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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Straßenjunge, der in eine Gruppe Konfirmanden geraten war. Die Autos sahen ähnlich aus wie das, in dem der Firmeninhaber gestern zum Haus Vaterland gefahren war und das sich immer noch in den Händen der Spurensicherung befand. Sie warben für die Spirituosenhandlung Lamkau und für Mathée Luisenbrand , andere für Danziger Goldwasser oder Treuburger Bärenfang .
    Rath stieg aus und nahm den Hund an die Leine. Auf dem Weg zum Wohnhaus bemerkte er, dass sich Kiries Nackenhaare plötzlich aufrichteten und sie ein leises Knurren hören ließ.
    »Ruhig, altes Mädchen«, sagte er, »ganz ruhig.«
    Und dann schrak er zusammen, denn hinter sich hörte er ein lautes Kläffen und gleichzeitig das Rasseln einer Kette, die sich mit wachsender Geschwindigkeit entrollte. Rath drehte sich um und sah ein Monstrum auf sich zustürmen. Instinktiv machte er ein paar Schritte zur Seite, und es war genau die richtige Anzahl: Kurz bevor der Hund ihn erreichen konnte, spannte die Kette und hielt das Tier zurück. Das Bellen hörte dennoch nicht auf, mit seinem ganzen Gewicht warf sich der Wachhund ins Halsband, röchelte und kläffte die Besucher an. Kirie hatte sich inzwischen entschlossen zurückzubellen, sodass die sonntagnachmittägliche Ruhe endgültig zerstört war.
    Die Haustür des Wohnhauses öffnete sich, und ein Dienstmädchen schaute ihn an. Sie musste brüllen, um sich gegen das Gekläff durchzusetzen.
    »Sie wünschen?«
    »Erst einmal: nicht gefressen zu werden. Halten Sie doch bitte Ihren Hund zurück.«
    »Tut mir leid, aber Nero hört nicht auf mich. Er hat nur auf den gnädigen Herrn gehört, und der ist leider …«
    »Tot. Ich weiß.« Rath zückte seine Marke. »Mein Beileid. Ich möchte zur gnädigen Frau, ist die zu sprechen?«
    Das Mädchen zeigte hinüber zum Firmengebäude. »Die gnädige Frau ist nebenan im Büro.«
    »Und wie komme ich dahin, ohne zerfleischt zu werden?«
    Sie zuckte die Achseln. »Machen Sie einfach einen großen Bogen um Nero.«
    Auf diese Weise gelangte Rath tatsächlich zum Firmengebäude, das aus der Lagerhalle bestand, vor der auch die Lieferwagen parkten, und einem schlichten kleinen Bürotrakt an der Kopfseite. Der Wachhund hatte mit dem Bellen aufgehört, als er merkte, dass Rath sich zurückzog. Für das Firmengebäude schien er sich nicht zuständig zu fühlen. Direkt neben dem Eingang prangte ein Firmenschild aus Messing, das hell in der Sonne glänzte, so gründlich poliert wie alles hier. Ein Flügel der Glastür stand offen, und Rath ging hinein. Der Bürotrakt wirkte sauber und ordentlich, allerdings hing ein dezenter Alkoholgeruch in der Luft, der wohl dem Produkt geschuldet war, das man hier verkaufte.
    Im Chefbüro stieß Rath auf eine Frau mit graublonden Locken, die am Schreibtisch saß und durch irgendwelche Papiere blätterte, vor sich ein wildes Durcheinander aus auf- und zugeklappten Aktenordnern und einer Unmenge fliegender Blätter: Rechnungen, Aufträge, Bestellungen, Personallisten. Ein Windstoß, und das Chaos wäre perfekt gewesen.
    Die Frau war offenbar zu beschäftigt, um Rath zu bemerken; sie schaute erst auf, als er an die offene Tür klopfte und seine Marke zeigte.
    »Edith Lamkau?«, fragte er, und sie nickte.
    »Rath, Kriminalpolizei. Mein aufrichtiges Beileid zum Tod Ihres Mannes. Entschuldigen Sie bitte, dass wir Sie noch einmal stören müssen.«
    Die Witwe Lamkau nickte und starrte auf die Akten, die sie gerade in der Hand hielt. Sie wirkte nicht ganz anwesend und machte einen verzweifelten Eindruck, wobei es schien, dass diese Verzweiflung eher mit dem Chaos auf dem Schreibtisch zusammenhing als mit dem Tod ihres Mannes.
    »Was für ein Durcheinander«, jammerte sie, obwohl es offensichtlich war, dass sie selbst dieses Durcheinander angerichtet hatte.
    »Ganz schön viel Papierkram«, sagte Rath mitfühlend.
    Sie nickte und zeigte mit einem waidwunden Blick auf den Wust von Akten, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag. »Wer soll sich denn damit auskennen? Wer soll denn das verstehen? Bestellungen, Rechnungen … Und dann rufen dauernd irgendwelche Leute an und wollen wissen, wie es weitergehen soll. Irgendwie hat sich Herberts Tod schneller herumgesprochen als unsere letzten Angebote.«
    »Haben Sie denn keinen Prokuristen im Geschäft? Irgendjemand, der sich auskennt und Ihnen unter die Arme greifen kann?«
    »Herbert hat doch immer alles alleine gemacht. Er hat sich um alles gekümmert. Konnte doch keiner ahnen, dass er …«
    Sie ließ die

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