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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hatte die Zahl ihrer Disketten auf zwanzig geschätzt, aber sie waren alle verschwunden. Keine einzige Diskette. Die Nachschlagewerke betrafen Verfassungsrecht und Ziviles Verfahrensrecht und waren so langweilig und speziell, dass niemand ein Interesse daran haben konnte. Die roten Aktendeckel waren säuberlich aufeinandergestapelt, aber leer.
    Es war saubere, geduldige Arbeit. Jemand hatte ein paar Stunden mit Löschen und Einsammeln verbracht und dann die Wohnung mit nicht mehr als einem Aktenkoffer oder einer Tüte voller Material verlassen.
    Im Arbeitszimmer schaute Alice durch das Fenster neben dem Fernseher. Der rote Accord stand noch da, kaum einen Meter vom Fenster entfernt. Er sah einwandfrei aus.
    Sie drehte die Birne in dem Nachtlicht fest und schaltete die Lampe dann schnell ein und wieder aus. Funktionierte einwandfrei. Sie lockerte sie wieder genauso, wie sie sie vorgefunden hatte.
    Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt; jetzt konnte sie die Umrisse von Türen und Möbelstücken erkennen. Sie schaltete den Computer aus und ging vorsichtig durch das Arbeitszimmer in den Flur.
    Mrs. Chen wartete genau da, wo sie sie zurückgelassen hatte. »Okay?« fragte sie.
    »Alles in bester Ordnung«, sagte Alice. »Aber passen Sie bitte genau auf. Ich rufe morgen oder übermorgen an, um mich zu erkundigen, ob jemand aufgetaucht ist. Und bitte, sagen Sie niemandem, dass ich hier war.«
    Mrs. Chen hörte aufmerksam zu, während sie den Tisch wieder vor die Tür schob. »Was ist mit ihrem Wagen?«
    »Der bleibt vorerst hier stehen. Behalten Sie ihn bitte im Auge.«
    »Geht es ihr gut?«
    Sie hatten fast die Haustür erreicht. »Es kommt alles wieder in Ordnung. Ich denke, in ein paar Tagen wird sie wieder hier sein. Vielen Dank, Mrs. Chen.«
    Mrs. Chen verschloss und verriegelte die Tür und schaute dann durch das kle ine Fenster. Die junge Frau war auf dem Gehsteig, dann verschwand sie in der Dunkelheit.
    Alice ging drei Blocks zu ihrem Wagen.
    Freitagabend im French Quarter! Morgen sollte Tulane im Dome spielen und am Sonntag die Saints, und die Fans waren zu Tausenden unterwegs, parkten überall, blockierten die Straßen, streiften in lärmenden Horden umher, tranken aus Pappbechern, drängten sich in den Lokalen, machten sich einen vergnügten Abend und genossen das Leben. Um neun war im Inner Quarter kein Durchkommen mehr.
    Alice parkte auf der Poydras, weit weg von der Stelle, an der sie eigentlich hatte parken wollen, und erreichte mit einer Stunde Verspätung das überfüllte Austernrestaurant an der St. Peter mitten im Quarter. Es gab keine freien Tische. An der Bar standen sie in Dreierreihen. Sie zog sich in eine Ecke zurück, stellte sich neben den Zigarettenautomaten und ließ den Blick durch das Restaurant schweifen. Die meisten Gäste waren Studenten, die der Spiele wegen in die Stadt gekommen waren.
    Ein Kellner kam auf sie zu. »Suchen Sie eine andere Dame?« fragte er.
    Sie zögerte. »Nun - ja.«
    Er zeigte über die Bar hinweg. »Um die Ecke herum, erste Tür rechts, dort stehen ein paar kleine Tische. Ich glaube, Ihre Freundin ist da drin.«
    Darby saß in einer winzigen Nische, über eine Bierflasche gebeugt, mit Sonnenbrille. Alice drückte ihre Hand. »Schön, dich zu sehen.« Sie betrachtete die Frisur und wunderte sich darüber. Darby nahm die Sonnenbrille ab. Ihre Augen waren gerötet und sahen müde aus.
    »Ich wusste nicht, wen ich sonst hätte anrufen können.«
    Alice hörte mit unbewegtem Gesicht zu, nicht imstande, sich eine passende Entgegnung einfallen zu lassen, und nicht imstande, den Blick von der Frisur abzuwenden. »Wer hat dir die Haare abgeschnitten?« fragte sie.
    »Hübsch, nicht wahr? Die Art von Punk-Look, die sicher bald wieder groß in Mode sein wird. Sie wird bestimmt Eindruck machen, wenn ich losgehe und mich um einen Job bewerbe.«
    »Weshalb?«
    »Jemand hat versucht, mich umzubringen, Alice. Mein Name steht auf einer Liste, die einige sehr gefährliche Leute in der Hand halten. Ich glaube, sie verfolgen mich.«
    »Umbringen? Hast du ›umbringen‹ gesagt, Darby? Wer sollte dich umbringen wollen?«
    »Ich weiß es nicht genau. Was ist mit meiner Wohnung?«
    Alice hörte auf, die Frisur zu betrachten, und gab Darby den Ausdruck des Inhaltsverzeichnisses. Darby studierte ihn. Es stimmte wirklich. Dies war kein Traum und auch kein Irrtum. Die Bombe hatte den richtigen Wagen gefunden. Rupert und der Cowboy waren ihr auf der Spur. Das Gesicht, das sie gesehen

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