Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
Sache besser vor dem Quartiermeister geheim gehalten hätte. »Sebastiano und seine Männer müssten schon begonnen haben, es aufzuschlagen.« Er nickte in Richtung des Waldstücks jenseits der Burgmauern. »Dort gibt es eine große Lichtung … Man wird das Lager von der Wiese aus nicht einmal sehen können. Ich glaube, unsere Totenfeiern sind ausschweifender als ihre Hochzeiten. Aber es muss ja niemand herüberkommen, dem nicht der Sinn nach einem richtigen Fest steht.«
»Ich dachte, Sebastiano sollte Vorräte im Hafen holen.«
»Das hat er in gewisser Weise auch getan. Er hat all das besorgt, was dieser Hochzeit fehlt. Er sollte sämtliche Musiker anheuern, die er finden kann, Possenreißer und Feuerschlucker und vor allem Huren. Hier gibt es viel zu wenig Frauen. Mit wem sollen die Männer tanzen und sich hinter die Büsche verdrücken?«
»Wie kannst du … Die Ritter werden dich …«
Arturo wusste sehr genau, was die Ritter mit ihm tun mochten. Aber es war ihm egal. »Heute heiratet das kleine Rittermädchen, das ihr Leben gegeben hätte, um mich aus diesem verdammten Fluss zu ziehen. Ich sag dir, sie hat Feuer im Blut … Sie ist nicht wie die anderen hier. Wenn sie nicht ihren Ritter schon gefunden hätte, dann würde ich ihr den Hof machen. Sie soll ein Hochzeitsfest haben, das diesen Namen auch verdient. Und wenn mich die Ritter dafür morgen in Eisen legen lassen … Drauf geschissen. Ich allein trage die Verantwortung. Du darfst zurück ins Glied treten, Adolfo. Ich werde jetzt persönlich die Männer inspizieren.
Und wenn Gishild und Luc sich das Jawort geben, dann werden dreihundert Arkebusen zum Himmel zeigen und ihren donnernden Salut Gott Tjured entgegenrufen!«
»Aber …«
»Du hast einen Befehl!«
Adolfo straffte sich und ging.
Der Capitano strich durch sein feuchtes Haar und setzte seinen federgeschmückten Hut auf. Die Andalanen waren für drei Dinge berühmt. Für ihren stolzen Mut in der Schlacht, für ihre rauschenden Feste und für ihre Dickköpfigkeit. Er hatte seine Pläne gemacht, und er würde sie sich von niemandem ausreden lassen!
IM WEIN LIEGT DIE WAHRHEIT
Drustan warf die halbleere Flasche an die Wand. »Meine Novizen brauchen mich«, lallte er mit schwerer Zunge. Juztina mochte einfach davonlaufen, er würde das nicht tun. Er war es Luc, Gishild, Bernadette und Giacomo schuldig, dass er zum Fest ging.
Er starrte auf den blutroten Fleck an der Wand. Es galt, keine Zeit mehr zu vertun!
Als er von Juztinas Bett aufstand, wurde ihm übel. Mit Mühe rang er den Brechreiz nieder und wankte zur Tür. Lilianne hätte verhindern sollen, dass er sich betrank. Eine schöne Freundin war sie … Wenn es darauf ankam, war man immer allein. Voll Bitternis dachte er an die langen
Nächte im Hospiz, nachdem sie ihm den Arm abgenommen hatten. Wo waren sie da gewesen, seine Löwenbrüder und -schwestern? Und dann hatten sie ihn in den Rabenturm abgeschoben, weil mit einem saufenden Krüppel nichts mehr anzufangen war.
Drustan lehnte sich an den Türrahmen und zupfte an seinen Kleidern. Er hatte sich mit Wein bekleckert. Es sah aus, als käme er geradewegs aus einer Schlacht. Seine Hand tastete nach den Pistolengriffen in seinem Gürtel …. Vielleicht sollte er einfach allem ein Ende machen? So oft hatte er schon daran gedacht. Seine Hand schloss sich fest um den mit Perlmutt eingelegten Schaft. Ein Augenblick, und all sein Schmerz könnte vorüber sein. Warum war sie gegangen ? Er dachte an ihren Blick, als er ihr im Wald das Lied gesungen und auf Knien von seiner Liebe gestammelt hatte.
Dieser Blick hatte ihn im Innersten berührt. Er hatte geglaubt, wirklicher Liebe begegnet zu sein. Und wenn sie doch nur schon zum Festplatz gegangen war? Aber sie hatten doch abgesprochen, dass er sie in ihrem Zimmer abholen würde. Gemeinsam mit den Novizen wollten sie zum Festplatz gehen … Warum war sie nicht hier? Welche andere Antwort konnte es darauf geben, als dass sie alles an sich gerafft hatte, um dann zu fliehen?
Drustan trat auf den Flur. Er hatte geschworen, vor keiner Schlacht davonzulaufen. Dies war heute sein schwerster Kampf. Er musste zu den Novizen.
Vorsichtig tastete er sich die Treppe hinab. Stechender Schmerz hatte sich direkt hinter seiner Stirn eingenistet.
Der Burghof war mit Soldaten überfüllt. Die verdammten Andalanen … Sie wollten seinen Löwen ein Ehrengeleit geben. Sie störten. Eine Hochzeit unter Novizen war
immer eine Angelegenheit, die der Orden unter sich
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