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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Traum, wenn eine unerklärliche Kraft die Beine schwer macht und einen hindert fortzulaufen, litt Felicia Todesangst.
    Irgendwann, als die Spannung endlich nachließ, holte sie mit zitterndem Atem Luft und stand auf. Im Schlafzimmer packte sie Wäsche und ein paar Kleidungsstücke in eine Reisetasche; dann schlüpfte sie in einen leichten Mantel und betrat vom Flur her die Garage. Nachdem sie die Tasche auf dem Beifahrersitz ihres roten Golfs verstaut hatte, drückte sie auf einen Knopf, und das Garagentor fuhr nach oben. Sie wollte gerade einsteigen, als ihr von der Straße zwei Männer entgegentraten.
    »Frau Schlesinger?«
    »Ja?«, entgegnete Felicia zögernd.
    »Mein Name ist Ingram, ich leite die Sonderkommission, die den Tod Ihres Mannes aufklären soll. Das ist mein Kollege Murau. Es hat sich eine neue Situation ergeben …«
    »Ist er tot?«, unterbrach ihn Felicia.
    »Wer?«
    »Gropius!«
    »Nein. Professor Gropius hat sein Fahrzeug wenige Augenblicke, bevor die Bombe hochging, verlassen. Er kam, wie man so sagt, mit dem Schrecken davon.«
    Weil sie das Gefühl hatte zu fallen, lehnte Felicia sich gegen die Kühlerhaube ihres Volkswagens. Sie presste die gefalteten Hände zwischen ihre Knie und starrte vor sich auf den Boden.
    Ingram hatte Verständnis für Felicias Verhalten, er ließ ihr Zeit, bevor er die Frage stellte: »Sie wollen verreisen?«
    »Verreisen?« Felicia blickte irritiert. »Ich muss hier raus! Hören Sie, ich habe Angst, Angst, Angst!«
    »Ich verstehe Sie«, erwiderte Ingram mit ruhiger Stimme, »trotzdem würde ich Sie bitten, uns ein paar Fragen zu beantworten. Es ist wichtig. Unter Umständen auch für Sie!«
    Felicia kehrte mit den beiden Männern ins Haus zurück und bot ihnen einen Platz an.
    »Wir haben uns eingehend mit Professor Gropius unterhalten«, begann Ingram, »er hat uns den Vorgang aus seiner Sicht geschildert. Jetzt würde ich gerne Ihre Version hören.«
    »Und Gropius ist wirklich nichts passiert?«, erkundigte Felicia sich noch einmal.
    »Nichts«, erwiderte Murau. »Wir fanden ihn auf dem Waldboden kniend, das Gesicht im Moos verborgen, gut hundert Meter von dem brennenden Autowrack entfernt.«
    »Sie wissen«, fuhr Ingram fort, »dass der Professor Ihnen das Leben gerettet hat.«
    Felicia wirkte angespannt. Mit gespreizten Fingern versuchte sie ihr zurückgebundenes Haar zu glätten, obwohl es dafür keinen Anlass gab. »Dann wissen Sie ja bereits alles«, sagte sie aufgebracht.
    Ingram wiegte den Kopf hin und her. »Glauben Sie einem alten Hasen in dem Gewerbe, bei zwei Zeugen einer Tat gibt es drei Versionen des Hergangs. Haben Sie einen Verdacht, wer hinter dem Anschlag stecken könnte? Ich muss Sie das fragen: Haben Sie Feinde, denen Sie so etwas zutrauen würden?«
    Den beiden Männern entging nicht, dass Felicia, während sie nachdachte, die geballten Fäuste gegeneinander presste, als hätte sie ein Geheimnis darin verborgen. »Nein«, antwortete sie schließlich, »ich habe mit Kunstsammlern zu tun, für die ich als Vermittler auftrete. Da werden Rivalitäten, wie sie überall vorkommen, eher mit dem Scheckbuch bereinigt als mit Sprengstoff. Wer mehr zahlt, geht als Sieger hervor.«
    »Und Ihr Mann, hatte er Feinde?«
    »Arno? Er war Altertumsforscher und beschäftigte sich mit Inschriften auf alten Gemäuern. Da gab es die eine oder andere Fehde in Kollegenkreisen, wenn er eine Theorie vertrat, die ein anderer ablehnte. Aber sind das Feinde? Feinde, die einem nach dem Leben trachten?«
    Ingram zog einen Notizblock aus der Tasche. »Können Sie den Fahrer beschreiben, der das Paket gebracht hat? Was hatte er für ein Fahrzeug?«
    Felicia pustete die Luft durch die Lippen. »Diese Frage habe ich mir selbst auch schon gestellt. Meine einzige Erinnerung ist, er war groß und schlank und trug einen grauen oder blauen Overall. Sein Auto, ein Kastenwagen, parkte in einiger Entfernung vom Haus. Ich habe mich einfach nicht darum gekümmert.« Und nach kurzem Nachdenken fügte sie hinzu: »Was ich nicht begreife, ist dieser Anruf!«
    »Anruf? Welcher Anruf?«
    »Gropius hatte gerade mit dem Paket das Haus verlassen, da läutete das Telefon, und eine Stimme sagte, um 16 Uhr würde die Bombe in dem Paket hochgehen, ich sollte das Haus so schnell wie möglich verlassen.«
    »Wann war das?«
    »Ein oder zwei Minuten vor 16 Uhr! Welchen Grund hatte der Unbekannte, mich zu warnen? Irgendein Verrückter schickt mir eine Bombe ins Haus, und dann warnt er mich davor! Das

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