Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)
Jaguar stand vor dem ersten Hotel am Ort, und es war der, den er suchte.
Die Laune des Werwolfs hatte sich inzwischen entscheidend verbessert.
»Alles in Ordnung. Die Aufregung hat sich gelegt«, erklärte er dem Killer. »Ich habe unseren Freund noch rechtzeitig erreicht, und er hat sich aus der Stadt verzogen. Gerade eben habe ich noch mal dort angerufen. Es muß das Hausmädchen gewesen sein, das am Apparat war. Sie erklärte mir, unser Freund sei etwa eine Stunde fortgewesen, als ein junger Mann in einem schwarzen Jaguar angefahren kam und nach ihm fragte.«
»Ich habe auch eine Neuigkeit«, sagte Mackensen. »Der Jaguar ist direkt vor meiner Nase hier auf dem Platz geparkt. Vermutlich schläft er sich im Hotel erst mal aus. Ich kann es gleich hier im Hotelzimmer erledigen. Ich nehme den Schalldämpfer.«
»Warten Sie. Gehen Sie nicht zu eilig vor«, warnte ihn der Werwolf. »Ich habe mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. In Osnabrück darf er keinesfalls eine verpaßt kriegen. Das Mädchen hat ihn und seinen Wagen gesehen. Sie würde es wahrscheinlich der Polizei melden. Das wiederum würde die Aufmerksamkeit auf unseren Freund lenken, und er hat nicht gerade die besten Nerven. Er darf unter keinen Umständen in die Sache hineingezogen werden. Aus der Aussage des Hausmädchens würden sich eine Menge Verdachtsmomente gegen ihn ergeben. Erst kommt ein Anruf, dann stürzt er aus dem Haus und verschwindet, dann erscheint ein junger Mann, der ihn sprechen will, dann wird der junge Mann erschossen in einem Hotelzimmer aufgefunden. Das ist zuviel.«
Mackensen legte die Stirn in Falten.
»Sie haben recht«, sagte er schließlich. »Ich muß ihn mir vornehmen, wenn er abfährt.«
»Er wird wahrscheinlich noch ein paar Stunden bleiben und nach Hinweisen auf unseren Freund suchen. Er wird nichts entdecken. Da ist noch etwas. Hat Miller einen Aktenkoffer bei sich?«
»Ja«, sagte Mackensen. »Er hatte ihn jedenfalls bei sich, als er gestern abend das Nachtlokal verließ. Und er hatte ihn auch mit, als er in sein Hotelzimmer zurückging.«
»Und warum läßt er ihn nicht im Kofferraum seines Wagens? Warum nimmt er ihn mit ins Hotelzimmer? Weil er Dinge enthält, die für ihn wichtig sind. Soweit klar?«
»Ja«, sagte Mackensen.
»Der springende Punkt ist«, sagte der Werwolf, »er hat mich jetzt gesehen und kennt meinen Namen und meine Adresse. Er weiß von der Verbindung mit Bayer und dem Fälscher. Und Reporter schreiben sich solche Dinge auf. Dieser Aktenkoffer ist jetzt von entscheidender Wichtigkeit. Selbst wenn Miller stirbt, darf der Koffer nicht der Polizei in die Hände fallen.«
»Ich habe verstanden. Sie legen auch auf den Koffer Wert.«
»Sie nehmen ihn entweder an sich, oder Sie vernichten ihn«, befahl die Stimme aus Nürnberg. Mackensen überlegte einen Augenblick lang.
»Die beste Art und Weise, beides auf einmal zu erledigen, wäre, eine Bombe in den Wagen zu legen. Sie müßte mit der Federung verbunden sein und hochgehen, wenn er in vollem Tempo auf der Autobahn über irgendeine Unebenheit rast.«
»Ausgezeichnet«, sagte der Werwolf. »Wird der Aktenkoffer dabei auch mit Sicherheit vernichtet?«
»Bei der Bombe, an die ich denke, werden Wagen, Miller und Aktenkoffer in Flammen aufgehen und vollständig verbrennen. Und bei dem hohen Tempo wird es zudem aussehen wie ein Unfall. Zeugen werden sagen, der Benzintank sei explodiert.«
»Schaffen Sie das?« fragte der Werwolf.
Mackensen grinste. Die Killer-Ausrüstung im Kofferraum seines Wagens hätte jeden Attentäter neidisch gemacht. Sie enthielt nahezu ein Pfund plastischen Explosivstoff und zwei elektrische Zündvorrichtungen.
»Aber sicher«, knurrte er. »Kein Problem. Aber um an den Wagen heranzukommen, muß ich warten, bis es dunkel wird.«
Er verstummte, starrte aus dem Fenster des Postamts und bellte »Ich rufe gleich zurück« in den Hörer und legte auf.
Fünf Minuten später rief er noch mal an.
»Tut mir leid. Habe Miller gerade mit Aktenkoffer in den Wagen steigen sehen. Er ist weggefahren. Ich habe gleich im Hotel nachgefragt. Er ist ordnungsgemäß eingetragen und hat sein Reisegepäck dagelassen. Er kommt also zurück. Heute nacht mache ich die Bombe fertig und lege sie ihm in den Wagen …«
Miller war kurz vor eins erfrischt und in bester Stimmung aufgewacht. Er wußte plötzlich wieder, was ihn beunruhigt hatte, und fuhr zu Winzers Haus zurück. Das Mädchen schien sich zu freuen.
»Hallo, Sie sind’s noch
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