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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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besser, einen kurzen Fluchtweg zu haben.

    Aus den Augenwinkeln sah der Elf, wie ein junger, blonder Krieger eine Pistole aus seiner breiten Bauchbinde zog. Mit der Rechten legte er auf ihn an. Der Fürst drehte einem der Fechter, die ihn bestürmten, die Klinge aus der Hand, packte seinen Arm und zog ihn zu sich heran. Im selben Augenblick stach die Flammenzunge aus der Pistolenmündung. Obwohl die Kugel den Leib des Ritters, den er als lebenden Schutzschild benutzt hatte, nicht durchschlug, warf die Wucht des Aufschlags Tiranu nach hinten. Er prallte gegen die Tür.
    Leicht benommen griff er nach dem Brett, auf dem die Radschlosspistolen abgelegt waren. Emerelle hatte diese Waffen mit einem Bann belegt. Kein Albenkind sollte sie benutzen, weil ihnen der Gestank des Devanthar anhaftete, doch Tiranu hatte sich schon lange versucht gefühlt, einmal eine Pistole abzufeuern. Er zielte über den Lauf hinweg auf den blonden Krieger. Ein Fingerkrümmen … Tiranu war überrascht vom heftigen Rückschlag der Waffe. Seine Kugel traf den jungen Ritter im Hals. Blut spritzte gegen die Wand hinter ihm, seine Glieder erschlafften.
    Tiranu warf die schwere Pistole einem Angreifer ins Gesicht und durchbohrte einem weiteren mit seinem Rapier die Schulter. Der Elf entschied für sich, dass das Töten mit diesen Waffen zu einfach war. In Überzahl konnten die Fechter der Menschenkinder durchaus gefährlich werden. Sich dieser Gefahr zu stellen und zu bestehen war es, was den Reiz der Schlacht ausmachte.
    Die Flammen leckten mit gierigen Zungen unter dem Schilfdach entlang. Die Luft war erfüllt von Rauch. Immer verzweifelter griffen die Überlebenden an, um an ihm vorbei zur Tür zu gelangen. Ein ums andere Mal trieb Tiranu sie zurück. Er wollte sie nicht töten. Mal durchbohrte er ein
Knie, oder er durchtrennte mit einem Hieb die Sehnen an ihren Beinen. Sie alle sollten hier in der Hütte verrecken. Ein schneller Tod durch kalten Stahl war zu gnädig für sie. Menschengesindel!
    Der Rauch brannte in Tiranus Augen, Tränen rannen ihm über die Wangen. Es war an der Zeit, sich zurückzuziehen. Er würde die Tür verbarrikadieren.
    Ein Klingenstoß verfehlte sein Gesicht nur knapp. Er musste sich schleunigst absetzen. Wieder schnellte die Klinge vor. Sie war gut gearbeitet … zu gut! Tiranu blinzelte die Tränen aus den Augen. Der geschlungene Korb des Rapiers, der stilisierte Wolfskopf, der den Knauf bildete … Diese Waffe war nicht von Menschenhand geschaffen. Er hatte sie schon einmal gesehen!
    Tiranu duckte sich unter einem neuen Stich. Er packte den Kerl an seinem Hosenbund und zerrte ihn zu sich heran. Der Ritter gab nicht auf. Sie waren einander zu nah, um die lange Klinge der Waffe noch nutzen zu können. Stattdessen versuchte er Tiranu mit dem Korb das Gesicht zu zerschlagen.
    Der Elf ließ sein Rapier fallen, zog den kurzen Parierdolch und stach dem Ritter durch die Achsel, sodass dessen Arm schlaff herabsank, wie bei einer Marionette, der man einen Faden durchtrennte.
    »Woher hast du die Waffe? Sag es mir, und ich lass dich am Leben.« Tiranu zerrte den Mann durch die Tür. Das ganze Dach stand in Brand. Tausende Funken wirbelten im Rauch. Die Verwundeten husteten, während im Heerlager eine blutige Schlacht tobte. Tiranus Schnitter waren mitten unter die Schlafenden geprescht. Mit langen Lanzen machten sie Soldaten und Seeleute nieder, gnadenlos hetzten sie die Flüchtenden. Sie durften die Menschen nicht zur Ruhe kommen
lassen. Nur wenn ihnen kein Atemzug Zeit zum Denken blieb, konnte ihnen verborgen bleiben, dass sie den Angreifern an Zahl um mehr als das Zehnfache überlegen waren.
    Brandfackeln flogen an Bord der Schiffe. Rasender Trommelwirbel sollte die Menschenkinder zu den Waffen rufen, doch sobald sich irgendwo eine kleine Gruppe bildete, preschten die Schnitter heran.
    »Woher hast du die Waffe?«, herrschte der Fürst erneut seinen Gefangenen an. »Sag es mir lieber gleich! Erfahren werde ich es auf jeden Fall, aber wenn du jetzt schweigst, dann wirst du lernen, wie viel überflüssiges Fleisch man von einem Menschen abschneiden kann, ohne dass er deshalb stirbt.« Er legte ihm die Klinge des Parierdolchs in den Schritt. »Hier werde ich anfangen.«
    »Der Mann ist schon tot. Du kannst keine Rache mehr an ihm nehmen.«
    »Ich glaube, das zu beurteilen kennst du mich zu schlecht, Soldat.« Der Offizier hatte klare, graue Augen. Er hatte tapfer gekämpft. Obwohl er unfähig war, seinen Fechtarm zu heben, und

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