Die Akte
Verstanden?«
Voyles sprang auf und zeigte auf Coal. »Hören Sie zu, Sie Arschloch. Wenn Sie sie überprüft haben wollen, dann tun Sie es gefälligst selber. Ich lasse mir von Ihnen keine Pfadfinderbefehle erteilen.«
Lewis stand zwischen ihnen, und der Präsident stand hinter seinem Schreibtisch, und ein oder zwei Sekunden lang fiel kein Wort. Coal legte das Memorandum auf den Schreibtisch und trat mit abgewendetem Blick ein paar Schritte zurück. Jetzt war der Präsident der Friedensstifter. »Setzen Sie sich, Dentón. Setzen Sie sich.«
Voyles kehrte zu seinem Stuhl zurück, wobei er Coal anstarrte. Der Präsident lächelte Lewis an, und alle setzten sich.
»Wir stehen alle unter großem Druck«, sagte er herzlich. Lewis sprach gelassen. »Wir werden die Routineuntersuchungen über Ihre Namen durchführen, Mr. President, und zwar unter striktester Geheimhaltung. Aber Ihnen dürfte klar sein, dass wir nicht für sämtliche Personen garantieren können, mit denen wir sprechen.«
»Ja, Mr. Lewis, das ist mir klar. Aber ich verlange äußerst behutsames Vorgehen. Diese Männer sind jung, sie werden die Verfassung prägen, wenn ich schon lange tot bin. Sie sind überzeugte Konservative, und die Presse wird sie in der Luft zerreißen. Sie dürfen weder wunde Punkte noch Leichen im Keller haben. Keine Marihuanaraucher, keine illegitimen Kinder, keine Verfahren wegen Trunkenheit am Steuer, keine radikalen studentischen Aktivitäten oder Scheidungen. Verstanden? Keine Überraschungen.«
»Ja, Mr. President. Aber wir können nicht garantieren, dass unsere Nachforschungen absolut geheim bleiben.«
»Okay. Aber versuchen Sie es wenigstens.«
»Ja, Sir.« Lewis übergab Eric East das Memorandum. »War das alles?« fragte Voyles.
Der Präsident warf einen Blick auf Coal, der sie alle ignorierte und zum Fenster hinausschaute. »Ja, Dentón, das war alles. Es wäre mir lieb, wenn Sie diese Leute innerhalb von zehn Tagen überprüfen könnten. Ich möchte schnell handeln in dieser Sache.«
Voyles war aufgestanden. »Sie bekommen den Bericht in zehn Tagen.«
Callahan war nicht ganz wohl in seiner Haut, als er an die Tür von Darbys Apartment klopfte. Er war ziemlich nervös. Ihm ging vieles durch den Kopf, vieles, das er sagen wollte, aber er wusste, dass er keinen Streit vom Zaun brechen durfte. Es gab etwas, woran ihm noch viel mehr lag als daran, ein bisschen Dampf abzulassen. Sie hatte sich ihm jetzt vier Tage lang entzogen, vier Tage, an denen sie Detektiv gespielt und sich in der juristischen Bibliothek verbarrikadiert hatte. Sie hatte Vorlesungen geschwänzt und auf seine Anrufe nicht reagiert.
Sie hatte ihn in seiner Stunde der Not im Stich gelassen. Aber er wusste, wenn sie die Tür aufmachte, würde er lächeln und vergessen, dass er vernachlässigt worden war.
Er hatte eine Literflasche Wein bei sich und eine erstklassige Pizza von Mama Rosa’s. Es war nach zehn. Samstagabend. Er klopfte abermals und ließ den Blick die Straße auf und ab über die gepflegten Zweifamilienhäuser und Bungalows schweifen.
Drinnen klirrte die Kette, und sofort lächelte er. Das Gefühl der Vernachlässigung war verflogen.
»Wer ist da?« fragte sie bei vorgelegter Kette.
»Thomas Callahan. Kennst du mich noch? Ich stehe vor deiner Tür und bettle darum, eingelassen zu werden, damit wir spielen und wieder Freunde sein können.«
Die Tür ging auf, und Callahan trat ein. Sie nahm den Wein und küsste ihn auf die Wange. »Ist alles beim alten?« fragte er. »Ja, Thomas. Ich war beschäftigt.« Er folgte ihr durch ihr Arbeitszimmer in die Küche. Ein Computer und ein Haufen dicker Bücher bedeckten den Schreibtisch.
»Ich habe angerufen. Warum hast du dich nicht gemeldet?«
»Ich war nicht da«, sagte sie, öffnete eine Schublade und holte einen Korkenzieher heraus.
»Du hast einen Anrufbeantworter. Ich habe mit ihm gesprochen.«
»Willst du Streit, Thomas?«
Er betrachtete ihre nackten Beine. »Nein! Ich schwöre, ich bin nicht wütend. Ich verspreche es. Bitte verzeih mir, wenn es so aussieht, als wäre ich sauer.«
»Hör auf damit.«
»Wann können wir ins Bett gehen?«
»Bist du müde?«
»Ganz und gar nicht. Schließlich waren es drei Nächte, Darby.«
»Fünf. Was für eine Pizza?« Sie zog den Korken und füllte zwei Gläser. Callahan beobachtete jede ihrer Bewegungen. »Ach, das ist eine dieser Samstagabend-Spezialitäten, wo sie alles drauflegen, was sonst in den Müll geworfen würde. Garnelenschwänze,
Weitere Kostenlose Bücher