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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Gereon abgesprochen, der Wengler in Treuburg bereits kennengelernt und auf den Zahn gefühlt hatte, doch diese Absprache gestaltete sich schwieriger als gedacht, denn der Herr Kommissar hatte seit Tagen nichts mehr von sich hören lassen.
    In seinem Hotel in Treuburg war er nach wie vor gemeldet, doch wiederholten Aufforderungen, im Präsidium zurückzurufen, hatte er keine Folge geleistet. Böhm war außer sich, und Charly konnte den Oberkommissar verstehen: Es war eine sattsam bekannte Unart von Gereon Rath, sich tagelang nicht zu melden, nur um in Ruhe ein eigenes Süppchen kochen zu können und bloß keinen Anweisungen Folge leisten zu müssen.
    Was Charly aber noch mehr ärgerte, war die Tatsache, dass Gereon sich selbst bei ihr nicht gemeldet hatte, dabei wäre sie sogar bereit gewesen, sein Versteckspiel Böhm gegenüber zu decken. Natürlich hätte sie ihm die Meinung gesagt, ihm gehörig den Kopf gewaschen, aber niemals hätte sie ihn verraten, das musste er doch wissen. Ob er ihr nicht traute? Oder einfach einem vorauszusehenden Streit aus dem Weg ging?
    Inzwischen hatte sie sich, mitsamt Kirie, deren Betreuung sie Erika Voss abgenommen hatte, sogar in der Carmerstraße einquartiert, in der Hoffnung, dass Gereon vielleicht dort anrufen würde. Vergebens. Das Telefon war so tot, dass sie sich schon gefragt hatte, ob es überhaupt angemeldet war.
    War es. Eines Abends hatte sie sich nicht länger beherrschen können und in Gereons Treuburger Hotel angerufen. Kommissar Rath befände sich derzeit leider nicht im Hause, man wisse auch nicht, wann er zurückkommen werde, das war die dünne Auskunft, die man ihr erteilt hatte. Ihre Bitte um Rückruf hatte der Portier notiert, doch niemand hatte zurückgerufen. Inzwischen traute sie sich schon gar nicht mehr, im Hotel anzurufen, so oft hatte sie schon die Worte freundlichen Bedauerns hören müssen, mit denen man die Abwesenheit von Gereon Rath umschrieb. Sie hatte es zu allen Tages- und Nachtzeiten probiert und fragte sich mittlerweile, ob er überhaupt noch in seinem Hotel schlief. Und wo er schlief, wenn nicht dort. Und bei wem.
    Scheißkerl!
    Nicht einmal über die Treuburger Polizei war an ihn heranzukommen. Die masurischen Kollegen hatte Gereon auch nicht in seine Ermittlungen eingeweiht. Und schon gar nicht in seine Aktionen. Der Treuburger Polizeichef, mit dem sie einmal auch persönlich hatte sprechen können, hatte einen ziemlich beleidigten Eindruck gemacht. Charly konnte sich ungefähr vorstellen, wie Gereon ihn behandelt hatte: mit der ganzen Arroganz eines Großstadtbullen, der auf dem Land ermittelt, und einer gehörigen Prise Rath’schem Eigensinn noch dazu. Es war wohl wie immer: Gereon Rath, die Ein-Mann-Ermittlungsmaschine. Wie sie das hasste! Wenn er wenigstens langsam mal mit einem Ergebnis aufwarten würde. Oder wollte er Artur Radlewski, ihren Tatverdächtigen, im Alleingang festnehmen?
    Die Treuburger Polizei schien Gereon zu misstrauen, und auch in Berlin traute ihm mittlerweile kaum jemand mehr, mit Ausnahme von Gräf vielleicht und ein paar anderen Kollegen.
    Charly versuchte, sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren, und hielt Gustav Wengler im Blick. Sie wurde nicht schlau aus dem Mann. Er schien andächtig den Worten von Bernhard Weiß zu lauschen, doch wusste sie, dass Wengler völkisch gesinnt war und es ihm nicht passen konnte, dass ein Jude die Trauerrede auf seinen Bruder hielt. Anzumerken war ihm dies nicht. Aalglatt. Dieses Wort schien für einen Mann wie Gustav Wengler erfunden worden zu sein.
    Vielleicht würden sie ihn doch knacken, auch ohne Gereons werte Hilfe. Sie hatten ihm eine Vorladung ins Hotel geschickt, einmal würde er den Alex noch besuchen müssen, bevor er Berlin wieder verließ. Und diesmal hatten sie eine Überraschung für ihn, aus der er sich nicht so leicht würde herauswinden können.
    64
    D ie große Uhr am Turm des Verwaltungsgebäudes zeigte zwanzig nach neun. Die Sonne hatte sich längst verabschiedet, grelles Neonlicht erhellte das Gelände und spiegelte sich im schwarzen Wasser der Hafenbecken.
    Reinhold Gräf saß auf seinem Beobachtungsposten hoch über dem Kai im Führerhaus eines Ladekrans, den sie für diesen Zweck von der BEHALA zur Verfügung gestellt bekommen hatten, und schaute über das Hafengelände. Ein Logenplatz. Und er hatte sogar ein Opernglas, einen kleinen Feldstecher aus Polizeibeständen.
    Ein einziges Schiff wurde im Schein des Neonlichts noch entladen, ansonsten herrschte

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