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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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musste, damit nicht auch andere den Betrug durchschauen. Das Mädchen wurde ermordet. Und weil niemand wusste, wer sie wirklich war, wurde sie in allen Ehren im Grabturm der Heiligen und der Heptarchen beigesetzt. Dort gibt es also nun ein Grab, auf dem dein Name steht, Gishild Gunnarsdottir. Und alle, die in dieser Kirche Rang und Namen haben, glauben, dass wirklich du es bist, die dort bestattet wurde. Und da auch der Erzverweser Charles inzwischen verstorben ist, wird es nicht leichtfallen, diesen Irrtum aufzuklären. Jetzt, da du dies weißt, was glaubst du, wie groß dein Wert für uns noch ist? Dich zu rauben war ein blutiger Irrtum. Und deine Kapriolen zu erdulden, fehlt mir die Geduld. Sag mir, was mir dein Leben wert ist? Welchen Nutzen hast du für den Orden? Wenn du eine von uns werden willst, dann bist du willkommen. Ansonsten …«
    Er überließ es ihr, sich vorzustellen, was geschehen mochte. Plötzlich kostete das Atmen Gishild ungeheuere Mühe. Sie ließ sich auf den kleinen Schemel sinken, der vor dem Fenster stand. Es gab ein Grab von ihr … Aber Silwyna wusste doch, dass sie lebte! Sie hatte alle Lügen durchschaut und zu ihr gefunden. Warum kehrte sie nicht zurück?
    »Nun, Prinzessin. Hast du eine Antwort für mich?«

    Leon machte ihr Angst. Sie wusste, wie unbarmherzig er sein konnte.
    »Ich … Mein Vater und meine Mutter würden mich immer wiedererkennen.«
    »Dein Vater ist verschollen. Deine Mutter hat sich zur Königin des Fjordlands krönen lassen und ihr Fest damit beendet, dass sie siebenunddreißig Ritterbrüder und -schwestern meines Ordens hat hinrichten lassen. Wehrlose Gefangene, Gishild. Sag mir, worüber ich mit dieser Frau noch zu sprechen hätte. Im Übrigen glaube ich, dass sie sich schon bald einen neuen Mann nehmen wird, um ihre Herrschaft zu festigen. Du musst lernen, neu zu denken! Dein Wert liegt allein in dir, Gishild. Sonst ist dir nichts geblieben!«
    Das war zu viel! Sie weigerte sich, all das zu glauben. Hätte Silwyna ihr dies verschwiegen? Ja, wahrscheinlich … Es war viel zu wenig Zeit zum Reden gewesen, als sie einander in der Schlammgrube unter dem Kettengeflecht begegnet waren. Sie war auf sich allein gestellt.
    Leon streckte ihr die Hand entgegen. »Du bist in unseren Reihen willkommen, Gishild. Du kannst eine der unseren sein. Du musst nur diese Hand nehmen.«
    »Ich kann doch nicht meinen Göttern abschwören und mein Land verraten. Ich bin das Fjordland …«
    Zum ersten Mal, seit er die Kammer betreten hatte, lächelte der Primarch. Ein Gitterwerk feiner Fältchen umgab seine Augen. »Ist das nicht ein bisschen viel für ein Mädchen in deinem Alter? Wie kannst du das Land sein?«
    »Ich bin die Letzte meiner Blutlinie. Ich gehöre dem Land. Ich muss …« Ihr versagte die Stimme. Würde ihre Mutter wirklich einen anderen heiraten? Sie liebte Gunnar. Aber wenn er verschollen war, blieb ihr keine Wahl. Tränen traten Gishild in die Augen. Fast zwei Jahre waren vergangen, seit
sie ihren Vater das letzte Mal gesehen hatte. Aber obwohl sie so weit fort war, hatte sie ihn immer im Herzen getragen. Und sie hatte gewusst, dass auch er immer an sie dachte. Und dass er nichts unversucht lassen würde, um sie zurückzuholen. Dass er nicht mehr da sein sollte … Tot … Noch nie hatte sie an seinen Tod gedacht. Er war so stark, unbesiegbar! Ein Held, den selbst die Albenkinder respektierten. Er konnte nicht tot sein.
    »Würdest du deinen Gott und deinen Orden verraten, Primarch? «
    Leon sah sie lange schweigend an, während sie mit den Tränen kämpfte. Endlich nickte er. »Ich will dich nicht zerbrechen, Gishild. Ich will mir deiner sicher sein. Und ja … Auch ich würde meinen Gott und meinen Orden nicht verraten. Ich kann von dir nicht verlangen, was ich selbst nicht täte. Und ich schätze deine Loyalität, auch wenn sie nicht mir gilt. Versprich mir, dass du nicht abfällig von Tjured und unserem Ritterorden reden wirst. Und versprich mir, dass du deine Ordensbrüder und -schwestern deinen Heidenglauben nicht allzu deutlich spüren lässt. Glaubst du, du kannst das?«
    Sie nickte.
    »Ich will dir vertrauen können, Gishild. Und nicht, dass wir uns falsch verstehen: Dies alles sind Voraussetzungen, damit du hier bleiben kannst. Ich betrachte nichts davon als ein besonderes Entgegenkommen von dir. Die alles entscheidende Frage für mich ist: Was bietest du mir für Lucs Leben? Es liegt jetzt in deiner Hand, ob er lebt oder stirbt.«
    Gishilds Herz raste.

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