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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Herz ist ein Löwe«, sagte ihr Lehrer kaum hörbar. Tränen rannen ihm über die Wangen. »Ich sollte euch allen vorangehen. Aber ich habe auch geschworen, euch zu beschützen. Ich darf euch nicht ziehen lassen. Ich darf nicht zulassen, dass ihr den Primarchen herausfordert. Ihr glaubt, Bruder Leon zu kennen? Ihr habt ja keine Ahnung … Er würde den Aufstand einer Lanze niemals hinnehmen. Wenn ihr alle aus Valloncour verbannt würdet, könntet ihr Gott noch für diese milde Strafe danken. Dieses eine Mal folgt nicht euren Herzen, Kinder. Es wäre euer Untergang. Geh allein, Gishild. Bitte! Und geh schnell! Du weißt, dass dein Herz dich auch aus anderen Gründen zu Luc ruft. Geh, wohin dein Herz dich trägt. Doch nimm deine Kameraden nicht mit. Es ist allein dein Weg, nicht ihrer.«
    Gishild fühlte sich wie nackt. Und sie fühlte sich niederträchtig. Drustan hatte recht. Sie hätte ihm das nicht antun dürfen. Plötzlich konnte sie ihren Brüdern und Schwestern nicht mehr ins Gesicht sehen. Sie war eigensüchtig gewesen und schämte sich. Mit eiligen Schritten ging sie zur Pforte des unvollendeten Turms. Und dann begann sie zu laufen.
    Sie lief, bis ihr Herz wie ein Schmiedehammer schlug und ihr Kopf ganz leer wurde. Frei von allen Gedanken, außer dem einen: Luc beizustehen, was immer ihn auch erwarten mochte!
    Erst als sie die alte Ordensburg am Ufer des Sees sah, wurde
sie sich bewusst, wie ungeheuerlich das war, was sie sich vorgenommen hatte. Die Burg mit ihren dicken, hohen Mauern war so unüberwindlich wie ihre Aufgabe. Zweifelnd sah sie an sich hinab. Und dann trug sie noch ihre Festtagsgewänder! Das Kettenhemd, den Waffenrock der Löwen und den weißen Umhang, in dem sich bei ihrem Lauf Kletten verfangen hatten.
    Sie säuberte sich, bis sie wieder einen einigermaßen respektablen Eindruck machte. Ihr war bewusst, dass sie nur durch List und Frechheit siegen konnte. Sie hatte ja nicht einmal eine Ahnung, wo sie nach Luc suchen sollte. Steckte er im Kerker?
    Forsch ging sie geradewegs auf das Burgtor zu und grüßte die Wachmannschaft. »Magister Drustan schickt mich mit einer Nachricht für die Ritterin Lilianne. Wisst ihr, wo ich sie finden kann?«
    Der Kommandant der Wache, ein Mann mit einem Raubvogelgesicht, nickte ihr kurz zu. »Versuch es in der Bibliothek. Dort und im Fechthof verbringt sie die meiste Zeit. Kennst du den Weg?«
    »Ich denke, ich folge einfach dem Lied der Schwerter«, entgegnete sie keck, denn in der Ferne war der Stahlgesang eines Fechtplatzes zu hören.
    Der Ritter lächelte. »Das war wohl eine dumme Frage von mir.«
    Sie erwiderte sein Lächeln und passierte ungehindert das Tor. Niemand stellte ihr mehr Fragen, als sie ziellos über die Höfe der großen Burg streifte. Es war brütend heiß. Die meisten Ritter und Knechte hatten Zuflucht im Schutz der dicken Mauern gesucht. Drei Fechterpaare übten sich im Schatten des Burgfrieds mit Rapier und Parierdolch. Es waren Novizen des letzten Jahrgangs, die in wenigen Tagen die
goldenen Sporen erhalten würden. Sie waren gut, selbst Silwyna hätte ihnen das zugestehen müssen. Wahrscheinlich nicht gut genug, um gegen einen Elfen zu bestehen, aber außer den Bewohnern Albenmarks hätten sie wohl niemanden zu fürchten, der sich mit einer Klinge gürtete. Fast schneller, als das Auge zu folgen vermochte, folgte Stoß auf Stoß. Gishild wurde das Herz schwer, als ihr bewusst wurde, dass sie diese Kunstfertigkeit schon bald gegen Fjordländer einsetzen würden. Vielleicht würden die Ritter gar Männer töten, die sie gekannt hatte.
    Bedrückt lief sie weiter. Sie durfte nicht hier bleiben, inmitten der Todfeinde ihrer Heimat. Sie musste ihrem Vater erzählen, was sie gesehen hatte. Er sollte ebenfalls Fechtschulen einrichten, in denen schon Knaben unterrichtet wurden. Es war leichtfertig, ihre Ausbildung dem Zufall zu überlassen. So vieles hätte sie ihrem Vater zu erzählen! Wo steckte nur Silwyna? Ein halbes Jahr war vergangen, seit die Elfe sie gefunden hatte. Warum nur bekam sie kein Zeichen von ihr?
    Sie war doch erst vor drei Tagen mit der Windfänger zurückgekehrt, beruhigte sich Gishild in Gedanken. Auf dem Schiff hatte die Elfe sie unmöglich erreichen können. Sicher war schon längst alles für ihre Flucht vorbereitet. Silwyna wartete nur noch auf einen günstigen Augenblick, sie allein anzutreffen.
    Gishild umrundete einen Heuhaufen. Es roch nach Sommer und nach Pferden. Die Türen der angrenzenden Stallungen standen weit

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