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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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vollbracht, Luc. Nie wieder werde ich daran zweifeln, dass du einer der Unseren bist.«
    Der junge Löwe sah ihn erschüttert an. »Was war das? Wer hat da geschrien?«
    »Das war deine Erlösung, Junge. Mehr musst du nicht wissen. Nicht jetzt. Honoré, kümmere dich um ihn. Und um Frederic.«
    »Hast du das Bein untersucht, Bruder? Sieh es dir an, Leon. Sieh nur!«
    Das zerrissene Fleisch hatte sich geschlossen. Nur geronnenes Blut zeugte noch von der grässlichen Wunde. Ungläubig tastete der Primarch über das Bein. Er konnte den Knochen spüren. Nirgends war ein Splitter, der sich im Fleisch bewegte, der Knochen war verheilt. Es war ein Wunder. Nie hatte er erlebt, dass ein Kind so machtvoll war. Luc war ein Gottesgeschenk. Wahrlich ein Gottesgeschenk! Er war die Antwort auf alle Intrigen und Rückschläge. Er würde die Neue Ritterschaft zu nie gekannter Größe führen, wenn sie sein Herz gewannen.
    Leon verfluchte sich dafür, an dem Jungen gezweifelt zu haben. War er denn blind gewesen? Sie durften die Schlacht um Lucs Herz nicht verlieren! Er musste einer von ihnen werden, zutiefst durchdrungen von den Idealen der Ritterschaft.

    Der Primarch begriff, welch schreckliche Fehler er gemacht hatte. Wäre der verdammte Stein nicht gewesen … Der Stein! Er griff in den Lederbeutel an seinem Schwertgurt. Der Elfenstein hatte seinen Glanz verloren, das Licht in ihm war verloschen. Er reichte ihn dem Jungen.
    »Er gehört dir. Ich weiß nicht, wie er in deinen Besitz gelangt ist. Aber von heute an wird er mich daran erinnern, dass du einer von uns bist. Du hast die verderbte Elfenmagie dort herausgebrannt. Jetzt ist es nur noch ein Stein.«
    Luc nahm ihn und sah ihn lange an. Leon spürte, wie verletzt und verunsichert der Junge war. Er hatte nichts von alldem begriffen, was um ihn herum geschehen war. Der Primarch ließ sich auf die Knie nieder. »Ich muss mich bei dir entschuldigen, junger Löwe. Bitte vergib mir, dass ich dir unrecht getan habe.«
    Luc sah ihn fassungslos an. Und dann traten ihm Tränen in die Augen. »Du darfst nicht vor mir knien. Du …« Er griff nach Leons Armen und versuchte ihn aufzurichten.
    »Nein, Luc. Weder mein Alter noch mein Amt schützen mich davor zu irren. Bitte vergib mir! Vorher mag ich nicht mehr vor dir stehen. Nimm meinen Schmerz von mir. Und nimm meine Entschuldigung an.«
    »Bitte steh auf, Primarch.«
    »Nein, ich habe es nicht verdient, Primarch genannt zu werden. Am wenigsten von dir, Junge. Ein Primarch soll Tjured näher stehen als jeder andere von uns Brüdern. Er soll das Göttliche in der Welt spüren, bei jedem Atemzug, den er tut. Aber für dich, für das ungeheuere Geschenk, das Tjured uns gemacht hat, bin ich blind gewesen. Ich sollte mir mein verbliebenes Auge herausreißen! Wenn ich nur noch mit dem Herzen sehen kann, dann werde ich mein Amt wohl besser erfüllen.«

    »Bitte, höre auf, mit dir zu hadern. Wie solltest du erkennen, dass meine Gabe von Gott kommt, wo ich doch selbst zutiefst an mir zweifelte? Ich habe kein Recht, dir etwas nachzutragen, Bruder Primarch.«
    »Du hast ein gutes Herz, Junge.« Leon stützte sich mit beiden Händen auf den Schwertknauf und stemmte sich hoch. Er würde tief in sich gehen müssen. Und er würde Buße tun!
    »Bruder Honoré, bitte sorge dafür, dass Bruder Frederic in ein angenehmeres Quartier verlegt wird, bis er sich ganz erholt hat. Und bitte bring auch unseren Bruder Luc in ein Quartier, das seinem Stand entspricht.«
    »Ich habe eine Bitte.« Luc sah ihn flehentlich an. »Ich möchte zurück zu meinen Löwen. Dort ist mein Platz.«
    Leon musste lächeln. »Ja. Recht hast du. Aber bleibe noch einen Tag auf der Burg. Du wirst sehen, bald wirst du dich ganz erschöpft fühlen. Vielleicht wirst du auch Kopfschmerzen bekommen. Morgen darfst du zu den Deinen zurückkehren. Heute aber werde ich dir noch ein Geheimnis verraten, das du tief in deinem Herzen vergraben musst. Wirst du das können? Gott hat dich zu Großem erwählt. Doch das wird dich manchmal einsam machen. Ich werde dir von deiner Gabe erzählen, Luc. Nun aber verzeih mir. Mein Alter fordert seinen Tribut. Auch ich bin erschöpft. Wir werden uns zur Abendstunde wiedersehen.« Er ergriff die Hand des Jungen. »Danke für deine Großmut, Luc. Du bist wahrlich ein Ritter.«
    Der Junge strahlte. Nie zuvor hatte er ihn so glücklich gesehen. Leon war erleichtert. Jetzt wusste er, dass er ihn zurückgewinnen konnte. Aber er würde gut auf ihn achtgeben müssen.

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