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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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lief alles ganz ausgezeichnet. An diesem Tag würde Ollowains Ruhm zu Asche werden.

AN DER TREPPE

    Honoré sah dem Raben nach. Der große schwarze Vogel duckte sich durch die Luke und stieß sich ab. Im Abflug entleerte er seine Gedärme. Ein großer Haufen Vogeldung lag direkt unter der Luke.
    »Sie nehmen so wenig Ballast wie möglich mit auf die Reise«, erklärte Tomasin.
    Der junge Ordensbruder schien seinen abfälligen Blick bemerkt zu haben.
    »Tun wir das nicht alle? Möglichst wenig Ballast mit auf die Reise nehmen?«
    Tomasin sah fragend auf. Rasch wich er Honorés Blick aus. Er betrachtete das dünne Pergamentblättchen, das vor ihm auf dem Tisch lag. »Was soll ich dem Primarchen schreiben?«
    Honoré trat an den Tisch. Er nahm das winzige Blütenfeenbein. »Wir müssen erst einen Boten an den Flottenmeister schicken. Er soll seine Schiffe klar zum Auslaufen machen. «
    »Aber warum das? Der Primarch muss doch …«
    »Bist du dir darüber im Klaren, wie lange es dauert, eine Flotte in Gefechtsbereitschaft zu versetzen, Tomasin? Sicher müssen wir Bruder Leon benachrichtigen … Aber es ist wichtig, dass wir die Dinge in der richtigen Reihenfolge tun. Wir haben Verstärkungen zur Ordensburg geschickt, das war das Wichtigste. Nun müssen wir herausfinden, von wo die Anderen kommen.« Honoré stützte sich schwer auf seinen Stock. Er musste Atem holen. Seine alte Wunde machte ihm heute besonders zu schaffen. »Komm mit mir.
In der Schreibstube unten wird noch niemand sein. Ich brauche deine Dienste.«
    Der junge Ritter räusperte sich. Er wagte es noch immer nicht, ihm in die Augen zu sehen. »Aber wozu Schiffe?«
    »Das Bein … Es gehört zu einer kleinen, geflügelten Kreatur. Sie nennen sich Blütenfeen. Ich weiß, dass all ihre Zaubermacht die Anderen nicht nach Valloncour zu führen vermag. Und der Landweg ist gut gesichert. Diese Blütenfeen können nicht sehr weit fliegen. Es muss also ein Elfenschiff vor unserer Küste liegen. Wenn wir es rechtzeitig finden, können wir dem Angriff zuvorkommen.«
    Tomasin sah ihn bewundernd an. »All das liest du aus diesem Bein, Bruder?«
    Der Blick machte Honoré zu schaffen. »Komm, wir müssen uns beeilen. Geh vor. Ich bin ein wenig langsam.«
    Der Wächter der Raben trat auf die Treppe. »Ich wünschte, ich könnte eines Tages wie du sein, Bruder. Ich hoffe …«
    Der Stoß traf Tomasin völlig unerwartet. Sich überschlagend, stürzte er die Treppe hinab. Unten blieb er reglos liegen. Honoré stieg langsam hinab. Zweimal schon hatte er darum gebeten, die Treppe ausbessern zu lassen. Seine Schreiben mussten noch im Archiv liegen. Es würde niemanden wundern, dass es zu diesem schrecklichen Unfall gekommen war.
    Am Fuß der Treppe angekommen, kniete er sich neben Tomasin. Der junge Ritter blutete aus einer Platzwunde am Kopf. Seine Augenlider flatterten.
    Sanft bettete Honoré Tomasins Kopf auf die unterste Stufe. Der Wächter der Raben sah ihn voller Schrecken an. »Warum?«
    Der Ritter strich ihm sanft über die Schulter. »Du hast alles richtig gemacht, Bruder. Es hat nichts mit dir zu tun. Es
ist nur Ordenspolitik. Ich will Leon nicht warnen. Und er darf das nie erfahren.«
    Tomasin versuchte sich aufzurichten.
    Honoré drückte ihn zurück. Der Nacken des Ritters lag auf der Kante der Stufe. Honoré drückte fester … Tomasin röchelte, wollte schreien. Dann erklang ein kurzes, trockenes Knacken. Tomasins Blick wurde starr.
    »Tut mir leid, Junge. Wenn Leon überleben sollte, dann wird er von deinem Unfall erfahren. Wahrscheinlich musstest du nur kurz austreten, bevor du ihm schreiben wolltest. Und so kam es, dass nie ein Rabe zur Ordensburg geschickt wurde. Und ich war beim Flottenmeister. Niemand hat dich vermisst. Es können Stunden vergehen, bis du gefunden wirst. Dann kommt jede Nachricht zu spät.«
    Honoré lauschte auf das leise Krächzen und das Flügelschlagen oben auf dem Dachboden. »Ich glaube, deine Freunde werden dich schon früher finden. Sie riechen den Tod … Lebe wohl. Du hast dem Orden einen großen Dienst erwiesen, Tomasin. Ich verspreche dir, ich werde die Neue Ritterschaft stärker machen, als sie je gewesen ist.«

NEBELMORGEN

    Dichter Nebel zog zwischen den Bäumen auf. Tausendmal war sie durch diesen Wald geritten, und doch erschien nun alles fremd. Ihr Turm war nicht weit entfernt. Gishild blickte zu Luc. Er war nur ein paar Schritt hinter ihr. Und doch
wirkte er wie entrückt. Der Nebel ließ sein Gesicht weicher erscheinen

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