Lichtung, die fast vollkommen von einem runden Gebäude eingenommen wurde. Es sah aus wie ein großes Rundzelt, eine Jurte, mit einer niedrigen Decke. Die Eingänge waren mit leichten Tüchern verhängt, die sich im abendlichen Wind blähten und einfach beiseiteschieben ließen. Lorna bedeutete Jaine hineinzugehen und die betrat die Schwärze dahinter. Kein Licht brannte; Jaine konnte ihre eigene Hand vor Augen nicht sehen. Kurz erfasste sie Angst, aber Lornas Hand fand ihre.
»Keine Angst, ich sagte dir doch, es wird dir nichts passieren.«
Jaine nickte und realisierte im gleichen Augenblick, wie dumm diese Geste war – Lorna konnte sie ja nicht sehen. Stattdessen drückte sie deren Hand kurz zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.
Lorna führte sie, und Jaine stolperte in winzigen Schritten hinter ihr her, unsicher, ob sie nicht fallen würde. Doch der Boden war eben, und sie konnte sich einfach darauf bewegen. Nach einigen wenigen Schritten blieben sie stehen. Jaine wollte etwas fragen, aber Lorna drückte sanft ihre Hand, und Jaine verstummte.
Plötzlich flackerte Licht auf und erhellte den Raum vor ihr. Sie konnte nicht genau ausmachen, woher diese Lichtquelle kam, aber sie konnte einen runden Raum erkennen, dessen Boden mit Kissen in exotischen Farben und Mustern bedeckt war. Darauf saß ein Pärchen mit Halbmasken vor dem Gesicht, doch ansonsten waren beide nackt. Sie streichelten sich abwesend, ohne drängende erotische Absicht, auch wenn der Mann eine sichtbare Erektion hatte. Es schien, als würden sie auf etwas warten.
Jaines Herz begann schneller zu schlagen. »Was ist das?«, flüsterte sie nun doch.
»Es gehört dazu. Macht es dir Angst?« Lornas Stimme und ihr Atem waren so nah an ihrem Ohr. Jaine schloss für einen Moment die Augen, nur um sie gleich wieder zu öffnen. »Nein«, erwiderte sie zu ihrer eigenen Verwunderung. Tatsächlich fühlte sie keine Angst und war nicht von dem Anblick abgestoßen.
»Gut. Und mach dir keine Sorgen, dass sie dich sehen könnten.« Lornas Hand drückte sich gegen eine Glasscheibe, direkt vor ihnen. »Venezianische Spiegel – sie sehen sich, aber nicht dich.«
Jaine bemerkte erst jetzt, dass auch die übrigen Wände des Raumes die schwachen Reflexionen des Pärchens zurückwarfen. Das Licht reichte nicht, um sie beide vollkommen zu spiegeln, aber es war genug, um die anderen Spiegel zu erahnen. Hieß das, dass dort noch mehr Menschen waren, verborgen und beobachtend wie sie beide in diesem Raum?
Jaine streckte die Hände nach links und rechts aus, und ihre
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