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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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nicht umgebracht.«
    »Nein.« Gereon lachte bitter. »Persönlich bringt Gustav Wengler niemanden mehr um. Er lässt umbringen. Wozu ist man schließlich Direktor?«
    »Und du wirfst mir vor, ich nähme die Dinge zu persönlich? Du solltest dich nicht so in Gustav Wengler verbeißen.«
    »Sollte ich nicht? Wie ich das sehe, bin ich der Einzige in unserer Mordkommission, der sich überhaupt dafür interessiert. Alle anderen sind nur hinter Polakowski her.«
    »Ich glaube nicht, dass Gennat den Mord im Polizeigewahrsam auf die leichte Schulter nimmt.«
    »Nein. Aber Wengler hat er in der Sache nicht vernommen, oder?«
    »Weil das nichts einbringen würde.«
    »Wengler steckt hinter dem Mord an Aßmann, das ist doch offensichtlich. So kann niemand mehr gegen ihn aussagen.«
    »Hätte er ihm ein Alibi gegeben, hätten wir noch weniger machen können. Dann hätten wir beide laufen lassen müssen.«
    »Vielleicht wollte er ihn ja loswerden. Vielleicht ist er ihm lästig geworden.«
    »Vielleicht.« Charly nickte. »Genauso wie seine anderen alten Weggefährten. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er einen von denen betrauert hat, nicht einmal seinen Bruder. Kann sein, dass du recht hast: Er wollte Aßmann loswerden.«
    »Natürlich wollte er das.« Sie hatten die Carmerstraße erreicht. Gereon hatte direkt vor dem Portal geparkt. »Aber dafür hat er bestimmt nicht Harald Dettmann angeheuert. Die beiden kennen sich doch gar nicht.«
    »Nein«, sagte Charly. Gereon hatte recht. Dettmann war voll und ganz mit seinem Phantom beschäftigt, hatte sich in den letzten Wochen bei der Mordkommission Vaterland kein einziges Mal blicken lassen. Und doch bekam sie das Bild nicht aus ihrem Kopf. Harald Dettmann, der Dietrich Aßmann das Genick bricht. Dann ein rotes Taschentuch mit Wasser aus einer Pitralonflasche tränkt. Dieses Tuch an den Bettpfosten knotet, den Rest der Flasche über Aßmanns Kopf entleert, den Mann zudeckt, dass es aussieht, als schliefe er, und dann die Zelle wieder verlässt.
    92
    E s ist ruhig, alles schläft. Auch du könntest dich jetzt hinlegen, doch du weißt, dass du keine Ruhe finden wirst, bis du in Königsberg aus dem Zug steigst. Das Rattern der stählernen Räder, früher hat es dich beruhigt und in den Schlaf gewiegt, aber das wird es nie wieder tun.
    Königsberg. Zwei Jahre warst du nicht mehr in der Stadt, doch du weißt noch, wohin du gehen und an wen du dich wenden musst.
    Diese Spelunke in der Vogelgasse, so eng, dass man gar nicht glauben würde, dass sie überhaupt ein Hinterzimmer besitzt. Und dann eines, das einem die Welt öffnet, ein Hinterzimmer, in dem man für Geld alles kaufen kann. Informationen und Waffen, Betäubungsmittel jeglicher Art und ein neues Leben.
    Du erinnerst dich an deinen ersten Besuch.
    »Ich brauche einen Pass.«
    »Kein Problem. Kostet dich aber ’ne Stange.«
    »Ich habe Geld.«
    Sobotkas Beute. Sie war noch in ihrem Versteck. Im Wald bei Allenstein, in der Nähe eines Dorfes namens Altschöneberg. Sobotkas Geburtsort. Fünfzehntausend Mark. Das Geld, mit dem Sobotka ein neues Leben anfangen wollte, wenn er erst wieder draußen war aus dem Knast. Das Geld, mit dem du dir dein neues Leben kaufen konntest. Und die Dinge, die du dafür benötigtest.
    »Ich brauche noch mehr.«
    »Wir können alles besorgen.«
    »Auch Tubocurarin?«
    »Was ist das?«
    »Ein Narkosehilfsmittel. In der Universitätsklinik forschen sie damit. Anästhesistische Abteilung. Lange Reihe.«
    »Wir brauchen die Adresse nicht.«
    Du erinnerst dich, wie er dich gemustert hat. Misstrauisch. »Das wird aber teuer«, hat er gemeint.
    »Wie gesagt: Ich habe Geld.«
    Wie er geguckt hat, als du einen Tausender auf den Tisch legtest. »Vier weitere, wenn ihr mir alles besorgt. Und mir noch einen Gefallen tut.«
    »Sollen wir jemanden umbringen? So etwas machen wir nicht!«
    »Nein.« Du hast ihm deine eiserne Fußfessel gezeigt unter dem rechten Hosenbein deines feinen Anzuges. »Ich muss das hier loswerden. Heute noch.« Sein Grinsen sagte dir, dass er erst jetzt wirklichen Respekt hatte vor dir. »Und ich brauche ein paar Adressen«, hast du gesagt, während du das Hosenbein wieder heruntergezogen hast. »Von vier Ostpreußen, die in den Westen gegangen sind. Vier Männer aus Marggrabowa.«
    »Das heißt jetzt Treuburg.«
    Du hast genickt. Du wusstest, dass die Welt eine andere geworden war. Und hast ihm einen Zettel mit den Namen über den Tisch gereicht und mit deinen sonstigen Wünschen.
    Die

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