Die Akte Daniel (German Edition)
Schule geblieben. Jetzt lag er so wie immer, nackt und sehr anhänglich, bei Daniel und schlief. Sunday brauchte sowieso schon mehr Schlaf am Tag. Aber letzte Nacht war er unruhig durch das Zimmer gelaufen, bis sich Daniel seiner erbarmt und ihn in seine Arme genommen hatte. Erst dann wurde Sunday ruhiger.
Daniel strich durch die roten Haare. »Hallo Wollknäuel, keinen Hunger?«, fragte er leise. Einen Nachtling zu fragen, ob er keinen Hunger hatte, grenzte im Grunde an einen Witz. Nachtlinge konnten essen wie die Weltmeister und nahmen dabei kein Gramm zu. Ihr Leben und ihre Lebensart verbrauchte einfach zu viel Energie.
»Hm ... einmal Spaghetti Bolognese mit extra Fleisch und zum Nachtisch Schokoeis, bitte«, schnurrte Sunday noch im Halbschlaf und drückte seine Nase in Daniels Pyjamaoberteil.
»Da findest du aber keine Spaghetti mit Bolognese und extra viel Fleisch!«, erinnerte Daniel Sunday daran, dass hier keine Futterquelle zu finden war.
»Ach, Details. Alles nur Details. Herr Ober, zwei Portionen bitte«, nuschelte Sunday und kaute zufrieden auf dem Stoff herum.
»Na, ob du davon satt wirst?«, gluckste Daniel. »Das ist weder essbar noch sonderlich nahrhaft.«
»Gnnnn...?« Sunday blinzelte genervt. »Du hast gewonnen, ich bin ja wach. Und dein Schlafanzug schmeckt wirklich nicht.« Mit flinken Fingern knöpfte er das Oberteil auf und leckte über Daniels Haut, als wäre es Eiscreme.
»Whaaa!«, rief Daniel, »Was wird das denn jetzt? Ah ...«
Sunday sah ihn aus den unschuldigsten Augen an, die man sich nur vorstellen konnte. »Ist was? Ich sollte mir doch was suchen, was besser schmeckt.« Und wieder wanderte seine Zunge über Daniels Brust bis hinauf zum Schlüsselbein.
Daniel musste lachen und zog Sunday zu sich, um ihn zu küssen. »Du bist frech, weißt du das? Aber ich schätze, das weißt du besser als ich.«
»Ich bin doch ganz lieb«, verteidigte Sunday sich und ließ sich begeistert in den Kuss fallen, forderte weitere ein und bemerkte dann wirklich frech: »Und du bist selber schuld, dass du so lecker bist.«
»Oh, jetzt bin ich also schuld, wenn ich das Opfer eines Kannibalen werde, der sich nicht beherrschen kann?«, fragte Daniel ihn lachend. »Ah, ich liebe dich. Mit Haut und Haaren und mit Fuchsschwanz.«
»Ich dich auch. Auch wenn du kein Fell hast oder spitze Öhrchen.« Sunday wuschelte durch Daniels schwarze Haare und drückte ihn an sich wie einen übergroßen Teddybären. »Du sag mal ...«
»Mal!«, murmelte Daniel gehorsam.
»Ich habe es gewusst, ich bin ansteckend!« Daniel erntete einen sanften Knuff in die Rippen. »Dabei wollte ich dich nur fragen, wann wir endlich mal richtig Sex haben. Und nicht bloß immer abbrechen, wenn es spannend wird.«
Noch immer blickten Sundays hellbraune Augen ganz unschuldig. Doch niemand hätte ihm in diesem Moment geglaubt. Auch Daniel tat das nicht. Aber dafür war das Thema zu kitzlig, um sich darüber weiter Gedanken zu machen.
»Richtigen Sex?«, wiederholte er. Daniel fiel siedend heiß ihr gemeinsames Versäumnis ein. Sie hatten noch nie über dieses ganz spezielle Thema ein Wort verloren. Sie streichelten sich gegenseitig bis zum Höhepunkt, aber richtigen Se x hatten sie noch nie gehabt. Wobei Daniel zugeben musste, dass er schon versucht hatte, sich darüber zu informieren. Aber das war einfach nur peinlich gewesen und seitdem hatte er es nie mehr probiert. Fast eine Stunde rotglühend im Gesicht sich vor aller Welt verstecken zu müssen, weil man einfach den Mut nicht fand, war abschreckend genug gewesen. Aber seitdem war viel Zeit vergangen und einiges hatte sich als einfacher herausgestellt als vermutet. »Na, wenn du weißt, wie genau richtiger Sex geht, ohne dass ich noch mal von Mrs. Pollang darüber ausgefragt werde, was ich mit dem Bibliothekscomputer auf Pornoseiten zu suchen hätte, können wir es ja probieren.«
»Was suchst du auch auf Pornoseiten?«, rügte Sunday. »Das Einfachste ist, die Mädchen zu fragen, einschlägige Literatur von einer Shoppingtour mitzubringen. Oder gleich in einen dieser Shops zu gehen. Dorothy war ganz begeistert. Aber das wird ja jetzt alles schwierig.«
»Klar, du traust dich auch, die Mädchen zu fragen, dass sie so etwas besorgen. Die sehen auch aus, als ob sie in so einen Laden kämen. Nein, ich schätze nicht, dass wir die Theorie geliefert bekommen, wenn wir das nicht irgendwie doch noch in der Bibliothek finden. Richtiger Sex! Ich habe keine Ahnung. Da wimmelt es nur
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