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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Westhafen verladen wollen?
    Achselzucken.
    Auf die MS Erika mit Bestimmungshafen Hamburg?
    Achselzucken.
    Die Ladung war in den Frachtpapieren nicht ausgewiesen.
    Achselzucken.
    Die Kisten enthielten schwarzgebrannten Schnaps, abgefüllt in original Luisenbrandflaschen.
    Achselzucken.
    Zwölftausend Flaschen insgesamt, zu großen Teilen schon an Bord, der Rest noch in fünf Lieferwagen der Firma Herbert Lamkau, Berlin-Tempelhof, geparkt am Nordkai des Westhafens. Sämtlich beschlagnahmt vom Hauptzollamt Berlin.
    Achselzucken.
    Die eigentliche, in den Frachtpapieren ausgewiesene Ladung der MS Erika , dreihundert Tonnen Rapsöl, sollte gemäß den Frachtpapieren im Hamburger Hafen auf den Hochseefrachter MS Tsingtao verladen werden. Dessen Zielhafen: Hoboken, New Jersey.
    Achselzucken.
    Böhm hätte eine Strichliste führen können, doch er stand einfach nur da mit verschränkten Armen und hörte zu, wie Oberzollinspektor Bruno Kressin den Interimsgeschäftsführer der Firma Lamkau ebenso geduldig wie ergebnislos vernahm. Und merkte, wie sein Blutdruck mit jedem Achselzucken dieses Gauners Aßmann ein kleines bisschen anstieg. Geduld bei zähen Vernehmungen gehörte nicht zu seinen Stärken, auch deswegen hatte er Kressin von der Zollfahndung den Vortritt gelassen, in deren Metier die illegalen Aktivitäten der Firma Lamkau fielen. Doch der Zollfahnder war in Sachen Vernehmung offensichtlich ein Volltrottel.
    Eine geschlagene Viertelstunde hielt Böhm durch, hörte sich in aller Ruhe an, was der Mann auf dem Arme-Sünder-Stuhl sagte oder besser: was er nicht sagte. Eine geschlagene Viertelstunde bewies der Oberkommissar eine Engelsgeduld, doch dann war es damit vorbei.
    »Spielen Sie hier doch nicht den Ahnungslosen, lieber Mann!«, polterte er los, ohne Vorwarnung, und Dietrich Aßmann, der bislang eher bräsig am Vernehmungstisch gesessen hatte, wich unwillkürlich ein Stück zurück. Der Oberzollinspektor allerdings erschrak noch mehr als der Delinquent: Kressin zuckte regelrecht zusammen, als Böhm seine Stimme erhob.
    Der Oberkommissar, der bislang scheinbar teilnahmslos an der Wand gelehnt hatte, stellte sich neben den erschrockenen Zollfahnder und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Es waren Lieferwagen der Firma Lamkau, die wir im Westhafen angetroffen haben, Herr Aßmann.«
    Und der Geschäftsführer reagierte tatsächlich mit mehr als einem Achselzucken. »Mag ja sein«, sagte er. »Wurden aber nicht von mir dorthin geschickt.«
    »Nein?«
    »Nein. Wie oft soll ich das noch sagen?« Aßmann wurde patzig. »Meinen Sie, wenn Sie mich dieselben Dinge fragen wie Ihr Kollege, kriegen Sie eine andere Antwort? Sie sollten die Fragen wechseln, nicht den Fragensteller! Ich kann Ihnen zu diesen Dingen nichts sagen.«
    »Können Sie nicht oder wollen Sie nicht?« Böhm schnaufte und taxierte Aßmann mit seinem Bulldoggenblick. »Wir befragen Sie so lange, bis Sie uns eine vernünftige Erklärung liefern. Warum sollten Ihre Wagen zum Westhafen fahren, nahezu der komplette Fuhrpark der Firma Lamkau, wenn nicht der Geschäftsführer hierzu die Anweisung gegeben hat?«
    »Interimsgeschäftsführer.«
    »Und warum sollten Ihre Mitarbeiter, Fahrer und Lagerarbeiter der Firma Lamkau, sich mit Männern treffen, die dem Ringverein Concordia angehören? Und mit denen gemeinsam Schwarzgebranntes auf ein Schiff verladen?«
    »Was weiß ich? Ist das meine Aufgabe, mir darüber Gedanken zu machen? Vielleicht war es ja eine Anweisung des verstorbenen Geschäftsführers, der die Männer Folge leisteten. Oder einer von denen handelte auf eigene Faust und hat die anderen für seine Geschäfte eingespannt.«
    »Sie haben also nichts damit zu tun?«
    »Das sage ich doch die ganze Zeit.«
    »Und warum waren Sie dann vor Ort?«
    »Wie?«
    »Sie waren gestern Abend selbst am Westhafen.«
    »Blödsinn!«
    »Dann sagen Sie mir doch bitte, wo Sie gestern so gegen einundzwanzig Uhr dreißig waren …«
    »Das kann ich Ihnen ziemlich genau sagen. Um diese Uhrzeit saß ich beim Abendessen.«
    »Erzählen Sie keinen Quatsch! Sie waren im Westhafen! Ein Kriminalbeamter hat Sie erkannt!«
    »Ach ja? Vielleicht hat er einen Sehfehler, Ihr Beamter.«
    »Sie scheinen ein guter Schwimmer zu sein, nicht wahr? Wo sind Sie denn die nassen Sachen losgeworden? Als die Kollegen Sie gegen halb eins in Ihrem Hotel in Empfang nahmen, trugen Sie ja tadellose Abendgarderobe.«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Ich hoffe nur, Sie haben sich keine

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