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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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per Scheck oder Bankanweisung. Aber doch nicht in bar!« Riedel klang beinah entrüstet.
    »Gibt es denn noch offene Rechnungen zwischen Haus Vaterland und der Firma Lamkau?«
    »Kempinski«, sagte Riedel, »ich kaufe nicht nur für das Haus Vaterland ein, sondern für die Firma Kempinski.«
    »Und? Schuldet Kempinski Lamkau noch etwas?«
    »Ich kümmere mich nicht direkt um die Rechnungsabwicklung, aber meines Wissens nicht.«
    »Haben Sie denn vielleicht eine Erklärung für so viel Bargeld?«
    Riedel zuckte die Achseln. »Vielleicht war er vorher ja noch woanders ausliefern. Ich weiß nicht, wie andere Lokale ihre Rechnungen begleichen.«
    »Wir wundern uns darüber, dass der Firmeninhaber die Lieferung am Samstag persönlich ausgefahren hat.«
    Riedel schaute sich um, als habe er Angst, belauscht zu werden. »Man soll ja nicht schlecht über Tote reden«, sagte er schließlich, »aber irgendwann kriegen Sie es ja doch heraus.«
    »Was?«
    »Womöglich«, sagte der Einkäufer und machte eine bedeutungsschwangere Pause, »sollte es ein Zeichen seines guten Willens sein, persönlich auszufahren. Die Firma Lamkau hat etwas wiedergutzumachen.«
    Rath horchte auf.
    Riedel zeigte auf die Flaschen, die vor ihm standen. »Das hier sind alles hervorragende Tropfen«, sagte er. »Bei Kempinski bekommen Sie keinen Fusel. Das wissen unsere Kunden, und das wissen unsere Lieferanten.«
    »Was hat das mit Lamkau zu tun?«
    Riedel senkte seine Stimme. »In einer seiner letzten Lieferungen war eine Marge dabei, die war gepanscht. Mehrere Kisten. Kein Luisenbrand, wie es auf den Flaschenetiketten stand, sondern irgendein billiger Fusel. Ein Laie wäre vielleicht darauf reingefallen, aber ein Experte – unmöglich.«
    Riedel schnupperte an einem Glas mit hellem Tresterbrand. Es fiel nicht schwer, dem Mann den Experten für alkoholische Getränke jeglicher Art abzukaufen, nicht nur wegen der rot geäderten Nase.
    »Das heißt, Lamkau wollte Ihnen minderwertige Qualität andrehen?«
    »Wer weiß?« Riedel zuckte die Achseln. »Er brennt das Zeug ja nicht selbst, aber er hat den Alleinvertrieb für Mathée Luisenbrand in ganz Mitteldeutschland. Da darf so etwas nicht passieren.«
    »Es ist aber passiert.«
    Riedel nickte. »Genau. Und deshalb stand die Firma Lamkau auch kurz davor, von unserer Lieferantenliste gestrichen zu werden. Ich hatte Herbert Lamkau für heute zu einem Gespräch gebeten.« Er schaute auf die Uhr. »Eigentlich sollte er jetzt genau da sitzen, wo Sie sitzen.«
    Plötzlich wurde im Saal alles dunkel, und ein Raunen ging durch die Menge. Hinter der Glasscheibe blitzte es hell, gleich darauf donnerte es, und über der Miniaturausgabe von Sankt Goarshausen begann es zu regnen. Die vielen Ausrufe des Erstaunens zeigten, dass der Saal überwiegend mit Neulingen besetzt sein musste. Rath fragte sich, ob es überhaupt jemanden geben mochte, der sich dieses Spektakel ein zweites Mal anschaute.
    »Im Haus Vaterland ist man gründlich, hier gewittert’s stündlich«, sagte Riedel achselzuckend.
    Der müde Reim war ein Werbespruch, mit dem der Rheinterrasse Kundschaft zugeführt werden sollte. Bei Riedel klang er fast wie eine Entschuldigung. Rath wartete, bis der Lärm abgeklungen war, und zündete sich eine Zigarette an.
    »Um was wäre es bei diesem Gespräch denn gegangen?«, fragte er und wedelte das Streichholz aus. Im selben Moment ging das Licht im Saal wieder an.
    Riedel nippte weiter an seinen Gläsern und machte Notizen zu den einzelnen Getränken. »Darum, auf der Lieferantenliste von Kempinski zu bleiben«, sagte er.
    »Und was passiert jetzt, wo er tot ist?«
    Der Einkäufer zuckte die Achseln. »Das Zeug, das die Firma Lamkau sonst verkauft, bekomme ich auch anderswo. Nur Luisenbrand hat sie exklusiv vertrieben.«
    »Und Danziger Goldwasser?«
    »Dafür hat Lamkau nicht den Alleinvertrieb.«
    »Wer könnte Haus Vaterland denn beliefern, sollte die Firma Lamkau tatsächlich ausfallen?«
    »Darüber«, sagte Riedel und zuckte die Achseln, »hab ich mir, ehrlich gesagt, noch keine Gedanken gemacht. Jedenfalls ist Luisenbrand nicht der einzige gute Kornbrand auf der Welt.«
    Rath schob Riedel ein Blatt aus seinem Notizbuch über den Tisch. »Dann schreiben Sie mir doch bitte ein paar der infrage kommenden Kornbrände und ihrer Lieferanten auf.«
    »Meinen Sie etwa, ein Konkurrent hat Lamkau auf dem Gewissen?« Riedel schüttelte unwillig den Kopf. »Das kann ich mir kaum vorstellen.« Gleichwohl schrieb er ein

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