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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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mit seinen Verfolgern, und er schmiedete Pläne, wie er die unauffälligen Herren am besten abschütteln könnte; doch dann holte ihn die Realität wieder ein, und damit auch die Sorge, die Aufklärung des Transplantationsskandals könnte sich unendlich in die Länge ziehen und seine Rückkehr in die Klinik verhindern oder nach einer gewissen Zeit gar unmöglich machen.
    Gropius war nicht der Mann, der die Dinge einfach auf sich zukommen ließ, schon gar nicht, wenn es um seine Existenz ging. Und die stand auf dem Spiel! Er wusste nicht, dass sich inzwischen vier verschiedene Stellen mit seiner Person beschäftigten, er sah auch keinen Zusammenhang zwischen der Operation und dem Bombenanschlag, obwohl ihm völlig klar war, dass diese Koinzidenz kaum ein Zufall sein konnte.
    Von Felicia hatte Gropius erfahren, dass sie den Kriminalern längst nicht alles anvertraut hatte, was für die Lösung des Falles von Wichtigkeit sein konnte. Dass sie die zehn Millionen auf dem Schweizer Konto verschwieg, erschien ihm verständlich angesichts der horrenden Steuernachzahlungen, die unter Umständen auf sie zukamen. Doch dass sie Schlesingers offensichtliches Doppelleben verheimlichte, dafür fand Gropius weniger Verständnis, sah er doch darin den Schlüssel für die Lösung des Falles.
    Vergeblich versuchte Gropius die persönlichen Informationen, die Felicia ihm anvertraut hatte, mit den kriminellen Vorgängen in Verbindung zu bringen, ohne jedoch einen roten Faden zu finden, der mögliche Schlussfolgerungen zuließ. Nach einem ganzen Tag intensiven Nachdenkens musste er eingestehen, dass er sich im Kreis drehte, ohne auch nur einen Schritt weiterzukommen.
    Es war Abend geworden, als er ermüdet die Blätter, auf denen er alle Möglichkeiten notiert und skizziert hatte, beiseite legte und Rita anrief. Rita war immer zur Stelle, wenn man sie brauchte, und dies war so ein Abend.
    Sie kam in einem dunklen Kostüm mit unverschämt kurzem Rock und schwarzen Strümpfen und machte eine Bemerkung darüber, dass Merkur und Venus gerade in irgendeiner Konjunktion stünden, was sich auf den Sex, den sie miteinander hatten, auf jeden Fall förderlich auswirkte. Dazu tranken sie einen Barolo von bester Lage.
    Zwangsläufig kam das Gespräch auf die Stimmung in der Klinik, und Rita plauderte unbekümmert drauflos. Oberarzt Dr. Fichte, so sei gerüchteweise zu hören, habe sich um Gropius' Stelle beworben, obwohl diese vorläufig noch gar nicht zur Disposition stand.
    Fichte? Ausgerechnet Fichte? Gropius schätzte Fichte als loyalen Mitarbeiter. Fichte kannte die Umstände, die zu seiner Beurlaubung geführt hatten, besser als jeder andere. Und besser als jeder andere wusste er, dass Schlesingers Tod kriminelle Ursachen hatte und damit außerhalb seiner Verantwortung lag.
    »Ach komm, Gregor, es sind doch nur Gerüchte. Da wird vielleicht gar nichts dran sein«, meinte Rita, als sie sah, wie sich Gropius' Miene verfinsterte. Sie bedauerte es bereits, Gregor überhaupt davon erzählt zu haben, was man in der Klinik so munkelte. Sie hätte wissen müssen, dass er nicht gerade erfreut darauf reagieren würde, und hätte sich am liebsten noch im Nachhinein auf die Zunge gebissen. Jedenfalls war der Abend, der gerade so angenehm begonnen hatte, gelaufen.
    Gropius nickte abwesend, kaute auf den Lippen und überlegte. Er musste Fichte zur Rede stellen und überlegte, ihn später anzurufen, aber dann besann er sich darauf, dass sein Telefon abgehört wurde, und er beschloss, Fichte noch am selben Abend aufzusuchen.
    Nach einem flüchtigen Abschied von Rita legte Gropius ein paar Schritte bis zum Taxistand an der Hauptstraße zurück. Fichte lebte in einem Reihenbungalow auf der anderen Seite der Isar, nicht weit vom Klinikum entfernt. Ein- oder zweimal waren sie sich dort begegnet, weiteren Umgang oder gar Freundschaft hatte eine giftige Rivalität der beiden Ehefrauen verhindert.
    In der Straße ähnelte ein Haus dem anderen, und vermutlich – so dachte Gropius mit einem Anflug von Humor – befanden sich auch alle Lichtschalter an der gleichen Stelle. Unsicher, wo genau Fichte wohnte, ließ Gropius das Taxi anhalten, als keine zwanzig Meter entfernt zwei Männer aus einem Haus traten. Er erkannte Fichte sofort an seiner kleinen Statur, aber auch der andere Mann kam ihm nicht fremd vor!
    Gropius bat den Fahrer das Licht auszuschalten und verfolgte, wie die beiden über die Straße zu einem unter einer Straßenlaterne geparkten Auto gingen. Dort

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