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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gesegnet. Wie wir gehörte er zur Bruderschaft des Heiligen Blutes. Er hat dort eine einsame Wacht gehalten, aber er war keineswegs verbannt. Er hat etwas beobachtet für uns. In dreizehn Monden werde ich es dir zeigen.«

DIE WEISSE FRAU

    Luc trat durch die Tür seines Elternhauses. Er hatte gedacht, dass es ihm weniger schwerfallen würde, hierherzukommen. Lanzac war eine Stadt der Geister geworden. Nach der Pest war niemand mehr zurückgekehrt, um die verlassenen Häuser wieder mit Lachen und Leben zu füllen.
    Der junge Ritter ging hinüber zum Haus des Schmiedes André. Seine Schritte klirrten. In voller Rüstung auf einem prächtigen Schlachtross war er zurückgekehrt. Sein Jungentraum war wahr geworden. Fast … Aber auch die Prinzessin würde er noch erringen. Er dachte wehmütig daran, wie er mit Michelle auf dem Rand des Brunnens in den Ruinen auf dem Heidenhaupt gelegen hatte. Wie sie gemeinsam in den Himmel geblickt hatten und wie sie ihn ermutigt hatte, einen großen Traum zu träumen.
    Luc sah Hundespuren im weichen Schlamm. Kein Kläffer hatte seinen Weg gekreuzt. Er müsste sie nicht mehr fürchten. Alles war gut geworden, aber auch wieder nicht. Luc war stolz auf das, was er war. Und er hatte eine ehrenvolle Aufgabe gefunden. Aber in Lanzac kannte er nur ein Gefühl: Trauer. Alles, was er war, würde er hingeben, wenn er wieder mit seinem Vater in der Waffenkammer des Grafen sitzen könnte, um dessen Radschlosspistolen zu reinigen. Was waren seine Rüstung und sein Ruhm wert, wenn ihn hier in Lanzac nur noch die wilden Tauben bewundern konnten?
    Er führte sein Ross an eine kleine Treppe heran und saß auf. Im Sattel legte er die Hand auf den Knauf des Rapiers seines Vaters. Seit Jahren war er groß genug, diese Waffe
zu führen. Und er war ein Meister geworden, der selbst die Fechtkünste Michelles nicht zu fürchten brauchte. »Ich weiß, du wärst stolz auf mich, Vater. Und auch du, Mutter.« Er sah hinauf zum Fenster der Honigkammer im Giebel des Grafenhauses. Er wusste jetzt, warum er als Kind so viele Freiheiten gehabt hatte. Als junger Mann sah er dem Grafen ähnlicher als seinem Vater. Luc wusste nicht, ob es ein Zufall war, und er wusste nicht, was seine Mutter bewogen haben mochte … Vielleicht war sein Vater zu lange in Drusna geblieben? Vielleicht war sein Vater auch in Drusna gewesen, um vor dem zu fliehen, was vor seiner Haustür geschah. Er würde es nie erfahren. Es spielte keine Rolle mehr. Auch gab es niemanden mehr, der sich das Maul darüber zerreißen konnte, was vor langer Zeit geschehen war.
    Luc wusste, sein Vater hatte ihn geliebt. Das war alles, was er wissen musste.
    Traurig verließ er Lanzac und folgte der Straße nach Aniscans. Dann bog er auf den Weg zum Heidenkopf ab. Von ferne konnte er die Priester und Handwerker bei ihrer Arbeit singen hören. Das feierliche Lied war Balsam für seine verwundete Seele. Schon am dritten Tag, nachdem er Valloncour verlassen hatte, hatte er gewusst, was er tun wollte. Aber er hatte fünf Monde gebraucht, um einen Kirchenfürsten zu finden, der ihn unterstützte. Es hätte schneller gehen können, aber er war zu stolz gewesen, um sich an einen der Komture der Neuen Ritterschaft zu wenden. Zuletzt war es ihm gelungen, Marcel de Lionesse, den Erzverweser von Marcilla, als Patron zu gewinnen. Er hatte das Geld gegeben und Priester gefunden, die sich der mühevollen Aufgabe der Gründung eines Refugiums widmen mochten.
    Luc passierte eine kleine Gruppe von Priestern, die sich auf einer gestürzten Säule niedergelassen hatten, um den
Mörtel von den behauenen Steinen abzuklopfen, die sie in den Ruinen aufgelesen hatten. Sie grüßten ihn freundlich. Er nickte. Seine Hände waren nass von Schweiß, dabei war es nicht einmal besonders warm. Es war ein trockener Spätherbsttag. Der Himmel hatte sich zugezogen. Bleifarbene Wolken trieben träge dahin. Und unter ihnen eilten die Keile der Wildgänse gen Süden, wo ein freundlicherer Winter zu erwarten war.
    Heute Morgen hatte Luc bei einem Teich nahe den Ruinen Hunderte Störche beobachtet. Er erinnerte sich an seine Kindheit. Man hatte immer gewartet, bis die ersten Störche flogen, dann wurde das Erntefest gefeiert.
    Luc saß ab. Ein Knabe eilte herbei, um seinen Hengst fortzuführen. Der junge Ritter nahm den Helm vom Sattelknauf und legte ihn in die Mauernische, in der er einst Michelle gepflegt hatte. Er sah sich um. Die meisten Rosenstöcke waren verschwunden. Es gab keinen Garten mehr.

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