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Die Albertis: Roman (German Edition)

Die Albertis: Roman (German Edition)

Titel: Die Albertis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
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Zigarette hoch, um der Kellnerin zu bedeuten, dass ihr ein Aschenbecher fehlte.
    «Er ist manchmal genauso bösartig wie du!», meinte Anne zu ihrer Freundin gewandt.
    Edward nahm ein Sushi mit den Fingern vom Teller und schob es sich in den Mund, denn sie hatten bisher weder Besteck noch Stäbchen bekommen. Eine Kellnerin legte ihnen Servietten hin, brachte Gläser und öffnete dann die Weinflasche.
    «Aber die Ouvertüre von Rienzi ! Das war doch: wunderbar!» Sie zeigte zu Ebba. «Und ich habe es genau gesehen, du warst auch gerührt. Du hast deine Augen zugemacht.»
    «Weil sie müde war!», erklärte Edward.
    Wieder lachte Ebba.
    «Verräterin!», meinte Anne.
    Nachdem alle Wein bekommen hatten, hob Paul sein Glas. «Ich möchte auf Edward trinken. Auf dein Wohl, Junge, und darauf, dass ein wunderbares, neues Lebensjahr vor dir liegt, voller Erfolg und Glück und einer Tüte mit Überraschungen, die dir Freude machen.» Sie stießen an und tranken. Ebba sah Annes Sohn von der Seite an. Wieder einmal musste sie feststellen, was für ein hübscher Junge er war.
    «Und?», fragte sie. «Was wird das neunzehnte bringen? Beruflich zum Beispiel?»
    «Das wüssten wir auch gerne», erklärte Anne.
    «Ich fahre nächste Woche nach München, zu Tante Ingrid ...»
    «Meiner süßen Schwester!»
    «... ich bleibe da ein paar Tage. Und gucke mir die Uni an.»
    «Schon wieder eine neue Stadt?», fragte Ebba. «Bisschen wankelmütig, der Typ, was?»
    Edward machte ein finsteres Gesicht. «Jetzt fängst du auch noch an!»
    In der Tat hatte er mit seiner Mutter und mit Paul vor ein paar Tagen einen heftigen Streit gehabt, der einer langen nächtlichen Diskussion gefolgt war, bei der es um eben diese Frage ging. Anne warf Edward vor, er sei faul und würde sich hängen lassen und er sei der einzige in der Familie, der nicht arbeite. Paul hatte ihn gefragt, ob er wisse, was ein freeloader sei, und als Edward das verneinte, ihm erklärt, dass man so Menschen bezeichne, die es sich auf dem Rücken der anderen bequem machten, jeden Vorteil ausnutzten, aber niemals eine Leistung erbringen würden. Danach hatte es richtig gekracht. Sie schrien sich an. Türen knallten. Edward hatte gebrüllt, er könne auch ausziehen, aber als Anne und Paul einmütig antworteten, das sei ihnen nur recht, verstummte er. Wohin sollte er auch gehen? Als er dann später im Bett lag und über alles nachdachte, wurde er ehrlicher sich selbst gegenüber und musste im Stillen zugeben, dass sie nicht so ganz Unrecht hatten. Aber immerhin: Wer war immer da, wenn man ihn brauchte, hatte Anne zur Seite gestanden, als es ihr mies ging, wer kutschierte die halbe Familie hin und her, wer half im Garten, kam mit zum Einkaufen, kümmerte sich um Luis, der seit neuestem (er las gerade Oliver Twist) das Waisenkind gab und Zuwendung verbrannte wie ein Zwölfzylinder das Benzin? Wenn er das alles aufrechnete, tauchte auf seinem Konto ein Plus auf, das war mal klar. Doch ein Nesthocker zu sein hatte eindeutig auch seine Schattenseite. Immer noch vom Taschengeld der Mutter abhängig zu sein, immer noch ihrer Kontrolle zu unterliegen, sich solchen Diskussionen zu stellen und solche Vorwürfe auszuhalten – das war Scheiße, richtig Scheiße. Nicht zuletzt daran, dass alle immer glaubten, aus ihm würde nichts, war auch seine Beziehung zu Colleen gescheitert. Diese Schlampe hatte längst einen anderen, einen der Jura studierte und in ein paar Jahren wahrscheinlich voll der Bringer war. Verdammt, was soll ich tun?, dachte er jetzt fast jeden Tag. Er hatte zu nichts Lust. Er wollte sich noch nicht festlegen. Aber wie soll ich das erklären, dass ich Schiss habe und unter dem Erfolgsdruck leide.
    Ich bin noch nicht so weit, ich brauche Zeit ... meine Zeit wird kommen, im Jahr 2010, wenn wir uns wieder sehen ... der Song der Gruppe ECHT kam ihm immer wieder in den Sinn, 2010, wenn wir uns wieder sehen ...
    Und wo stand eigentlich geschrieben, dass man arbeiten und Karriere machen musste? Dazu war der Mensch doch gar nicht gemacht. Das war doch eine Erfindung der modernen Gesellschaft. Sah man ja, wo man damit landete. Nur noch gescheiterte Beziehungen, nur noch gestresste Leute, nur noch Sinnlosigkeit, wohin man auch guckte. Wäre er nicht so ein sonniges Kerlchen, er hätte in eine Depression fallen können. Manchmal dachte Edward, er sei der Einzige in seiner Generation, der so dachte. Aber vielleicht ging es den anderen oft genauso, nur dass sie es nicht zeigten oder solche

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