Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
ins Gesicht für sie alle. Es war in den Farben und der Heraldik ihrer Erzfeinde ausgeführt. Zweigeteilt, mit einem breiten Balken über den zwei Hälften, zeigte es auf der Seite der Schwerthand einen stehenden weißen Löwen vor schwarzem Grund. Daneben war ein aufrechtes Ruder, das die beiden Hälften des Schildes voneinander trennte. Die Herzseite war in Weiß gehalten. Und in hellem Grün prangte die Eiche des Fjordlands auf weißem Grund. Nicht deuten konnte er das obere Drittel
des Wappenschildes. Es schien einen Armreif zu zeigen. Er war ganz in Rot gehalten, auf weißem Grund.
»Warum führst du ein Wappen wie die Kämpfer der Neuen Ritterschaft, wenn dein Herz dem Fjordland gehört?«, sprach Iswulf aus, was wohl alle dachten.
»Dort, wo der Schild mein Herz schützen wird, dort seht ihr die Eiche des Fjordlands. Ich sagte euch, dass mein Herz immer meinem Land gehörte. Mit dem Wappen des Silberlöwen wurden die Novizen meiner Lanze bestraft, weil wir in den Augen der Ritterschaft unsere Ehre beschmutzt haben. Ich bin stolz auf das, was wir damals getan haben. Und ich habe mir geschworen, den silbernen Löwen immer in meinem Wappen zu tragen, genauso wie das Ruder der Galeere, auf der ich wie eine Sklavin Dienst getan habe. Den letzten Teil des Wappens habt ihr für mich erwählt. Ich war ein kleines Mädchen, als mein kleiner Bruder Snorri einen Spottvers über mich sang: Gishilde, Gishilde, führt ein Strumpfband im Schilde. Obwohl noch ein Kind, hatte er begriffen, was das Leben aus mir machen würde. Vorgestern habt ihr mir einen Mann erwählt, und gestern legtet ihr ihn in mein Bett. Meine Wahl war, dies hinzunehmen und eure Königin zu sein, oder abzulehnen und den Thron zu verlieren, für den ich ein Jahr lang auf den Schlachtfeldern Drusnas kämpfte. Ich glaubte, Mut und Schwertkunst allein würden genügen – all die Siege, zu denen ich euch geführt habe. Aber ihr wolltet eine Hure auf eurem Thron. Ein Weib, dem ihr den Mann im Bett bestimmt, denn letzten Endes wird die einzige Schlacht, auf die es euch wirklich ankommt, zwischen meinen Schenkeln geschlagen. Ich bin nichts! Meine Blutlinie ist alles. Und meine erste Pflicht als Königin ist es, mein Blut an einen Erben weiterzugeben. Also habe ich das Strumpfband für meinen Wappenschild
gewählt, denn wie es scheint, steht es in meinem Leben über allem anderen.«
Erek stieg das Blut in die Wangen. Zorn und Scham rangen in ihm.
Im Thronsaal aber brach ein Tumult los. Nie hatte eine Königin des Fjordlands ihren Adel derart brüskiert.
DAS BEKENNTNIS
Mein Liebster,
ich weiß nicht, wie ich in Worte fassen soll, was geschehen wird. Ich hoffe, diese Zeilen erreichen dich, bevor du es von einem anderen erfährst. Ich schulde dir, dass ich zu dir davon spreche, und ich bete zu meinen Göttern, dass ich die Erste bin. Viele Stunden denke ich bereits darüber nach, wie ich es schreiben kann, ohne dich zu verletzen. Am liebsten hätte ich es dir verschwiegen, denn so schwer du es wohl nehmen wirst, für mein Herz ist es ohne Bedeutung. Dort bist nur du.
Aber ich weiß, du wirst davon erfahren … Ich finde keinen Weg, wie die Wahrheit dich nicht verletzen wird, deshalb spreche ich geradeheraus: Ich werde heiraten. Wenn du diese Zeilen in der Hand hältst, wird es schon geschehen sein. Es ist kein Verrat an unserer Liebe! Ich bete zu den Göttern, dass du diese Zeilen noch liest und den Brief nicht einfach in die Flammen wirfst. Glaub mir, ich hatte keine Wahl. Ich werde mit diesem Mann in einem Bette liegen, aber ich werde
nicht dulden, dass er mich berührt. Auch nicht in der Hochzeitsnacht. Um zu sein, wozu ich geboren wurde, muss ich meine Blutlinie forttragen. Deshalb werde ich verheiratet. Du weißt, ich habe ein Jahr lang gekämpft, und weil Luth mir gnädig war, konnte ich es vermeiden, gegen meine Brüder ins Feld zu ziehen. Ich habe das auch getan, um nicht zu einer Heirat gezwungen zu werden, um mein Geburtsrecht allein durch Tapferkeit zu erlangen. Es ist mir versagt geblieben. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke, alles aufzugeben und zu dir zu flüchten. Ich bin noch immer die Deine. Mein Mann ist ein Kerl, wie er verschiedener von dir nicht sein könnte. Tapferkeit in der Schlacht ist die einzige Tugend, die ihr teilt.
Aber ich will nicht mehr viele Worte machen. Nur eines möchte ich dir noch zurufen, über die Hunderte von Meilen hinweg, die uns trennen: Ich liebe dich bei jedem Atemzug. Du bist mein Licht in der
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