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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Wachen. Sie entfernten sich.
    Gishild hangelte sich an seine Seite. »Du sollst dich nicht opfern, du sollst mit mir kommen, verdammt!«
    Luc war beleidigt. Er wurde auch nicht gern verprügelt, aber das wäre der einzige Weg gewesen, von ihr abzulenken.
    »Komm!«
    Luc konnte sich kaum noch halten. Seine Hände schmerzten, als seien sie mit Messern zerschnitten. Er blinzelte sich Tränen aus den Augen. Er würde nicht aufgeben. Ein letztes Stück noch!

    Gishild verschwand unter der Regenplane, die bis zur Reling hinabreichte.
    Luc hörte die Raben krächzen, deren Käfige unter dem Schutzdach standen. Das mussten doch auch die Wachen hören!
    Die Plane wurde hochgehoben. Gishilds Hände umschlossen seine Handgelenke. Sie half ihm hoch aufs Deck. Und er war zu erschöpft, um Widerworte zu geben.
    Neben einem Käfig kauerte er sich nieder und massierte seine schmerzenden Arme. Es roch muffig unter der Plane, nach nassem Stoff und Gefieder. Eine kleine Flamme brannte in einer Laterne mit milchigen Scheiben. Das Licht war zu schwach, um den Stoff der Planen zu durchdringen. Doch es reichte, um Rabenaugen wie poliertes Vulkanglas glänzen zu lassen.
    Die großen Vögel bewegten sich unruhig in den Käfigen. Nur fünf waren noch an Bord. Kurz nach Einbruch der Nacht hatten der Kapitän und Lilianne sieben schwarz gefiederte Boten auf die Reise geschickt. Wahrscheinlich sollten sie andere Ordensschiffe davor warnen, Marcilla anzulaufen, dachte Luc. Vielleicht würden sie auch eine Botschaft nach Valloncour tragen? Luc hatte keine Ahnung, warum Lilianne und die anderen das Schiff verlassen hatten. Aber er war sich sicher, dass sie etwas Heldenhaftes tun würden! Er wünschte, er wäre älter und hätte bei ihnen sein können.
    Gishild machte sich an einer bleibeschlagenen Kiste zu schaffen, in deren Wände Schlitze wie Schießscharten geschnitten waren. Er erinnerte sich, die Kiste in Liliannes Zimmer gesehen zu haben, als sie ihm den schmalen Lederband mit den Regeln zum Buhurt ausgeliehen hatte.
    Gishild stocherte mit einer langen Nadel im Schloss der Kiste herum.

    »Was tust du da?«
    »Sei still!«, zischte sie. Im nächsten Augenblick erklang ein metallisches Klicken.
    Gishild drehte sich um und lächelte triumphierend. »Meine Elfenlehrerin hat mir viele nützliche Dinge beigebracht.«
    »Das ist Diebeshandwerk!« Luc war erschüttert. Wie hatte Gishilds Vater dulden können, dass seine Tochter so etwas lernte? Er ahnte die Antwort. Bestimmt hatte der König nichts davon gewusst!
    »Das ist nützlich. Und im Augenblick bin ich froh, dass ich es kann.«
    Etwas bewegte sich in der Kiste. Gishild schlug den Deckel auf. Ein großer weißer Vogel kauerte in dem bleiernen Gefängnis. Er sah zum Erbarmen aus. Sein Gefieder war zerzaust und verschmutzt. Ungeziefer bevölkerte in wimmelnden Klumpen sein jämmerliches Federkleid. Ein Flügel war vom Körper abgespreizt und mit einem dünnen Holzstab geschient. Der Vogel hatte blaue Augen. Augen, die Luc unheimlich waren. Sie passten nicht zu einem Tier.
    »Winterauge!«, rief Gishild. »Was haben sie dir angetan?«
    »Du kennst den Vogel?«
    Gishild streckte die Hand vor.
    Der weiße Vogel hackte nach ihren Fingern.
    »Winterauge«, sagte sie erneut. Eindringlich. »Winterauge, erinnerst du dich nicht? Du hast mich gesucht, nicht wahr?«
    »Was für ein Vogel ist das, Gishild?«
    »Der Adlerbussard des Fürsten Fenryl von Carandamon. Er …« Sie schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht veränderte sich. Die Augen strahlten zwar noch vor Freude, doch ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Luc spürte, wie sich eine Tür vor ihm schloss. Über die Elfen
würde sie nicht mit ihm reden. Zumindest jetzt nicht. Das verletzte ihn. Er hatte geglaubt, sie vertraue ihm.
    »Bitte, Luc, du musst ihm helfen. Du musst ihn heilen! Er muss wieder fliegen können. Er …« Sie streckte ihre blutende Hand vor und wollte den Vogel streicheln.
    Luc griff sanft ihren Arm. »Nicht. Er erkennt dich nicht.«
    »Nein! Das kann nicht sein. Er ist meinetwegen hier. Nur meinetwegen! Bitte, du musst ihn heilen! Im Namen unserer Liebe. Bitte, Luc, tu es.«
    »Aber ich …«
    »Luc, bitte. Liebe kennt kein Warum. Wenn du mich wirklich liebst, dann wirst du es einfach tun. Ich habe dich nie um etwas gebeten. Jetzt tue ich es. Du wolltest doch mein Ritter sein. Du wolltest mir helfen! Immer … Bitte stell keine Fragen! Bitte!«
    Sie war den Tränen nahe. Luc zog sie an sich heran. Er strich

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