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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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will mir nicht in den Kopf.«
    Ingram ging auf Felicias Einwand nicht weiter ein. Als Experte auf dem Gebiet des Terrorismus betrachtete er den Vorgang aus einem anderen Blickwinkel. »Nun wussten Sie also«, begann er schließlich, »dass in dem Paket eine Bombe versteckt war. Sie wussten aber auch, dass Professor Gropius mit dem Ding in seinem Wagen unterwegs war. Das muss für Sie doch ein furchtbares Gefühl gewesen sein!«
    »Gefühl?«, rief Felicia Schlesinger aufgebracht. »Da war keine Zeit für irgendein Gefühl. Mich verfolgte nur der eine Gedanke: Du musst Gropius warnen. Irgendwo hatte ich seine Visitenkarte. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis ich sie in meiner Handtasche fand; dabei dauerte es höchstens eine Minute. Schließlich erreichte ich Gropius am Autotelefon.«
    »Sie konnten den Professor warnen?« Ingram war erstaunt. »Davon hat Gropius nichts gesagt.«
    Einen Augenblick schien Felicia verwirrt. Natürlich hatte sie Gropius angerufen! Oder doch nicht? Die Absurdität der Ereignisse ließ sie an sich selbst und ihrem eigenen Handeln zweifeln. Doch dann kam ihr in Erinnerung: »Gropius fragte noch, wie spät es sei. 16 Uhr, sagte ich. Dann brach die Verbindung ab.«
    Ingram und Murau warfen sich einen Blick zu, den Felicia nicht deuten konnte. Für Sekunden herrschte beklommenes Schweigen, und Felicia fragte sich verunsichert, welche Schlüsse die Kriminalbeamten aus ihrer Aussage ziehen könnten.
    »Ich bin noch ziemlich durcheinander«, fügte sie schließlich hinzu. »Sie werden das sicher verstehen. Und deshalb möchte ich die Nacht lieber nicht hier im Haus verbringen, sondern in einem Hotel in der Stadt. Sie erreichen mich in den kommenden Tagen im ›Park-Hilton‹ in München.«
    Noch während sie redete, piepste das Telefon. Felicia zuckte zusammen. Auch Ingram machte ein besorgtes Gesicht.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mithöre?«, fragte er beinahe im Flüsterton.
    Felicia willigte ein, dann führte sie den Hörer zum Ohr. Ingram trat nahe an sie heran und lauschte.
    Am anderen Ende meldete sich Gropius.
    »Mein Gott!«, rief Felicia erleichtert. »Sie haben mir einen schönen Schrecken eingejagt.«
    Als Ingram Gropius' Stimme erkannte, trat er diskret zur Seite.
    »Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet, als ich Sie am Telefon nicht mehr erreichen konnte«, sagte Felicia. Ihre Worte klangen gestelzt und unnatürlich. »Zwei Kriminalbeamte haben mich gerade vernommen. Jetzt will ich hier weg. Ich werde die Nacht im ›Park-Hilton‹ verbringen, obwohl ich sicher bin, dass ich keine Minute Schlaf finden werde. Und wie geht es Ihnen, Professor?«
    Mit gespielter Gleichgültigkeit taten die Männer, als interessiere sie das Gespräch nicht im Geringsten, in Wahrheit versuchten sie sich aus Felicias Reaktionen ein Bild zu machen von dem Verhältnis, das zwischen ihr und Gropius bestand. So entging ihnen auch nicht, dass die beiden noch am selben Abend ein Treffen vereinbarten.
    Kurz vor 22 Uhr betrat Professor Gropius die gedämpft beleuchtete Halle des Hilton-Hotels am Englischen Garten. Trotz fortgeschrittener Stunde herrschte noch Hochbetrieb. Eine japanische Reisegesellschaft samt einer Waggonladung Gepäck hinderte Gropius am Durchkommen, sodass er seine Arme zu Hilfe nehmen musste, um an das anvisierte Ziel, eine Sitzgruppe unter zwei riesigen Grünpflanzen, zu gelangen. Er wollte gerade Platz nehmen, als Felicia hinter dem Urwald hervortrat.
    Sie wirkte auf ihn klein, blass und verletzlich, ganz anders als die selbstbewusste Frau, die er in Erinnerung hatte. Man merkte ihr an, dass der Tag sie in ihrem Innersten erschüttert hatte. Es tut mir Leid, sagte ihr unsicherer Blick, dass ich Sie in die Sache hineingezogen habe. Vielleicht sagte er aber auch: Sie haben mir das Leben gerettet. Wie soll ich Ihnen danken?
    In Augenblicken wie diesem ist jedes Wort unpassend; deshalb schwiegen sie. Sie sahen sich nur an. Unwillkürlich tat Gropius einen Schritt auf Felicia zu. Und mit einer heftigen Bewegung fielen sich beide plötzlich in die Arme. Gropius bedeckte Felicias Gesicht mit Küssen, heftig und mit Leidenschaft, und Felicia erwiderte seinen Ausbruch der Gefühle, indem sie sich leidenschaftlich an ihn drückte. Beide vergaßen vollkommen, dass sich zahllose Blicke in der frequentierten Hotelhalle auf sie richteten.
    Als Erster kam Gropius zur Besinnung. Verwirrt und ungelenk, als hätte er sich zu etwas Ungehörigem verstiegen, schob er Felicia von sich. Da kam auch

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