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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Und auch nichts von der Gefahr, in der er schwebte.«
    »Und Herbert Lamkau?«
    »Was zum Teufel wollen Sie von mir? Sagen Sie mir doch endlich, worauf Sie hinauswollen!«
    »Gepanschter Schnaps mit hohem gesundheitsgefährdenden Methanolanteil in Luisenbrandflaschen …«
    »Mein Gott, graben Sie doch nicht immer wieder die alten Geschichten aus!«
    »Die Frage ist, was Sie von diesen alten Geschichten wissen. Und wussten.«
    »Das habe ich Ihrem verehrten Kollegen in Treuburg doch schon erzählt. Leitet der solche Informationen nicht weiter?«
    Leider nicht immer, dachte Charly und versuchte, die Gedanken an Gereon, die sich in ihren Kopf schoben, mit Macht zu verdrängen.
    »Herr Wengler«, sagte sie und räusperte sich, »die alten Geschichten sind leider keine alten Geschichten. Gestern Abend hat die Berliner Polizei zusammen mit der Zollfahndung eine große Menge solch lebensgefährlichen Fusels sichergestellt. Abgefüllt in Originalflaschen Mathée Luisenbrand .«
    »Wie?«
    Wenglers Überraschung schien echt zu sein. Aber was war bei diesem Mann schon echt?
    »Die Ware sollte im Westhafen auf ein Frachtschiff geladen werden. Von Mitarbeitern der Firma Lamkau. Und am Kai standen Lieferwagen der Firma Lamkau.«
    »Und Sie glauben allen Ernstes, ich habe etwas damit zu tun? Was glauben Sie denn, wem solch eine Schweinerei am meisten schadet? Dem Ruf von Luisenbrand! Dem Ansehen unserer Firma und der Marke Mathée !«
    »Ich glaube gar nichts, Herr Wengler. Ich versuche, die Tatsachen zu rekonstruieren.« Charly hielt Wenglers Blick stand. »Wissen Sie, woher die Berliner Polizei von der Verladeaktion wusste? Aus einem schwarzen Buch, das wir in der Wohnung Ihres toten Bruders gefunden haben. Einem Buch, das aus dem Schreibtisch von Herbert Lamkau stammt, das bereits bei den sichergestellten Papieren gelegen hatte und das Ihr Bruder aus dem Präsidium gestohlen haben muss.«
    Den Informanten von den Nordpiraten , der den Kollegen vom Zoll wichtige Informationen über die Geschäfte der verfeindeten Concordia mit Lamkau und den Amerikanern verraten hatte, ließ sie unerwähnt.
    Wengler schüttelte den Kopf. »Und ich habe Siegbert damals geglaubt, dass er mit der Schwarzbrennerei nichts zu tun hatte.«
    »Er scheint auch nicht die treibende Kraft gewesen zu sein.«
    »Das war Lamkau, nicht wahr?« Wengler schüttelte den Kopf. »Diese verlogene Ratte! Er hat mir geschworen, nie wieder solche krummen Geschäfte machen zu wollen. Den Namen meiner Firma so in den Schmutz zu ziehen!«
    »Wenn Herbert Lamkau der Drahtzieher war, Herr Wengler, dann wundert es mich nur, dass die Sache gestern am Westhafen über die Bühne ging, obwohl Lamkau schon seit fast drei Wochen tot ist.«
    »Was mich mehr wundert«, sagte Wengler, »ist, dass so große Mengen in original Luisenbrandflaschen abgefüllt waren. Da muss Lamkau einen Helfer in meiner Brennerei gehabt haben. Einen von seinen alten Komplizen womöglich …«
    Charly versuchte, aus Wenglers Blick schlau zu werden, doch es gelang ihr nicht.
    Die Tür öffnete sich, und Oberkommissar Böhm platzte in den Raum.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Charly«, sagte er. »Kann ich Sie kurz sprechen?«
    Wengler schaute neugierig, als sie Vernehmungsraum A wieder betrat. Charly ließ sich Zeit, setzte sich hin und schlug ihr Notizbuch auf. Sie hätte nicht hineinschreiben müssen, was Böhm ihr gerade vor der Tür mitgeteilt hatte, das hätte sie auch im Kopf behalten. Aber auf die Wirkung, die ein aufgeschlagenes Notizbuch auf jemanden machte, der in einer Vernehmung saß, wollte sie nicht verzichten.
    Sie wartete noch einen Augenblick, zündete sich eine Juno an, um ihre Frage dann ansatzlos zu stellen, eine Schlange, die plötzlich zuschnappt.
    »Herr Wengler, wo waren Sie gestern Abend zwischen einundzwanzig und zweiundzwanzig Uhr?«
    Der Schnapsfabrikant ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich war essen. Im Rheingold . Wieso?«
    » Rheingold . Gute Küche. Was gab’s denn?«
    »Rehrücken.«
    Charly nickte und machte eine Notiz. Die Antwort kam ohne große Überlegung. So wie man eben antwortet, wenn man ein Alibi abgesprochen und sich alle Antworten zurechtgelegt hat.
    »Kann das jemand bezeugen? Sie haben doch bestimmt die Rechnung aufbewahrt.«
    »Ich weiß nicht, wessen Sie mich hier verdächtigen. Ich dachte, es geht um den Tod meines Bruders?«
    »Ich möchte nur wissen, mit wem Sie gestern essen waren.«
    »Verwandtschaft. Mein Onkel Leopold und seine Familie.

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