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Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
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schützen uns durch unser Wissen und wir schützen uns durch unsere Art. Der Wettlauf wurde durch die Firma entfacht. Wir selbst haben schon immer existiert. Wir haben versucht herauszufinden, warum wir sind, wie wir sind. Warum wir anders sind als die Menschen um uns herum. Aber da es uns schon immer gab, hatte der Ordo auch nie die Eile, die du dir vorstellen magst.«
    »Eine schöne Theorie. Aber Menschen sind so nicht gestrickt, glaub mir. Einige von euch mögen wirklich dieser Überzeugung sein, aber genauso viele sind Heuchler. Da sind wir etwas ehrlicher.« Demetrius lächelte dünn. »Und bei uns müssen sich im Gegenzug die Idealisten nicht verstecken.«
    Fearman lachte ungläubig. »Verstecken? Idealisten? Nun, du hast recht. Menschen sind in ihrem Antrieb unterschiedlich. Aber ich rede von der Grundströmung des Ordo . Es hatte immer wieder auch im Ordo Menschen gegeben, die gut in das Unternehmenskonzept der Firma passen würden. Doch nie hatten sie die Macht. Wir werden noch bestehen, wenn die Firma nicht mehr existiert. Sei es, dass sich ihre Form geändert hat, sei es, dass es sie wirklich nicht mehr gibt. Noch ein wenig Tee, mein Freund?«
    »Bitte.« Demetrius hielt seine Tasse hin. »Und ich sage, dass die Foundation – nein, die Kage no Kiseki , in der einen oder anderen Form ebenso weiter existieren wird wie der Ordo , schon allein, um den Gegenpol zu bilden. Ein Gleichgewicht der Kräfte. Und eine Wahl für all diejenigen, die es betrifft.«
    »Wahl? Dann habt ihr also die Nachtlinge gefragt, die ihr mitgenommen habt? Oder die Telepathen? Die Traumgänger? Wie haben sie dich gebrochen, Demetrius?« Fearmans Augen wandelten sich ein wenig und wurden leuchtend goldgelb.
    »Ich bin freiwillig dort ... gewesen.« Demetrius’ hielt dem beunruhigenden Blick stand. »Und sehr viele Nachtlinge haben die Wahl zu gehen. Aber sie tun es nicht.«
    »Wie lange? Wie lange sind sie in den Käfigen, bevor man ihnen eine Wahl lässt? Wie viele starben durch deine Hand, weil sie gehen wollten? Erzähl mir davon, mein Freund! Waren es zwei, vier, sechs, hundert?« Fearman beugte sich vor. »Wie viele starben, weil sie wählten!«
    »Wenn jemand den Tod wählt, kann man sie nicht aufhalten«, gab Demetrius lapidar zurück. »Die Schwachen sterben, weil sie aufgeben. Die Starken machen weiter. So ist die Welt.«
    »Kannst du den Wahnsinn sehen? Kannst du ihn erkennen?«, flüsterte Fearman und erhob sich. »Wir sehen uns in drei Tagen wieder.«
    »Ich werde da sein.« Demetrius sagte das jedes Mal zum Abschied, obwohl er und Fearman genau wussten, dass er nirgendwo hingehen konnte. Natürlich würde er da sein.
    Sie hatten schon oft und ausführlich diese unerquicklichen Gespräche geführt, so bald Demetrius wieder zu sprechen in der Lage gewesen war. Sie führten alle an denselben für Fearman unerträglichen Schluss. Es schmerzte, so wenig Mitgefühl in Demetrius zu finden. Sah er nicht, dass er Leid verursachte? Sah er nicht sein eigenes Leid? Fearman tat es weh, Demetrius so zu sehen. Ein Gefangener in einer Endlosschleife. Es fehlte ihm an nichts – außer an der Fähigkeit, den eigenen Schmerz zu erkennen.
    Dabei war sich Fearman sicher, dass Demetrius dazu eigentlich in der Lage war, nur diese Möglichkeit so vollkommen für sich ausschloss, dass es schon an Selbsthypnose grenzte. Er wollte schlicht und einfach nicht versuchen, einen anderen Standpunkt zu sehen, weil die eigene Fehlbarkeit vor Augen die Person, die Seele und das gesamte Sein von Demetrius infrage stellen würde. Alles, was er in seinem Leben getan hatte, würde wahnsinnig, falsch, und noch schlimmer, sinnlos erscheinen. Deswegen weigerte er sich. Und Fearman wusste das genauso, wie es Demetrius wusste.
    Doch ein Zusammenbruch musste kommen. Er war lebensnotwendig. Er war wichtig wie die Luft, die Liebe und das tägliche Brot. Demetrius musste sich selbst in die Augen schauen, sonst würde er niemals erfahren, was Glück, was innerer Frieden war. Genauso wenig würde er erfahren, was Fearman für ihn empfand. Weit über Begehren und Lust hinaus.
    Aber so wie die Dinge jetzt noch standen, war es nach wie vor ein weiter Weg dorthin. Aber Fearman hatte Zeit. Und er würde nicht so schnell aufgeben.
    Aber jetzt musste er sich ganz praktischen Dingen zuwenden, die seiner Aufmerksamkeit bedurften. Diese konnten nicht erst später gelöst werden, wenn er Muße dazu fand. Er hatte den Ordo zu schützen. In drei Tagen würde sich seine Zusammenkunft

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