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Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
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Mauervorsprung sitzen und mit den Beinen baumeln. Der Junge hatte einen Kaugummifetzen auf der Nase kleben, ohne dass ihn das sonderlich zu stören schien. »Bist ja doch nicht weggelaufen!«, begrüßte er ihn gut gelaunt.
    »Ich kann doch nicht weglaufen«, meinte Daniel und klang so, als wäre es selbstverständlich, dass er das nicht konnte.
    »Och, man kann ’ne ganze Menge. Mrs. Terranto hat in einer Stunde Zeit für dich, vorher kannst du in der Krankenstation vorbei gehen und dir den Tropf abnehmen lassen. Hat dir der Pudding geschmeckt? Kate und die anderen Mädels sind ganz okay, aber ziemlich normal.« Es klang fast ein bisschen abschätzig.
    Daniel legte den Kopf schief. »Aha, wenn du das sagst«, meinte er ausweichend. »Und, hast du deinen Rock noch oder trägt ihn das kleine Mädchen? Diadree meine ich. Sie sagt, sie kennt mich. Ich sie leider nicht.«
    Sunday sprang leichtfüßig von dem Mäuerchen. »Sie darf ihn für drei Wochen haben. Sie hat dich gesehen, als du wohl noch weggetreten warst. Sie hat mitgeholfen, dich zu retten, sagt sie. Kann sogar sein. Mrs. Terranto weiß da mehr. Magst du Diadree?«
    »Ich erinnere mich an eine Eule und an ihre Stimme«, meinte Daniel widerstrebend. »Aber ich denke, das war nur ein verrückter Traum. Sie scheint das ja besser zu wissen. Ich denke, ich mag sie.« Er lächelte.
    »Och, Diadree ist schon ein Vögelchen. Ich wollte immer eine kleine Schwester wie sie haben. Sie lässt mich meist ausreden.« Wie zuvor hakte sich Sunday bei Daniel unter und schien nicht davon auszugehen, dass dieser sich wehrte. Daniel grinste etwas verlegen. Er konnte nicht sagen, jemals so einen Jungen wie Sunday kennengelernt zu haben. Keiner hätte sich je so unbefangen benommen oder gar die körperliche Nähe anderer Jungen gesucht. »Ich kann gut allein laufen. Ich bin nicht krank«, erklärte er und versuchte damit wieder etwas Abstand zu gewinnen.
    Sunday grinste zurück, ließ ihn aber nicht los. »Ich weiß«, sagte er schlicht.
    Daniel ließ es dabei bewenden. Dieser Tag war verrückt genug, was tat da noch ein Junge, der sich bei ihm einhakte? Zudem, was wusste er schon, was für einen Auftrag Sunday genau bekommen hatte.
    »Bist du ein Waisenkind? Ich meine, du hast gesagt, du bist der Pflegesohn einer der Chefs hier«, wechselte Daniel das Thema und hoffte, dass das unverfänglich war.
    Aber das war es leider nicht. Alles Verspielte wich aus Sundays Miene; Daniel war verblüfft, wie erwachsen dessen Gesicht plötzlich aussah. »Wir sind alle Waisenkinder hier, auch wenn die Eltern noch leben. Ich glaub nicht, dass dich das interessiert.«
    »Ich sollte wohl nicht fragen«, stellte Daniel fest und schimpfte sich einen Idioten. Dennoch, ihn interessierte es schon.
    »Frag später noch mal. Der Tag ist zu schön für hässliche Themen«, wich Sunday erneut aus. Sein Lächeln wirkte etwas gequält.
    Daniel seufzte stumm. Irgendwie gab ihm das kein gutes Gefühl. War er jetzt auch ein Waisenkind? Vielleicht wollte er es im Moment nicht so genau wissen. Doch früher oder später würde er sich die Frage erneut stellen, das wusste er schon jetzt.
    »Kannst du mir dann die Schule zeigen?«, bat er jedoch und hoffte, sich damit selbst abzulenken. »Ich bin etwas neugierig. Ich kann nicht glauben, dass ich einfach hier bleiben kann, wenn ich es will.«
    »Klar kannst du!« Sunday zog Daniel die Stufen zur Terrasse hoch. »Was willst du zuerst sehen? Die Bibliothek? Den Festsaal? Den Swimmingpool? Oder willst du hier draußen zu den Vogelvolieren und den Sportplätzen?«
    »Vogelvolieren?«, fragte Daniel alarmiert. »Gibt es hier Eulen?«
    Sunday sah ihn amüsiert an. »Du glaubst gar nicht, was hier für Tiere herumlaufen! Aber Eulen schlafen tagsüber, von denen ist jetzt nichts zu sehen«, erwiderte er mit einem seltsamen Unterton, der fast spöttisch klang.
    »Okay, wenn du meinst. Dann den Swimmingpool und den Sportplatz. Dann vielleicht die Bibliothek und den Festsaal«, stellte Daniel seine Prioritäten vor.
    Sein Begleiter deutete nach rechts. »Dann hier lang.«
     
    Die nächste halbe Stunde spazierten die zwei Jungen über das weitläufige Gelände und erkundeten dann weiter das Gebäude. Sunday lebte offensichtlich schon sehr lange hier und kannte die Schule wie seine Westentasche. Abgesehen von seinen ab und an zusammenhanglosen Bemerkungen und seiner allgemein merkwürdigen Art erzählte er Daniel die interessantesten Dinge über ihren Aufenthaltsort, auch über

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