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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Polizeikräften durchsuchen zu lassen. Und sämtliche Gäste zu befragen.«
    Der Hotelier erbleichte. »Aber Herr Kommissar! Ich bin sicher, das wird sich alles aufklären! Unser Haus ist von untadeligem Ruf! Und unsere Gäste auch!«
    »Dann tragen Sie Ihren Teil dazu bei, dass sich alles aufklärt!«
    »Aber selbstverständlich, Herr Kommissar!«
    Rath ging zurück auf sein Zimmer. Und obwohl er spürte, dass es vergeblich sein würde, guckte er noch einmal in jede Ecke und in jeden Winkel, hinter jeden Schrank und in jede Schublade, sogar unter das Bett. Doch die Mappe blieb verschwunden. Hella musste sie tatsächlich gestohlen haben, und er fragte sich, warum.
    Er hatte nicht viel Zeit, um diesen Gedanken weiterzuverfolgen, er musste sich fertig machen, für den Ausflug in die Wälder, den sie für heute geplant hatten.
    Als er die Treppe hinunterging, waren Rezeption und Gaststube verwaist, nur in der Küche hörte man Töpfe klappern. Rath schaute kurz durch die Schwingtür, doch die Leute, die in der Küche arbeiteten und ihn blöd anglotzten, als er seinen Kopf durch die Tür steckte, kannte er alle nicht.
    Er hoffte, die Drohung, die er Rickert gegenüber ausgesprochen hatte, und die kleine goldene Brücke, die er ihm angeboten hatte, würden ausreichen, um die Mappe zurückzubekommen. Vielleicht war Hella Rickert einfach eine Kleptomanin und ihr Vater schon auf dem Weg, seine Tochter zur Rede zu stellen.
    Rath ging zur Goldaper Straße hinüber und klingelte an der Schuhmacherwerkstatt. Der Wanderer stand vor der Tür und glänzte frisch poliert, der Kriminalassistent musste ihn am Morgen schon vom Festgelände geholt und gewaschen haben.
    Friedrich Kowalski öffnete und bat ihn hinein. Der Onkel begrüßte Rath freundlich, musterte ihn jedoch skeptisch von oben bis unten.
    »Was ist denn?«
    »So wollen Sie in den Wald?«
    Rath zuckte mit den Achseln. »Wie denn sonst?«
    Die Antwort kam in Gestalt von Anton Kowalski durch die Tür. Der Kriminalassistent trug einen gut gefüllten Rucksack und war ausstaffiert, als breche er zu einer Alpenüberquerung auf: Kniebundhosen und ein kariertes Hemd, grobe Kniestrümpfe und an den Füßen stabile Wanderschuhe.
    Raths Budapester und sein grauer Anzug waren so etwas wie der genaue Gegenentwurf zu Kowalskis Kleidungskonzept.
    »Sie brauchen festes Schuhwerk«, meinte der Schuhmacher bestimmt. »Im Markowsker Wald ist es sumpfig, in der ganzen Gegend da gibt es Moore.«
    »Ich weiß«, sagte Rath, »aber wir haben doch einen Führer, der wird uns schon um die Moorlöcher herumführen.«
    »Trotzdem brauchen Sie bei einer Wanderung festes Schuhwerk.«
    »Wir sind hier doch nicht beim Sauerländischen Gebirgsverein.«
    Beide Kowalskis schauten verständnislos.
    »Wie?«, fragte der Kriminalassistent.
    »Nichts. Schon gut.«
    »Onkel Fritz hat recht, Herr Kommissar, Sie brauchen stabile, trittsichere Schuhe, wenn wir in den Wald gehen. Das ist kein Stadtpark. Und die Hütte, die wir suchen, liegt irgendwo im Moor.«
    Rath zeigte auf seine Budapester. »Das sind die stabilsten Schuhe, die ich besitze.«
    Friedrich Kowalski betrachtete Raths Füße. »Warten Sie einen Augenblick«, sagte er plötzlich, »ich bin gleich zurück.«
    Der Onkel verschwand.
    »Was ist jetzt?«, fragte Rath. »Macht Ihr Onkel mir auf die Schnelle ein paar Schuhe?«
    Der Kriminalassistent zuckte die Achseln, und kurz darauf kehrte sein Onkel zurück, ein Paar Wanderschuhe in der Hand, das wie neu aussah.
    »Probieren Sie mal die, die müssten Ihnen passen. Sind von Studienrat Damerau nebenan, habe ich vor zwei Wochen erst fertig gemacht.«
    Rath probierte die Schuhe an, und sie passten tatsächlich.
    »Ich musste Herrn Damerau allerdings eine kleine Leihgebühr versprechen …«
    »Wie viel?«
    »Eine Mark.«
    Rath kramte eine Münze aus seinem Portemonnaie. »Dann geben Sie das dem lieben Damerau und sagen in meinem Namen Dank.«
    Sie brachen auf. Rath ließ Kowalski fahren und schnürte die Schuhe noch einmal neu. Hoffentlich saßen die wirklich, er wollte sich keine Blasen laufen. Stabil jedenfalls waren sie. Beste Handarbeit.
    Er ließ den Kriminalassistenten vor dem Salzburger Hof halten und brachte seine Budapester aufs Zimmer. Von Hella war nach wie vor nichts zu sehen, das Bett noch immer nicht gemacht. Spätestens heute Abend wäre sie reif, dieses Aas! Wenn die Mappe bis dahin nicht wieder aufgetaucht sein sollte!
    Kowalski erzählte er nichts von seinem Missgeschick. Der

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