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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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mal?« strahlte sie.
    »Ich kam auf der Rückfahrt nach Hause hier vorbei, und da habe ich mich gefragt, wie lange Sie wohl hier in dieser Stellung schon sind?«
    »Oh, ungefähr zehn Monate. Warum?«
    »Nun ja, wo doch Herr Winzer, wie Sie sagen, nicht der Mann ist, der jemals heiraten wird, und Sie noch so jung sind – wer hat ihn denn betreut, bevor Sie die Stelle antraten?«
    »Oh, jetzt verstehe ich, was Sie meinen. Seine Haushälterin natürlich, Fräulein Wendel.«
    »Wo lebt sie denn jetzt?«
    »Sie ist im Krankenhaus, die Ärmste. Sie liegt im Sterben. Brustkrebs, wissen Sie. Schrecklich, schrecklich. Deswegen begreife ich ja auch nicht, daß Herr Winzer einfach weggefahren ist. Er besucht sie nämlich normalerweise jeden Tag. Er ist ihr wirklich ergeben, ja, das ist er. Nicht daß sie jemals etwas miteinander gehabt haben, aber sie hat ihm so viele Jahre hindurch den Haushalt geführt, ich glaube, schon seit 1950, und er hält wahnsinnig viel von ihr. Mir sagt er ständig: ›Also Fräulein Wendel hat das immer so und so gemacht‹, und: ›Als Fräulein Wendel noch hier war, hat sie immer –‹ und so weiter und so weiter.«
    »In welchem Krankenhaus liegt sie denn?«
    »Ich hab’s vergessen. Das heißt, Augenblick mal. Der Name steht auf dem Notizblock neben dem Telefon. Warten Sie, ich hole rasch den Zettel.«
    Sie war nach zwei Minuten wieder da und nannte ihm den Namen der Klinik. Es war ein exklusives Sanatorium am Stadtrand von Osnabrück.
    Mackensen verbrachte den frühen Nachmittag damit, sich die Ingredienzien für seine Bombe zu besorgen. »Das Geheimnis aller Sabotage«, hatte sein Lehrmeister ihm einst eingeschärft, »liegt in der Einfachheit der Mittel. Man soll nur mit Sachen arbeiten, die in jedem Laden zu haben sind.« In einem Eisenwarenladen kaufte er einen Lötkolben und ein kurzes Stück Lötmetall; 1   Meter langen, dünnen Lötdraht, eine Metallschere, eine Metallsäge und eine Tube Schnellkleber. In einem Elektroladen kaufte er eine Neun-Volt-Transistorbatterie, eine Glühbirne von 2 ½ cm Durchmesser und zwei Rollen feinen, mit Plastik isolierten Fünf-Ampère-Draht von je 3   Meter Länge. Einer war rot, der andere blau. Er war ein Mann, der auf Ordnung Wert legte und darauf sah, daß das positive Kabelende sich vom negativen deutlich unterschied. In einem Schreibwarengeschäft besorgte er sich fünf Radiergummis von 2 ½ cm Breite, 5   cm Länge und ½ cm Dicke. Beim Drogisten zwei Päckchen Präservative, die je drei Condome enthielten, und in einem guten Lebensmittelgeschäft eine Dose feinsten schwarzen Tee. Es war eine 250-g-Dose mit fest verschließbarem Deckel. Als sorgfältigem Handwerker war ihm die Vorstellung verhaßt, daß seine Explosivstoffe feucht werden konnten, und der Deckel einer Teebüchse ist dazu geschaffen, keine Luft und Feuchtigkeit hereinzulassen.
    Als er diese Besorgungen erledigt hatte, nahm er sich im Hotel Hohenzollern ein Zimmer mit Ausblick auf den Platz. Jetzt konnte er den Parkplatz während seiner Arbeit im Auge behalten. Irgendwann mußte Miller ja mal zurückkommen.
    Bevor er das Hotel betrat, nahm er ein halbes Pfund Plastik-Explosivstoff – knetbares Zeug, das an das Plastilin für Kinder erinnerte – und eine elektrische Zündkapsel aus dem Kofferraum.
    Er setzte sich an den Tisch vor dem Fenster und machte sich an die Arbeit. Er hatte sich eine Kanne starken schwarzen Kaffee machen lassen, um seine Müdigkeit zu vertreiben. Den Platz beobachtete er ständig aus dem Augenwinkel.
    Die Bombe, die er zusammenbastelte, war ganz simpel. Zunächst kippte er den Tee ins Klosett und behielt nur den Büchsendeckel. Mit dem Griff der Drahtschere stieß er ein Loch hinein. Er nahm den roten Draht und schnitt 20   Zentimeter davon ab.
    Ein Ende dieses kurzen roten Drahts lötete er an die positive Klemme der Batterie. An die negative Endklemme lötete er ein Ende des langen blauen Drahts. Erzog den blauen über die eine und den roten über die andere Seite der Batterie, damit sich die Drähte nicht berührten. Die Batterie und die beiden Drähte umwickelte er mit Isolierband.
    Das andere Ende des kurzen roten Drahts war um den Kontaktpunkt der Sprengkapsel gewickelt. An dem gleichen Kontaktpunkt hatte er ein Ende des langen roten Drahts befestigt.
    Er placierte die Batterie mitsamt ihren Drähten auf den Boden der viereckigen Teebüchse und drückte die Sprengkapsel tief in die weiche Plastikmasse des Explosivstoffs. Dann füllte er so viel

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