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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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ich es das erste Mal gesehen habe, da dachte ich, dass die doch echt alle einen an der Waffel haben.« Er lachte und streckte Tim die Hand hin. »Ich bin Chester, der Schülersprecher. Der Direktor schickt mich zu Ihnen.«
    »Ah ja. Mein Name ist Ti... Ich heiße Herr Jung.« Tim sah wieder zu den Kinhin-Leuten hinüber. »Und was soll das? Ich meine, ist das ein Schulfach oder eine neue Trendsportart?«
    Chester grinste. »Es ist wirklich ein Fach. Gehört zum Kampfsport, wird aber extra unterrichtet. Um genau zu sein, gehört der Kinhin sogar ebenbürtig zur vedischen Kampfsportart, stellt quasi seinen Ausgleich, seinen Gegenpol dar.«
    »Wie meinst du das?«
    Der Junge überlegte. Sein Lächeln verflog. »Wissen Sie, ich studiere hier seit vier Jahren und kann Ihnen keine präzise Antwort geben. Das Kinhin ist eine Art Meditation. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, nehmen Sie doch mal am Imaginationsunterricht teil.«
    Tim musterte den Schülersprecher von der Seite. Jeans, Sweatshirt, kurzes Haar. Die Ärmel des Sweaters waren heraufgekrempelt, die Lederriemen spannten sich über seine Arme. Tim deutete darauf. »Du wirst im Kampfsport ausgebildet?«
    Chester grinste wieder. »Ich bin ein Outsider, ja. Glauben Sie, der Direktor stellt mich Ihnen zur Seite, wenn ich nicht alles über die Schule wüsste?« Eine rhetorische Frage. »Ich kämpfe seit vier Jahren, wie gesagt. Und gehe, wie die da.« Er fing Tims fragenden Blick auf. »Das Fach heißt Kinhin, und das, was wir tun, heißt gehen. Ganz einfach. Die Lehre stammt aus Asien. Praktizierenden Zen-Buddhisten ist sie bekannt. Gobinda Veden hatte was übrig für den Buddhismus.«
    »Hatte er?«
    »Sieht so aus. Viel von dem, was in Imagination unterrichtet wird, basiert auf dem Buddhismus. Und die Schule schickt sich an, möglichst wenig vom Lehrplan zu ändern.« Er zog die Brauen hoch. »Moderne philosophische oder psychologische Erkenntnisse? Alles Quatsch! Werden Sie hier nicht finden, jedenfalls nicht im Imaginationsunterricht.«
    »Höre ich da Sarkasmus?«
    Chester drehte sich zu Tim um. »Ich muss hier zur Schule gehen, weil meine Eltern es so wollen. Weil ich angeblich ein Outsider bin und diese spezielle Gabe der Imagination habe. Aber ich bin nicht verpflichtet, alles, was hier passiert, gut zu finden. Wenn Sie Lobhudeleien auf die Schule hören wollen, dann müssen Sie zum Direktor gehen. Der ist darin ein Ass.«
    Tim konnte nicht anders, er musste grinsen. »Und ich hab geglaubt, Sir Veden schickt mir seinen Vorzeigeschüler.«
    »Oh, ich bin sein Vorzeigeschüler. Der beste hier seit Jahren. Aber ich bin nicht immer einer Meinung mit ihm. Ich glaube, das schätzt er an mir.«
    »Du hast diese Imaginationsgabe?«
    »Angeblich. Ich merke nichts davon, und das Schulfach geht mir einfach nur auf die Nerven. Uralte Theorien und Lehren. Die Ägyptischen Mumien aus dem Tal der Könige sind frischer als dieser Lehrstoff.« Chester warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Kann ich Ihnen im Moment irgendwie helfen? Ich muss dann nämlich zum Nachmittagunterricht.«
    »Kannst du wirklich.« Tim deutete auf die Unterlagen, die er in einer Mappe in der Hand trug. »Ich habe heute Vormittag begonnen, die Akten durchzusehen und dabei festgestellt, dass ein paar Jahrgänge fehlen.«
    »Ja, die sind verbrannt. Vorletztes Jahr gab es ein kleines Feuer in den Archiven, da ist so einiges draufgegangen. So ist das, wenn man alte Dokumente nicht ins moderne Computersystem einpflegt, was?« Der Schülersprecher beobachtete die Kinhin-Schüler und grinste vage.
    »Weiß die Schulbehörde davon?«
    Chester zuckte die Schultern. »Ist es nicht Ihr Job, das rauszufinden?«
    »Äh, klar.« Tim lächelte.
    »Ich muss dann mal los. Wenn Sie mich brauchen, lassen Sie mich einfach ausrufen.« Er zwinkerte. »Ich liebe es, den Unterricht zu schwänzen. Bis dann!« Er drehte sich um und lief über den Campus davon.
    Tim sah wieder zu den Gehern hin, schüttelte den Kopf und setzte seinen Marsch fort. Er traf Loki im Flur des Wohnheims. Sein Cousin nahm ihn samt den Unterlagen mit auf sein Zimmer.
    »Miefige, winzige Räume«, sagte Loki, schlüpfte aus der Lederjacke und ließ sie auf den Boden fallen. »Was gibt es Neues?«
    »Nicht viel.« Tim warf die Unterlagen auf den kleinen Schreibtisch am Fenster und setzte sich in den Stuhl. »Bin nicht weit gekommen, sind unglaublich viele Schüler. Bis jetzt habe ich keine besonders auffälligen Begabungen gefunden, nur der übliche

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