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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Gruppe der Soldaten teilte sich vor der Frau. Sie zeigten ihr die Feder, die so lang wie ein Unterarm war. Plötzlich erklang Gelächter. Die Frau nahm das glühende Stängelchen aus dem Mund und blies dem Mann mit der Feder Rauch ins Gesicht. Im selben Augenblick griff sie ihm in den Schritt und schüttelte dann den Kopf.
    Das Gelächter der Soldaten wurde noch ausgelassener.
    Ein Elsterruf erklang.
    Erschrocken fuhr Yulivee herum. Hinter ihnen im Wald nahte Gefahr!

EIN ZEICHEN GOTTES

    »Wir müssen gehen!«, zischte Belinda und zupfte an ihrem Ärmel. »Sie fangen noch ohne uns an.«
    Juztina blickte zu den bunten Glasfenstern mit den Heiligenbildern empor. Die meisten zeigten Märtyrer im letzten Augenblick ihres Lebens. Gesichter, gezeichnet von Schmerz und Verzückung, blickten zu ihr herab. Und sie gaben ihr keine Antwort.
    Juztina kniete schon so lange auf dem kalten Steinboden, dass ihr die Knie schmerzten. Die Kälte war tief in ihr Innerstes gedrungen. Ihr klapperten die Zähne, als sie vielleicht zum hundertsten Mal die Fragen stellte, die sie so sehr aufwühlten. »Wird seine Liebe Bestand haben? Werde ich glücklich sein mit ihm? Gib mir ein Zeichen! Ich bitte dich, Tjured!«
    »Dein Bräutigam wird sich noch eine andere suchen«, grummelte Belinda. »Komm endlich, dummes Ding. Du scheuerst noch dein Kleid durch, wenn du da weiter auf den Knien herumrutschst. Eine Schande um die gute Seide. Hör auf mich! Er liebt dich. Alle Männer sind geizig. Wenn er dir solche Geschenke macht, dann ist er ganz närrisch vor Liebe geworden. Welchen Beweis brauchst du noch? Jetzt steh endlich auf! Männer können es nicht leiden zu warten. Und schon gar nicht an ihrem Hochzeitstag.« Sie kicherte. »Und noch weniger in der Hochzeitsnacht. Weißt du, als ich …«
    »Bitte, Belinda!« Juztina blickte ängstlich zu den Heiligen empor. In den Waldtempeln Drusnas hätte niemand es gewagt, so leichtfertige Reden zu schwingen. Die Götter waren dort stets nahe. Man spürte das. Sie halfen einem vielleicht
nicht, waren taub für Dank und für Bitten. Aber sie waren da.
    In den Tjuredtempeln war das anders. Hier hatte Juztina sich dem Gott noch nie nahe gefühlt. Ebenso wenig an anderen Orten … Aber vielleicht lag es ja an ihr. Sie war als Heidin geboren worden. Vielleicht konnte sie Gott nicht wirklich nahekommen. Dabei brauchte sie so verzweifelt ein Zeichen. Sie hatte hier in Valloncour ihren Frieden gefunden. Sie war glücklich geworden in der kleinen Welt der Burgküche. War es richtig, den Ritter zu heiraten? So oft hatte er sie schlecht behandelt. Würde es wieder so werden? Oder hatte auch seine Seele endlich ihren Frieden gefunden ?
    »Er wird weg sein«, raunte Belinda ihr ins Ohr. »Komm endlich!«
    »Drustan wird ein paar Augenblicke auf mich warten können. Verdammt, ich habe ihm doch versprochen zu kommen. Er weiß, dass ich ihn liebe.«
    »Glaubst du, Herzchen? Mir scheint es ganz so, als ob du es selbst nicht recht wüsstest. Wenn du ihn nicht magst, dann überlass ihn doch mir. Für einen Kerl, der mir Perlen und Seide schenkt, mach ich jede Nacht die Beine breit und …«
    »Belinda! Genug!« Wieder sah sie ängstlich zu den Heiligen. Es hieß, sie wären so allgegenwärtig wie Tjured. Sie mussten es gehört haben. »Bitte, gnädiger Gott, schick mir ein Zeichen!«
    »Tjured hat Besseres zu tun, als dummen, eingebildeten Gänsen ein Zeichen zu geben«, grummelte Belinda schmollend. »Ich gehe jetzt!«
    Diesmal waren es keine leeren Worte. Juztina hörte die Schritte ihrer Freundin und dann das Geräusch der sich
schließenden Tür. Sie war allein in der großen Burgkapelle. Tränen standen ihr in den Augen. Das Licht der Altarkerzen verschmolz zu grellen Punkten.
    Juztina blinzelte. Sie war benommen vom schweren Weihrauchduft. Die Kerzen … Eine von ihnen war fast heruntergebrannt. Nur noch eine Pfütze aus geschmolzenem Wachs, aus der ein winziger Docht ragte. Die Flamme flackerte. Sie würde jeden Augenblick verlöschen.
    Juztina beschloss, langsam bis hundert zu zählen. Wenn die Flamme in dieser Zeit nicht verlosch, dann würde Drustans Liebe bis an ihr Lebensende reichen.

DIE FEDERN DER MAURAWAN

    Luc blickte verstohlen zu Gishild. Sie ritt zu seiner Linken so dicht neben ihm, dass sich fast ihre Knie berührten. Wunderschön sah sie aus! Ein wenig blass … Auch er war unruhig. Etwas mehr als eine Stunde noch, und sie beide wären Mann und Frau. Am liebsten hätte er sein Glück hinausgeschrien.

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