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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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kannte sich in diesen Dingen nicht sonderlich gut aus. Er wischte den Ring mit einem Zipfel seines Jacketts blank und ließ ihn dann in die Innentasche fallen.
    Das schien die Bestimmung dieses verfluchten Rings zu sein: Ewigkeiten in Raths Jacketttasche zu verbringen.
    Er faltete den Brief noch einmal auseinander und versuchte, ihn zu lesen und zu verstehen. Ihre Zeilen verwirrten ihn, er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Wie stand sie zu ihm? Aber sooft er den Brief auch las, er fand darin keine Antwort. Er musste an den Moment denken, als er sie auf dem Bahnsteig entdeckt hatte. An die Schrecksekunde. Einen Augenblick lang hatte er wirklich geglaubt, vielmehr befürchtet, seine Liebe verloren zu haben, ja eigentlich eher befürchtet, den Menschen verloren zu haben, den er in Erinnerung hatte. Bis er den Duft ihres Haares und ihrer Haut in die Nase bekommen und gespürt hatte, wie sich sein ganzer Körper zu ihr hingezogen fühlte. Und bei ihr war es doch genauso gewesen, spätestens als er ihr die Wohnung hier gezeigt hatte.
    Die Sache mit dem Ring im Champagnerglas, was für eine Schnapsidee, wer hatte ihn nur darauf gebracht? Hatte Paul diese Geschichte mal erzählt? Oder irgendein Kollege in der Burg? Rath hatte das unbehagliche Gefühl, dass es womöglich der dämliche Verlobungsring war, der sie aus dem Haus getrieben hatte, und nicht die Tatsache, dass er zu lange am Tatort geblieben war.
    Erst als er in die verspiegelten Türen des Barschranks blickte, bemerkte er, dass er seinen Hut noch nicht abgesetzt hatte, und hängte ihn an den Haken. Im Salon suchte er eine Platte aus dem Stapel, den er schon vorsortiert hatte. Er legte Ellingtons Mood Indigo auf, eine der vielen Platten, die Severin in den letzten Monaten aus den Staaten geschickt hatte und die er für sie hatte auflegen wollen. Für sie beide. Der Plattenspieler war brandneu, ein Telefunken-Musikschrank, das konnte sie nun nicht mehr würdigen.
    Er nahm die Cognacflasche aus dem Barschrank und ein Glas und setze sich in einen der modernen Sessel, die er eigentlich nur für Charly gekauft hatte, weil sie ihm so ähnliche mal gezeigt hatte, im Schaufenster irgendeines edlen Einrichtungshauses, als sie zusammen über den Tauentzien spaziert waren. Damals, in den Tagen vor Paris, als der Abschied schon in der Luft lag. Wenigstens waren die Sessel gemütlich, auch wenn sie nicht so aussahen. Rath schnupperte am Cognacschwenker und lauschte der Musik, den traurigen Trompeten und ihrer Melodie, den erdwarmen Klarinetten. Der Cognacduft beruhigte ihn fast noch mehr als die Musik.
    Wie hatte er diesen Tag herbeigesehnt! Hatte ihn bereits herbeigesehnt, bevor sie überhaupt weggefahren war.
    Und nun? Tja, Herr Rath, und nun sitzt du hier, es ist noch nicht einmal Mittag, und musst dir schon einen Cognac genehmigen, um den Tag überhaupt zu ertragen!
    4
    E in unruhiges Winseln holte ihn aus dem Schlaf, und er riss die Augen auf. Kirie stand vor ihm, schaute ihn an und wedelte mit dem Schwanz, machte ein paar Schritte zur Tür und kehrte wieder um. Rath richtete sich auf. Er musste eingeschlafen sein. Auf dem Teppich vor dem Sessel lag das Cognacglas. Umgekippt, aber leer. Auf dem Plattenspieler drehte sich immer noch Duke Ellington, beinahe lautlos, die Nadel stieß immer wieder gegen das Ende der Rille und erzeugte ein leises rhythmisches Kratzen.
    Die Uhr zeigte fast zwei. Der Hund musste dringend vor die Tür. Rath quälte sich aus dem Sessel, schaufelte sich im Bad ein paar Hände kaltes Wasser ins Gesicht und holte die Hundeleine. Kirie zog ihn förmlich aus dem Haus, die Außentreppe hinunter, zerrte ihn zum ersten Strauch in der Carmerstraße und schaute ihr Herrchen dankbar und erleichtert an, während sie ihr Geschäft verrichtete. Rath spazierte mit dem Hund noch ein wenig über den Steinplatz und merkte, wie sehr sein Magen knurrte. Er setzte sich draußen auf die Terrasse des Hotels, das sich hier bescheiden Pension nannte, und bestellte ein Bier und einen kleinen Imbiss. Obwohl die Portion nicht groß war, blieb noch etwas für Kirie übrig, die die ganze Zeit geduldig unter dem Tisch auf ihre Chance gewartet hatte. Als Rath nach dem Essen die obligatorische Zigarette zu einer Tasse schwarzen Kaffee und einem weiteren Cognac rauchte, wusste er endgültig, dass er nicht wieder zurück in die Wohnung gehen würde. Er rief den Ober und zahlte, packte Kirie ins Auto und fuhr nach Moabit.
    Er parkte nicht in der Spenerstraße, sondern an der

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