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Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
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kaum das Bewusstsein eines solchen erreichten. Aber auch ein wacher Mensch war auf unbewusste Weise zu erreichen und manipulierbar. Die volle Unterstützung zu verlangen war nicht abwegig, denn wenn ein Telepath versucht hatte, Jeremy bewusst oder unbewusst zu übernehmen, steckten sie in mehrfacher Hinsicht in Schwierigkeiten.
    »Verstanden. Code Psi bestätigt. Over«, kam die Antwort per Funk. Stella steckte das Gerät weg und sah zu den Kindern; in ihren Tiergestalten wirkten sie erst recht verschreckt und hilflos. Sie zog die beiden an sich, und sie kuschelten sich dankbar an.
    Sie waren noch so schrecklich jung ... Stella wusste, dass sie ansonsten nichts Besonderes waren. Sie waren keine Nachtlinge, die langsam alterten. Normale genetische Ausstattung und mit den normalen geistigen Defiziten, wie sie alle Nachtlinge hatten. Irgendwie bezweifelte sie, dass dieser Raubzug das Ziel gehabt hatte, Kinder wie diese zu bekommen. Die Schule an sich zu überfallen machte Sinn, aber dann einfach per Fischzug und ohne Selektion durchzugehen, war äußerst ineffizient gewesen. Zudem, wer hatte ihnen den Standort der Schule verraten?
    Gedankenversunken streichelte sie den Hamster und den Affen.
    Kurz kam ihr der Gedanke, dass jemand aus der Schule oder vom Ordo sie verraten haben könnte, aber dann verwarf sie ihn wieder. Freiwillig würde das niemand tun.
    Aber unbewusst? Auch die Gegenseite hatte Traumgänger, und selbst die stärksten Barrieren nützen bei Nacht wenig, wenn sich in den Barrieren ihrer eigenen Psi-Begabten ein Loch auftat, weil keine Barriere wirklich perfekt sein konnte. Da war zwar immer noch der Psi-Schutz, der über dem ganzen Gelände hing, aber grundsätzlich war der Schutz nur so stark, wie der Gegner schwach war. Stella verstand nicht allzu viel von solchen Dingen, aber dass die Firma die Schule erst jetzt angegriffen hatte, ließ darauf schließen, dass es für sie sehr schwer gewesen war, deren Standort zu ermitteln.
    Sicher waren alle beim Ordo schon deswegen in heller Aufregung. Nach dem ersten Schrecken folgte jetzt wohl die Untersuchung. Das war etwas, was niemand genauer nachvollziehen konnte, der so »blind« wie sie war. Außer kämpfen und sich sehr schnell bewegen konnte sie nichts. Geistig kommunizieren, darin war sie eine Niete. »Ich hoffe, der Schutz reicht«, murmelte sie.
    »Warten wir es ab!«, meinte Gordon. »Wir sind schon auf der Hauptstraße, es ist also nicht mehr weit. Wie geht es den Kindern?«
    »Meinst du die Wollknäuel?« Stella hielt beide hoch. »Ich glaube, euch beiden geht es wieder besser, nicht wahr?«, meinte sie und lächelte.
    Wie zur Antwort kuschelten sich die beiden näher aneinander, und aus den großen dunklen Augen sprach Erleichterung. Offenbar hatten die Wissenschaftler keine Zeit gehabt, ernsthafte Tests mit ihnen durchzuführen. Aber eines war sicher: Blut- und Gewebeproben hatten sie in jedem Fall entnommen. Und damit waren die Feinde des Ordo ihren Zielen wieder einen Schritt nähergekommen.
    Jeden Nachtling, jeden Telepathen, jeden Traumgänger und jede andere Mutation und Spielart der genetischen Ausstattung, zu der ein Mensch fähig war, war ein Puzzlestück mehr. Der Ordo besaß einen Vorsprung von mehreren Hundert Jahren. Die Firma hingegen war sehr jung. Doch die Jugend machte sie auch aggressiv in ihren Methoden. Dazu passte es, kleine Kinder zu entführen und sie in Käfige zu sperren, weil sie als wilde Tiere galten und weil sie keinen Weg gefunden hatten, die Besonderheiten der Nachtlinge zu verstehen und ihnen den Raum zu geben, den sie benötigten, um leben zu können.
    Stella graute es jedes Mal aufs Neue, wenn sie daran dachte. In so vielen Dingen waren die Firma und der Ordo sich ähnlich: Sie beide strebten nach Wissen, nach neuen Erkenntnissen. Aber ihre Wege dahin und ihre Motive hätten unterschiedlicher kaum sein können. Wo war aber die Grenze?
    Vielleicht gab es aber auch keine, sondern nur zwei verschiedene Sichtweisen über die Dinge dieser Welt.
     
    Sie fuhren knapp zwei Stunden und wurden nicht mehr behelligt, dann gelangten sie an einen der nächsten Checkpoints des Ordo , wo die Kinder in Empfang genommen wurden.
    »Wo sind die Nächsten hingebracht worden?«, fragte Gordon gleich, um zu verdeutlichen, dass sie nicht vorhatten, hier mehr Zeit als notwendig zu verbringen. Sie mussten weiter, um auch die anderen Kinder zu befreien.
    Stella konsultierte George via Funk.
    »Er sagt, die anderen Trupps sind schon dabei.

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