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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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einschlagen, der ist hier im Präsidium manchmal etwas mühselig.« Er zeigte auf die Wand, an der das obligatorische Porträt von Hindenburg hing. »Ein paar Büros weiter sitzt der Kollege Dettmann. Ist vor zwei Monaten erst von den Rauschgiftfahndern zu uns gekommen; vielleicht hat der ja einen Tipp. Man erzählt, dass er sich sehr gut auskennt auf der Straße. Und wenn der kleine Dienstweg nicht hilft, kann man immer noch den großen wählen.«
    Den letzten Satz hatte er so väterlich-oberlehrerhaft gesagt, dass Charly Mühe hatte, ihre Gesichtsmuskeln unter Kontrolle zu halten. Glücklicherweise streckte Erika Voss ihren Kopf zur Tür herein und lenkte alle Aufmerksamkeit auf sich.
    »Herr Kommissar?«, sagte die Sekretärin und vermied es nach wie vor, Charly anzuschauen, »Kriminalrat Gennat lässt ausrichten, dass er Sie jetzt sprechen kann.«
    »Sagen Sie dem Kriminalrat, ich bin in fünf Minuten bei ihm.«
    Die Sekretärin verschwand wieder, und Charly lächelte Gereon an. »Danke für den Tipp, Herr Kommissar«, sagte sie. »Der Kollege Dettmann, sagen Sie? Wo sitzt der genau?«
    »Warten Sie, ich zeige Ihnen den Weg. Ich muss ja sowieso zu Gennat.«
    Die Erklärung hätte Gereon sich eigentlich schenken können, dachte Charly, das klang ein wenig übereifrig und bemüht. Aber die Kollegen schienen nichts zu merken, und sie selbst nickte so demutsvoll, wie man es von einer Kommissaranwärterin erwartete.
    Lange und Gräf hatten sich wieder ihren Akten zugewandt, als sie mit ihm zusammen hinausging. Erika Voss schaute nicht auf von der Schreibmaschine, aber Charly war sicher, dass sie genau registrierte, dass ihr Kommissar mit der Kommissaranwärterin unterwegs war.
    »Ich zeige Fräulein Ritter eben den Weg zum Kollegen Dettmann«, sagte Gereon, »und dann bin ich erst einmal bei Gennat.«
    Die Voss nickte nur und ließ sich nicht bei ihrer Arbeit stören.
    Mit stoischem Gesichtsausdruck verließ Gereon das Büro und schloss die Tür hinter Charly. Draußen auf dem Gang trafen sich ihre Blicke einen Moment, und dann sah sie weiter unten etwas anderes.
    »Oh«, sagte sie, »war das etwa ich?«
    Er sagte nichts, schaute sich nur um. Zum Glück war der Gang gerade leer. Nur ganz hinten am anderen Ende des Traktes, direkt an der Glastür, standen ein paar Leute, aber viel zu weit weg, dass sie etwas erkennen konnten. Außer, dass ein Mann und eine Frau vielleicht etwas zu lang vor einer Bürotür standen.
    »Du solltest mir das Büro Dettmann zeigen«, flüsterte sie, »wenn wir hier noch länger stehen bleiben, sieht das so aus, als wollten wir voneinander tränenreich Abschied nehmen.«
    »Mensch, Charly«, sagte er und setzte sich wieder in Bewegung, »wir müssen uns dringend etwas überlegen. So geht das nicht weiter.«
    »Vielleicht solltest du etwas mehr an die Arbeit denken.«
    »Wird mir nicht schwerfallen, gleich bei Gennat.« Er blieb stehen und zeigte auf eine Tür. »Hier sitzt Dettmann. Ist vielleicht nicht der sympathischste Zeitgenosse, war aber fast zehn Jahre beim Rauschgift. Wenn einer dir etwas über Bezugsquellen in dieser Stadt erzählen kann, dann er.«
    »Alles klar«, sagte sie. »Geht’s denn wieder?«
    »Schon viel besser«, sagte er und gab ihr so überraschend einen Kuss, dass sie richtiggehend erschrak, doch dann ließ sie sich darauf ein, sie konnte nicht anders.
    Als sie wieder aufblickte, sah sie sein jungenhaftes Grinsen und drehte sich um. Die Kollegen, die eben noch an der Glastür gestanden hatten, waren verschwunden, der Gang war menschenleer.
    »Gelegenheit macht Diebe«, sagte er und verschwand in die andere Richtung, dorthin, wo der Buddha sein Büro hatte. Er hatte recht. Sie mussten sich wirklich etwas überlegen.
    Das Büro von Kriminalkommissar Harald Dettmann lag tatsächlich nur zwei Türen neben dem von Gereon Rath. Charly warf einen kurzen Blick in ihren Taschenspiegel und kontrollierte den Lippenstift, dann erst klopfte sie an und trat vorsichtig ein, als niemand antwortete. Dettmanns Vorzimmer war nicht besetzt, die Zwischentür stand offen, und sie ging einfach durch. Am Schreibtisch saß ein drahtiger Enddreißiger mit beginnendem Haarausfall; der andere Schreibtisch im Raum war verwaist.
    Charly klopfte an die offen stehende Tür, und der Mann schaute auf.
    »Kriminalkommissar Dettmann, nehme ich an.« Charly trat in den Raum, immer noch bester Laune.
    »Derselbe«, sagte Dettmann und stand auf. »Kommen Sie doch rein.«
    Charly tat wie

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