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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hatte er darauf nicht. »Ich möchte nach Drusna, Alben töten.«
    Honoré schnitt eine Grimasse. »Das klingt nicht gerade so, als würdest du dieser Aufgabe mit Feuereifer folgen. Ist das dein Ziel? Hast du vergessen, was ich dich gelehrt habe?«
    »Nein.« Fast so oft wie an Gishild hatte Luc an das Gespräch in der Neumondnacht zurückgedacht, als der Primarch ihn aufgesucht hatte, um mit ihm eine einsame Nacht zu teilen.
    »Es erscheint mir so unerreichbar. Ich möchte nach Albenmark. Ich möchte Emerelle töten. Aber uns Menschen ist der Weg in die Welt der Anderen verwehrt. Es ist kindisch zu hoffen …«
    »Nein, Luc«, entgegnete Honoré entschieden. »Kindisch ist das nicht. Die Größe eines Mannes erkennt man an der
Größe seiner Ziele. Kleine Geister hoffen darauf, etwas Naheliegendes, Leichtes zu erreichen. Eine Stellung innerhalb des Ordens. Ruhm auf dem Schlachtfeld. Aber die, in denen Glaube und Leidenschaft wie eine alles verzehrende Flamme lodern, haben andere Ziele. Sie sind es, die die Welt, in der wir leben, verändern. Es ist nichts Ehrenrühriges, an einem schier übermenschlichen Wunsch zu scheitern. Aber es ist traurig, schon so jung den Mut verloren zu haben, nach dem schier Unerreichbaren zu streben.«
    Honorés Worte verletzten ihn. Er war nicht ohne Träume. Aber er war auch kein Träumer! »Vielleicht habe ich Lilianne zu gut zugehört, als sie uns über das Wesen des Krieges belehrte. Es hat nichts mit Feigheit zu tun, einen Feind nicht anzugreifen, zu dem man keinen Weg findet.«
    Der Primarch war über Lucs Zorn augenscheinlich amüsiert. »Du kommst dir wahrscheinlich vor wie der Ritter in einem Märchen, der vor unlösbare Aufgaben gestellt wird, um seine Prinzessin zu gewinnen. Du willst sie doch noch gewinnen …«
    »Sie hat einen anderen Mann.«
    »Glaubst du, er ist besser als du?«
    Luc schnaubte. »Er ist ein Barbar. Er liegt in ihrem Bett. Er … Es scheint, Gishild hat mich aufgegeben.« Ihre Briefe waren noch voller Leidenschaft und Liebesschwüre. Aber alles, was er über ihr Leben wusste, sprach eine andere Sprache.
    »Quäl dich nicht mit der Frage, ob sie dich noch immer liebt, Luc! Darauf kann nur Gishild dir antworten. Du musst andere Fragen stellen. Fragen, auf die du allein eine Antwort finden kannst. Liebst du sie noch?«
    »Ja«, sagte er sehr kleinlaut. Er liebte sie bis zum Wahnsinn. Und anders als von Sinnen war diese Liebe nicht zu
ertragen, denn wenn man nüchtern darüber nachdachte, dann war es eine Liebe ohne Hoffnung.
    »In den Märchen ist es immer so, dass Helden in der Stunde ihrer tiefsten Verzweiflung Hilfe erhalten. Sie bekommen ein Zauberschwert, um den Drachen zu töten, einen Umhang, der sie unsichtbar macht, oder einen unverhofften Rat. Mit Zauberschwertern und magischen Umhängen kann ich leider nicht dienen, aber ich habe drei Geschenke für dich, die es dir erleichtern werden, deinen Weg zu gehen. Komm, ich werde dir etwas zeigen!« Er gab seinem Rappen die Sporen und preschte nach Westen in Richtung der Steilküste.
    In den Hügeln rings um die Schlangengrube klafften dunkle Löcher in den Hängen. Seit Jahrhunderten wurde der Erde hier Zinn abgerungen. Die meisten Bergwerksschächte waren aufgegeben. Immer tiefer musste man graben, um an das kostbare Metall zu gelangen. Luc hatte Geschichten gehört, dass manche der Tunnel bis weit unter das Meer reichten.
    Einmal war er in einem solchen Stollen gewesen. Die Enge, der Staub und die Gewissheit, dass hundert Schritt Fels und Erde über ihm waren, hatten ihm schier den Atem geraubt. Er war damals froh gewesen, das Bergwerk wieder verlassen zu können.
    Hin und wieder duckten sich Häuser aus grauem Stein zwischen den Hügeln. Sie waren längst verlassen, die Dächer eingestürzt. Letzte Zeugen einer Zeit, in der es überall Grubensiedlungen gegeben hatte. Heute beherrschten Kornfelder das Land. Das Getreide stand hoch am Halm und wogte in sanften Wellen in der Brise, die vom Meer her wehte. Es war ein schönes Land, wenn man zurück zur Schlangengrube blickte, wo selbst der Seewind die Rauchwolke über der Stadt nicht gänzlich zu vertreiben mochte.

    Fast eine halbe Stunde waren sie geritten, als sie einen Weg erreichten, auf dem Karrenräder tiefe Furchen hinterlassen hatten. Es waren viele Karrenspuren. Der Weg war regelrecht in die Landschaft eingesunken. Verwundert sah Luc sich um. Ein Stück entfernt lag eine Pulvermühle, aber sie allein konnte nicht der Grund dafür sein, dass hier

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