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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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war in einen Sturm geraten. Sie würden es nicht mehr rechtzeitig zum Fest schaffen. Ebenso wenig wie Morwenna, die Fürstin von Langollion, die in der Welt der Menschen gemeinsam mit Ollowain, Fenryl und Yulivee das Heer Gishilds begleitete.
    Emerelle lächelte. Krönungsfeste bargen wenige Überraschungen. Seit Alathaias Verrat hatte es keinen Widerstand gegen ihre Herrschaft mehr gegeben. Ganz Albenmark stand hinter ihr im Kampf gegen die Tjuredkirche.
    An Deck hörte sie das harte Klacken der Faunenhufe. Ihre Diener bereiteten die Festtafel. Aus der Stadt war der Lärm der Feiernden zu hören. Das Fest der Lichter wurde nur einmal in achtundzwanzig Jahren gefeiert. Es war die Zeit, in der die breiten Straßen der Hafenstadt vor Leben schier überquollen. Die einzigen Wochen, in denen hier mehr Albenkinder als Winkerkrabben lebten.
    Sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, würde das große Spektakel beginnen. Alle Fürstenhäuser Albenmarks setzten ihren Ehrgeiz daran, sich gegenseitig zu überbieten, wenn sie ihre Türme illuminierten. Tausende Laternen wurden angesteckt, und die begabtesten Zauberer aus allen Enden der Welt wetteiferten darin, Lichtgestalten
in den Himmel steigen zu lassen und den Marmor der Paläste in allen Regenbogenfarben zu erleuchten. Emerelle freute sich auf das Fest. Wenn nur Hartgreif endlich zurückkehren würde!
    Im Hafenbecken trieben bereits die ersten Lichter. Kerzen, die man auf Korkbrettchen gesteckt hatte. Schwankend trieben sie auf dem Wasser, das im Abendrot wie frisch vergossenes Blut aussah.
    Ein Schwarm Kormorane zog dicht über die Mastspitzen der großen Flotte hinweg, die sich versammelt hatte. Die schönsten Schiffe Albenmarks waren hier, um vom Reichtum und der Kunstfertigkeit ihrer Besitzer zu künden. Hunderte Seidenbanner wogten in der Abendbrise.
    Eine Bewegung im Wasser erweckte Emerelles Aufmerksamkeit. Etwas Helles glitt dicht unter der Oberfläche dahin. Ein Arm schnellte hoch und winkte ihr zu. Das schmale Gesicht einer Apsara erhob sich aus der roten Flut. »Komm mit mir, Königin!«
    Emerelle war so überrascht, dass sie nicht antworten konnte. Es war unsinnig, was die Wassernymphe forderte! Sie konnte Vahan Calyd nicht verlassen. Nicht in dieser Nacht! Wenn sie in zwei Stunden nicht an der Festtafel auf dem Oberdeck war, dann würden die Fürsten Albenmarks jemand anderen erwählen, die Krone zu tragen.
    »Komm mit mir, Königin, und du erhältst zurück, was wir dir genommen haben. Verweile, und du wirst deinen Albenstein nimmermehr in Händen halten.«
    Emerelles Hände schlossen sich um den Handlauf der Galerie. Es war lange her, dass es jemand gewagt hatte, sie zu erpressen. Und noch nie in ihrem Leben hatte sie sich solch einem Versuch gebeugt!

EINSAME WACHT

    Shabak fluchte. Er war einfach zu weit weg, um gut sehen zu können. Einmal in einem Koboldleben nur wurde das Fest der Lichter gefeiert, und ausgerechnet in dieser Nacht war er zum Wachdienst eingeteilt!
    Er war hoch auf die Zinnen des Hafenturms geklettert und beobachtete das Spektakel über der Stadt. Gazellen aus rotem Feuer wanderten über den Himmel. Wunderbar! Wenn er nur nicht so weit weg wäre!
    Missmutig griff er in die Schüssel mit frittierten Kolibris. Die zarten Vogelknochen knackten angenehm zwischen seinen Zähnen. Ein wahres Festmahl hatten sie ihm hier oben aufgetischt. Aber das war kein Trost dafür, dem schönsten Fest seines Lebens nur von ferne beiwohnen zu können.
    Er bückte sich erneut nach den Schüsseln, als er die beiden großen Schatten auf See bemerkte. Shabak stutzte. Kein Licht brannte auf den Schiffen. Sie waren riesig! Die Flotte von König Orgrim konnte es nicht sein. Nicht einmal Trolle bauten so große Schiffe. Der Holde stutzte und kniff die Augen zusammen. Er hatte gedacht, alle Adlerschiffe würden abgetakelt auf Rede liegen. Wo kamen die beiden her?
    Er griff nach dem Horn, das an einer silbernen Kette von einer der Zinnen hing. Sollte er Alarm geben? Morgen wäre sein Name dann in aller Munde. Shabak, der das Fest gestört hatte. Shabak, der die Krönungszeremonie unterbrach!
    Wenn er nur besser sehen könnte!
    Ein Feuerball explodierte über der Stadt, hell wie eine Sonne. Sein Licht fiel weit hinaus auf die See. Einen halben Herzschlag lang sah Shabak deutlich die schwarzen Umrisse
der Schiffe. Und er sah den großen Schwarzrückenadler, der auf einer der Landestangen hockte.
    König Wolkentaucher war also doch noch gekommen.

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