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Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
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mit Demetrius wiederholen, und sie würde fast spiegelgleich zu der heutigen sein und sie würde den anderen gleichen, die sie gehabt hatten, seitdem er aus der Erstarrung erwacht war.
    Plötzlich blieb Fearman jedoch stehen und wandte sich wieder um. Gemessenen Schrittes ging er zurück in den Salon.
    Demetrius sah tatsächlich für einen Moment überrascht aus, denn Fearman brach damit alle Rituale. »Hast du etwas vergessen?«, wollte er wissen.
    »Ja, habe ich«, erklärte Fearman und trat zu ihm, den Blick fest auf geheftet.
    »Und?« Für einige Momente hatte Demetrius keine Ahnung, um was es ging und offenbarte einen Hauch ehrlicher Verwirrung. Das war selten, aber wenn es geschah, dann war es offensichtlich.
    Fearman beugte sich zu ihm herunter und küsste die blassen Lippen. »Ich liebe dich«, flüsterte er. Dann streckte er wieder seinen Rücken durch und sah Demetrius von oben herab an.
    Dessen Augen wurden größer, das sonst so kalte, maskenhafte Gesicht, die unbeteiligte Miene war gefallen und der Mensch dahinter wirkte auf einmal sehr jung und sehr verletzlich. »Ich ...«
    Doch eine halbe Minute später schlugen die Türen wieder zu und nur noch die Fassade war sichtbar. »Eine neue Taktik? Raffiniert, muss ich sagen«, kommentierte er mit der ihm eigenen honigsüßen Bissigkeit.
    »Keine Taktik. Etwas, was mir fehlte. Du fehlst mir.« Fearman lächelte nachsichtig. »Bleib, mein schöner Eisprinz, wie du bist. Ich liebe dich.«
    »Du bist heute wirklich seltsam, mein schwarzer Panther.« Die Feststellung klang schon weitaus weniger zynisch. »Und wie kann ich dir fehlen, wenn wir uns öfter sehen als früher?«
    »Du bist so fern«, antwortete Fearman traurig.
    Demetrius sah ihn an, dann stand er ebenfalls auf, um wenigstens einigermaßen auf Augenhöhe zu sein. »Nicht ferner als sonst. Und wann ging es bei uns je um Nähe?«, fragte er leise. Fast wie von selbst hob er eine Hand und legte sie an Fearmans Wange. Der farbliche Kontrast war frappierend, ebenso der Temperaturunterschied. Die Haut des Nachtlings schien immer zu glühen.
    »Es ging immer um Nähe und um Distanz. Ich habe um dein Leben gebangt. Ich habe um dein Leben gekämpft und jetzt kämpfe ich um deinen Geist. Es ging immer um das richtige Maß und die richtige Entfernung. Aber ich habe dich nicht willkommen geheißen. Ein Fauxpas. Verzeih mir«, flüsterte Fearman ruhig.
    »Dir verzeihen? Du hast nur getan, was du für richtig hieltest. Auch wenn ich nicht ganz begreife, warum du dich so um mich bemühst. Ich bin im Augenblick weder deinem Ordo noch meiner Foundation nützlich, und dass ich nicht reden werde, weißt du.«
    »Ich will nicht, dass du redest. Ich will nur, dass du lebst. Dafür streite ich mich auch gern mit dir über Dinge, in denen wir konträr laufen«, meinte Fearman mit einem Lächeln.
    »Du bist wirklich seltsam, selbst für einen selbstlosen Ordo -Anhänger.« Demetrius schmunzelte, merklich entspannter. »Und unser Streit gehört wohl einfach dazu. Das ist dann meine Rache, wenn du mich wieder einmal verwirrst. So behandelt man keine Gefangenen.«
    Fearmans Lächeln wurde breiter. »Ich weiß. Man küsst sie nicht und legt ihnen nicht das eigene Herz zu Füßen. Aber ich werde es wohl auf eine Klage ankommen lassen.«
    »Was sagst du deinen Vorgesetzten und Kollegen eigentlich dazu, dass du so oft hierher kommst?«, wollte Demetrius wissen. Seine Hand lag noch immer an Fearmans Wange und hatte sich langsam dessen Körpertemperatur angeglichen. Dennoch blieb Demetrius’ Hand immer einige Grad kühler.
    »Du bist mein Gefangener«, flüsterte Fearman. »Sie wissen nicht, dass du mir mein Herz gestohlen hast. Aber ich habe einen Anspruch. Unzweifelhaft. Und du bist wichtig. Ich kann hier sein und niemand fragt mich.«
    »Trotzdem ist es verdächtig, zumal du nie mit Informationen zurückkommst. Nicht, dass man dir Verschwörung mit dem Feind vorwirft.« Das war nur halb scherzhaft gemeint.
    »Lass es meine Sorge sein. Ich werde dich jetzt verlassen. Bis in drei Tagen, Eisprinz.« Fearman nahm Demetrius’ Hand und küsste die Handfläche.
    »Ich warte auf dich, mein schwarzer Panther.« Ein flüchtiges, aber warmes Lächeln huschte über Demetrius’ Gesicht.
    Fearmans Herz schlug bei diesem Anblick schneller. Er wandte sich ein weiteres Mal um. Doch dieses Mal war ihm leichter zumute. »Bis in drei Tagen«, murmelte er und verließ den Salon.
    Demetrius sah ihm nach. Nein, er wurde nicht schlau aus diesem Mann.

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