Die Akte
die undichte Stelle finden.«
»Ja, in gewisser Weise. Ich möchte, dass Sie diesem Reporter Grantham folgen, rund um die Uhr, und herausfinden, mit wem er redet. Er bekommt manchmal verdammt gutes Material, und ich fürchte, es kommt von uns.«
»Ihr ganzes Büro besteht aus undichten Stellen.«
»Wir haben ein paar Probleme, aber die Khamel-Story war eine Falle. Ich habe sie selbst geschrieben.«
Barr lächelte. »Das dachte ich mir. Sie kam mir zu prompt und zu sauber vor.«
»Ist Ihnen Khamel jemals über den Weg gelaufen?«
»Nein. Vor zehn Jahren waren wir sicher, dass er tot war. So etwas gefällt ihm. Er hat kein Ego, also wird er nie erwischt werden. Er kann sechs Monate in einem Wellblechschuppen in Sao Paulo von Wurzeln und Ratten leben, dann nach Rom fliegen, um einen Diplomaten umzubringen, dann für ein paar Monate in Singapur untertauchen. Er liest nicht, was die Zeitungen über ihn schreiben.«
»Wie alt ist er?«
»Wieso interessiert er Sie?«
»Er gibt mir zu denken. Ich glaube, ich weiß, wer ihn angeheuert hat, Rosenberg und Jensen umzubringen.«
»Ach, wirklich? Können Sie es mir verraten?«
»Nein. Noch nicht.«
»Er ist zwischen vierzig und fünfundvierzig, was nicht sonderlich alt ist, aber er hat schon mit fünfzehn einen libanesischen General umgebracht. Er hat also langjährige Berufserfahrung. Aber das sind alles Legenden. Er kann mit beiden Händen töten, mit beiden Füßen, mit einem Autoschlüssel, einem Bleistift oder was auch immer. Er ist ein hervorragender Schütze mit allen Waffen. Spricht zwölf Sprachen. All das haben Sie schon gehört, nicht wahr?«
»Ja, aber ich höre es gern noch einmal.«
»Okay. Er gilt als der tüchtigste und teuerste Killer der Welt. In seiner Jugend war er nur ein gewöhnlicher Terrorist, aber viel zu talentiert, um bloß Bomben zu werfen. Also wurde er ein Mietkiller. Jetzt ist er ein bisschen älter geworden und tötet nur noch für Geld.«
»Wie viel Geld?«
»Gute Frage. Er ist vermutlich in der Preislage von zehn bis zwanzig Millionen pro Job, und es gibt meines Wissens nur noch einen einzigen in dieser Klasse. Einer Theorie zufolge lässt er einen Teil des Geldes anderen Terroristengruppen zukommen. Aber Genaues weiß niemand. Lassen Sie mich raten - Sie wollen, dass ich Khamel finde und ihn lebendig zurückhole.«
»Lassen Sie Khamel in Ruhe. Irgendwie gefällt mir die Arbeit, die er hier getan hat.«
»Er ist sehr talentiert.«
»Ich möchte, dass Sie Grantham folgen und feststellen, mit wem er redet.«
»Irgendwelche Ideen?«
»Mehrere. Da ist ein Schwarzer namens Milton Hardy, der als Hausmeister im Westflügel arbeitet.« Coal warf einen Umschlag auf den Schreibtisch. »Er ist schon sehr lange dort, halb blind, wie es heißt, aber ich glaube, dass er eine Menge sieht und hört. Lassen Sie ihn ein oder zwei Wochen lang beschatten. Jedermann nennt ihn Sarge. Machen Sie Pläne, ihn zu beseitigen.«
»Das ist großartig, Coal. Wir geben eine Menge Geld dafür aus, halbblinde Neger zu beschatten.«
»Tun Sie, was ich gesagt habe. Besser drei Wochen.« Coal erhob sich und ging zur Tür.
»Sie wissen also, wer den Killer angeheuert hat«, sagte Barr.
»Wir kommen der Sache näher.«
»Die Einheit würde Ihnen mit Freuden behilflich sein.«
»Das bezweifle ich nicht.«
19
M rs. Chen war die Besitzerin des Doppelhauses und vermietete seit fünfzehn Jahren die andere Hälfte an Jurastudentinnen. Sie war wählerisch, aber zurückhaltend; solange Ruhe herrschte, war ihre Devise leben und leben lassen. Das Haus lag sechs Blocks vom Campus entfernt.
Es war dunkel, als sie auf das Läuten hin an die Tür kam. Die Person, die davor stand, war eine hübsche junge Frau mit kurzem, dunklem Haar und einem nervösen Lächeln. Sehr nervös.
Mrs. Chen musterte sie argwöhnisch.
»Ich bin Alice Stark, eine Freundin von Darby. Darf ich hereinkommen?« Sie warf einen Blick über die Schulter. Die Straße war leer und still. Mrs. Chen lebte allein hinter fest verschlossenen Türen und Fenstern, aber Alice war eine hübsche Frau mit einem harmlosen Lächeln, und wenn sie eine Freundin von Darby war, konnte man ihr vertrauen. Sie öffnete die Tür, und Alice war drinnen.
»Irgend etwas stimmt nicht«, sagte Mrs. Chen.
»Ja. Darby steckt in einer Klemme, aber wir können nicht darüber reden. Hat sie heute nachmittag angerufen?«
»Ja. Sie sagte, eine junge Frau würde einen Blick in ihre Wohnung werfen.«
Alice holte tief Luft und
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