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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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irgendwo vielleicht ein Aspirin?«
    Eine gute halbe Stunde später stieg Rath mit Kirie die U-Bahn-Treppen am Potsdamer Platz hoch. Die von steinernen Figuren gesäumte Kuppel von Haus Vaterland thronte über dem Platz wie ein römischer Tempel, dem man Leuchtreklamen an die Fassade geschraubt hatte. Der riesige Komplex war das Erste, was die Besucher sahen, wenn sie die Treppen der U-Bahn hinaufstiegen, erst dann schoben sich der Potsdamer Bahnhof und die anderen Gebäude ins Blickfeld. Es war schon einiges los an der breiten Freitreppe vor dem Haupteingang; die Leute standen tatsächlich Schlange, um hier hineinzukommen und sich das Geld aus der Tasche ziehen zu lassen. Die meisten sahen aus wie Hilfsbuchhalter aus Königs Wusterhausen, die ein wildes Wochenende in der großen Stadt verbringen wollten oder das, was sie darunter verstanden.
    Rath ließ die Provinzonkels stehen, wo sie standen, und ging mit Kirie einmal um Haus Vaterland herum. Am Lieferanteneingang luden ein paar Männer gerade Unmengen Kartoffeln aus. Rath schaute sich das einen Moment an und spazierte mit dem Hund dann einfach ins Gebäude hinein. Der linke Aufzug schien noch immer außer Betrieb zu sein, die Kartoffelfritzen stapelten ihre Säcke jedenfalls nur im rechten. Rath hatte das Treppenhaus fast erreicht, da hielt ein Ruf ihn zurück.
    »Hey! Wat wollen Sie denn hier? Kenn ick Sie?«
    Rath drehte sich um und erkannte die Uniform der Wach- und Schließgesellschaft. Die passte also auch tagsüber auf, dass sich kein Unbefugter einschlich. Und das offenbar recht gut. Er zückte seine Dienstmarke, und der Wachhund schaute misstrauisch darauf.
    »Kripo?«, fragte er.
    Rath nickte. »Der Mordfall von gestern.«
    Das Wort Mord schien den Wachmann nicht weiter zu irritieren. »Wat wollense denn noch?«
    »Den Tatort noch mal in Augenschein nehmen.«
    »Sind Sie angemeldet?«
    »Die Kripo kommt niemals angemeldet.«
    Der Wachhund guckte zwar immer noch sauertöpfisch, aber er ließ den Kommissar passieren.
    Rath stieg die Treppen empor und schaute sich in jeder Etage vor den Aufzügen um. Kirie schnupperte überall neugierig, doch Rath schenkte dem keine Beachtung, dafür hatte er schon zu viele schlechte Erfahrungen mit den Fähigkeiten seines Hundes gemacht. Eigentlich galten Bouviers als hervorragende Fährtenhunde, Kirie schien da jedoch die große Ausnahme zu sein.
    In der dritten Etage stieß er auf einen Blaumann, der vor der offenen Tür am Aufzugschacht hockte und an irgendetwas schraubte. Rath schaute ihm eine Weile zu, bevor er ihn ansprach.
    »Defekt?«, fragte er und streckte dem Arbeiter die Zigarettenschachtel entgegen, die er im U-Bahnhof gekauft hatte. Der griff dankbar zu, und Rath gab ihm Feuer.
    »Die Tür«, sagte der Blaumann und inhalierte genüsslich. »Wieso fragense?«
    Rath zündete sich ebenfalls eine Overstolz an und zeigte seine Blechmarke. Der Haustechniker schien nicht überrascht, es mit einem Polizisten zu tun zu haben.
    »Waren Sie dabei, als die Leiche gestern gefunden wurde?«, fragte Rath.
    »Nee. Det war Kollege Siegmann.«
    »Ist der im Haus?«
    »Nee. Hat diese Woche Nachtdienst.«
    »Was ist denn passiert mit der Tür? Davon hat Herr Siegmann uns gar nichts erzählt.«
    »Ist ja auch erst heute Morgen aufgefallen, als eener hier aussteigen wollte und die Tür klemmte. Die meisten fahren immer janz durch bis oben in die Küche.«
    »Die Tür klemmt?«
    »Irjendein Arschloch hat den Notausschalter gedrückt«, sagte der Blaumann, »jenau zwischen zwei Stockwerken. Und sich dann mit Gewalt an der Tür zu schaffen jemacht, anstatt Hilfe zu rufen. Det janze Blech hier hat er mir verbogen. Schließt nicht mehr richtig.«
    »Das ist der Aufzug, in dem gestern die Leiche gefunden wurde, oder?«
    Der Haustechniker hob die Schultern. »Mag sein. Is aber ooch keene Entschuldijung für so ’ne Sauerei.«
    »Habe ich Sie richtig verstanden, dass jemand hier unten aus der Aufzugkabine geklettert ist? Aus der Kabine, in der man dann die Leiche gefunden hat?«
    Der Techniker schaute, als sei ihm eine unerwartete Erkenntnis zuteilgeworden. »Sie meinen …«
    »Dass das womöglich der Fluchtweg eines Mörders war. Haben Sie schon viel angefasst?«
    »Werd ick wohl. Ohne anfassen funktioniert Arbeiten bei unsereinem nicht.«
    »Dann machen Sie mal Pause. Oder kümmern sich um die anderen Arbeiten, die Sie zu erledigen haben. Die Aufzugtür muss kriminaltechnisch untersucht werden.«
    Der Haustechniker schien die Dinge zu

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