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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sind ebenso Zeichen unseres Standes wie die goldenen Sporen. Wenn es ans Tanzen geht, legen wir sie ab.«
    »Und was siehst du in mir? Bin ich ein Ritter? Oder nur noch eine Witzgestalt, die allenfalls zum Magister taugt?«
    Lilianne trat vor und wollte ihn wohl in den Arm nehmen, doch er wich zurück.
    »Ich sehe in dir einen traurigen Freund, Drustan. Natürlich bist du ein Ritter. Ganz gleich, welches Tagwerk wir
verrichten, wir alle bleiben Ritter bis zu unserem letzten Atemzug.«
    »Und ein Ritter sollte eine Waffe tragen, mit der er sich im Kampf auch wirklich verteidigen kann. Einst war ich ein Waffenmeister. Aber seit sie mir den Arm abgeschnitten haben, bin ich nur noch ein lausiger Fechter. Deshalb werde ich die Radschlosspistolen tragen. Jede andere Waffe zu führen wäre lächerlich.«
    Sie sah ihn lange an. Er vermochte ihren Blick nicht zu deuten. Bemitleidete sie ihn? Nein, dazu kannten sie sich zu gut. Sie wusste, er würde sie hinauswerfen und wochenlang nicht mehr mit ihr reden, wenn sie auch nur das leiseste Anzeichen von Mitleid zeigte. Das war das Letzte, was er wollte!
    Plötzlich lächelte Lilianne. »Du solltest dich endlich deiner Braut stellen. So zänkisch bist du nur, wenn du dich vor etwas drücken möchtest. Hast du Angst vor deinem eigenen Mut?«
    »Blödsinn!« Er sagte das zu laut und barsch; seine Kapitänin hatte ins Schwarze getroffen. »Sehe ich denn wirklich gut aus?«, fragte er dann. Sein Kürass war so lange poliert worden, dass er wie Spiegelglas schimmerte. Über dem Herzen saß ein Blutbaum aus roter Emaille auf dem Stahl. Er trug eine breite weiße Bauchbinde mit goldenen Quasten. Aus dem Stoff ragten die Griffe seines Pistolenpaars. Zu seinen eng anliegenden weißen Hosen trug er weiße Wildlederstiefel. Wenn Drustan daran dachte, was ihn das Stiefelpaar gekostet hatte, wurde ihm ganz schwindelig. Hoffentlich schenkte Tjured ihnen gutes Wetter. Ein Morgen auf einer schlammigen Wiese, und die Stiefel wären für immer ruiniert! Irgendwie war es ihm leichter gefallen, das Geld für Seide und Perlen auszugeben, als für sich Stiefel zu kaufen,
von denen er wusste, dass er sie nur an einem einzigen Tag in seinem Leben tragen würde.
    Sein Leinenhemd war fast so dünn wie Seide. Der breite Spitzenkragen lag auf der Brustplatte auf. Darüber trug er einen eleganten weißen Umhang, der als einzigen Schmuck einen stilisierten Blutbaum aufwies. Einen Hut hatte er einfach nicht finden können. Einen ganzen Morgen hatte er am Hafen damit verbracht, Hüte durchzuprobieren. Aber ein weißer Hut mit üppigem Federschmuck war ihm einfach zu viel gewesen, und alles andere passte nicht.
    »Worauf warten wir?«, wollte Lilianne wissen. Auch sie war festlich gekleidet, doch sie hatte sehr viel weniger Aufwand betrieben. Ihre Stiefel waren schwarz, und man sah ihnen deutlich an, dass sie noch aus der Zeit ihrer Feldzüge in Drusna stammten. Das Leder war abgestoßen, eine aufgeplatzte Naht wurde von zwei Bogennadeln zusammengehalten. Hose und Hemd waren weiß, so wie bei ihm. Auch sie hatte ihre Brustplatte poliert, doch das verbarg nicht die tiefen Kerben der Schlachtfelder, die ihr Kürass gesehen hatte.
    Drustan beneidete seine Kapitänin um Dolch und Rapier, die sie ganz selbstverständlich trug. Ihr speckiger Schlapphut war mit neuen Federn geschmückt und verlieh ihr eine schnoddrige Anmut.
    »Nun?« Lilianne sah ihn herausfordernd an. »Es wird hell. Wir sind spät dran. Deine Braut wird noch denken, dass du sie versetzen willst.«
    Drustan zupfte verlegen an seiner viel zu engen Hose. »Ja, gehen wir.« Er wünschte sich diese Hochzeit, wollte endlich wieder mit Juztina unter einem Dach leben. Seit sie fort war, hatte er zu begreifen gelernt, wie reich sie sein Leben gemacht hatte. Und er hatte sich dafür geschämt, wie
schlecht er sie im Rabenturm behandelt hatte. Er würde alles wiedergutmachen!
    »Zieh doch nicht ein Gesicht, als wärest du Gast bei deiner eigenen Hinrichtung.«
    Der Magister quälte sich ein Lächeln ab. Er hatte Angst, dass Juztina in ihm noch immer den sah, der er einmal gewesen war. Angst, dass er sich vielleicht doch nicht so tiefgreifend verändert hatte … Wer war er wirklich? Der Drustan, der seine Erfüllung darin fand, jungen Novizen auf ihrem Weg ins Leben zu helfen? Oder der verbitterte Krüppel, der sich hinter einem Schild aus Zynismus verkrochen hatte?
    Sie erreichten den Westflügel viel zu schnell. Drustan stand vor der Tür und zögerte. Kein

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