Die Albertis: Roman (German Edition)
und habe ihn schon als Baby an meine Brust gedrückt. If they could see me now, my little dusty group: Ebba fühlte sich wie Shirley MacLaine in dem Musical Sweet Charity. Aber ich habe es ja so gewollt, genau so, und seit einem Jahr darauf gewartet, dann soll es auch so sein.
Sie kam zu ihm. Edward nahm die rechte Hand hinter dem Kopf hervor und breitete seinen Arm aus. Ebba legte sich zu ihm, schmiegte sich in seine Armbeuge. Er roch nach Minze und nach Vanille, nach Zitrone und Moos, wie damals, als er in der Küchentür der Alberti-Wohnung vor ihr gestanden hatte und ihr einen Kuss auf die Wange gegeben hatte. Mit den Fingerkuppen glitt er so sanft über die Haut ihres Armes, als küsse sie ein Schmetterling. Ebba erregte das, und Edward war trotz seiner Jugend erfahren genug, dass er es merkte. Beide drehten die Köpfe zueinander und sahen sich an. Sein Atem kitzelte sie an der Nasenspitze. Sie zog ihren Kimono aus und drückte sich gegen ihn. Mit ihrer freien Hand strich sie ihm über die Brust, fuhr langsam über seine Rippen und die Taille, verharrte dort. Edwards Haut war zart und weich wie die eines Kindes. Sie bildete sich für einen Sekundenbruchteil ein, er wäre noch unberührt. Sie strich über seine Schamhaare und umfasste seinen Schwanz. Sie spürte in ihrer Hand das Pulsieren. Sein Atem wurde heftiger. Er öffnete seinen Mund, mit seiner Zungenspitze berührte er ihre Lippen, befeuchtete sie, bedrängte sie, bis Ebba nachgab. Sie küssten sich. Ebba rollte sich auf ihn, er streichelte ihren Rücken, tastete mit dem Finger, langsam den Druck verstärkend, an ihrem Rückgrat entlang, bis er zu ihrem Po kam, den er nun mit beiden Händen packte. Sie richtete sich auf, half ihm, in sie einzudringen. Es war der schönste Sex, den sie seit langem gehabt hatte.
Am nächsten Morgen erwachte sie vom Klappern von Geschirr und dem Duft von Kaffee. Sie schaute auf ihren elektronischen Wecker auf dem Nachttisch. Es war erst halb neun. Eigentlich war sie eine Frühaufsteherin, halb sieben, das war ihre Zeit, am Wochenende schlief sie schon mal bis acht.
Er hatte sich den alten, schönen Seidenmorgenmantel übergezogen, den sie vor langer Zeit für Steven gekauft hatte und der seitdem wie ein Erinnerungsstück unbenutzt im Badezimmer gehangen hatte. Auf einem Tablett trug er das Frühstück herein: Mit der Espressomaschine hatte er Kaffee zubereitet, der, in großen weißen Tassen, von einer Haube Milchschaum gekrönt war; im Gefrierfach hatte er Croissants entdeckt und knusprig aufgebacken; es gab englische Orangenmarmelade und den Rest des Johannisbeergelees, das Frau Merk eingekocht und das Anne ihr geschenkt hatte, ein Stück Käse, an dessen Herkunft sich Ebba ebenso wenig erinnerte wie an einen kleinen Keramiktopf mit Entenleberpastete, dazu zwei Gläser mit Grapefruitsaft und einen Teller mit blauen Trauben. Sogar die Frankfurter Allgemeine hatte er aus dem Briefkasten geholt.
«Morgen!», sagte er fröhlich, stellte das Tablett auf der freien Hälfte des Bettes ab, ging ans Fenster und zog schwungvoll die Vorhänge beiseite. Draußen regnete es, es war stürmisch, kalte Luft zog durch das Schlafzimmer. Edward machte das Fenster zu und kam zu Ebba.
«Ich muss aussehen wie Inge Meysel!», meinte Ebba, sprang aus dem Bett und lief ins Bad. «Aber meine Zähne sitzen noch!»
Nach fünf Minuten kehrte sie zurück. Sie war nie eine der Frauen gewesen, die lange brauchte, um sich herzurichten, dazu hatte sie niemals Zeit gehabt. Sie verstand auch nicht, warum und womit Frauen sich Stunden dort beschäftigen konnten. Klo, Zähneputzen, kaltes Wasser ins Gesicht, eine Minute unter die heiße Dusche springen, in dreißig Sekunden die Haare kämmen und einlegen, das Gesicht mit dramatically different moisturizing lotion eincremen, einen Hauch Parfüm aufsprühen, fertig. Das Schminken gehörte für sie zum Anziehen, und damit hielt sich Ebba auch nicht lange auf.
Edward saß im Schneidersitz auf dem Bett, schlürfte den Milchkaffee und las im Wirtschaftsteil der Zeitung, die er vor sich ausgebreitete hatte.
«In Franken hätte man investieren müssen!», sagte er und biss von seinem Croissant ab.
Ebba setzte sich zu ihm, betrachtete das Tablett. «Herrlich!» Sie trank einen Schluck Saft, nahm dann die Tasse in beide Hände, als fröre sie. «Franken? Das ist eine Minderheitenveranstaltung. Dollar, damals, rechtzeitig: das wäre es gewesen.»
Sie fachsimpelten eine Runde und frühstückten dabei. Immer
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