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Die Albertis: Roman (German Edition)

Die Albertis: Roman (German Edition)

Titel: Die Albertis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
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Fachzeitschrift.
    «Bildest du dich?», fragte Edward und gab ihr einen Kuss. «Das ist ja ätzend!», antwortete Anne und zeigte auf eine Fotoserie mit Hautkrankheiten.
    «Hallo, Edward!», sie klappte die Zeitschrift zu. «Warum ist Ebba nicht mit reingekommen?»
    «Habt ihr uns gesehen?»
    «Den Porsche kann man ja nicht überhören, wenn du hier so angeröhrt kommst!», meinte Paul und sah vom Computer auf. «Grüß dich.»
    Aus dem Glas mit Gummibärchen, das auf dem Tresen für Kinder bereitstand, nahm er sich eine Hand voll und schüttete sie sich in den Mund. «Herzliche Grüße von Ebba. Sie hatte keine Zeit. Wo sind die anderen?»
    «Anuschka und Laura sind doch dieses Wochenende bei Sybille!», erklärte Anne. «Luis ist unten bei Frau Merk, und Pavel ...»
    «Schläft noch!», ergänzte Paul.
    «Nachmittags?»
    «Das fragst du?», sagte Anne lachend.
    «Ich muss euch was sagen.»
    Anne stand auf und kam zu ihrem Ältesten: «Hast du bei ihr übernachtet?»
    «Na, was denn sonst? Auf der Straße?» Er guckte in den Vordergarten hinaus, der in den Fluten unterzugehen schien. «Bei dem Scheißwetter?»
    «Und wie war es?»
    «Stasi-Anne!» Den Ausdruck hatte Edward von Ebba übernommen. Er rollte mit den Augen. «Wie: wie war es? Es war geheizt. Ich habe gut geschlafen. Wir haben gefrühstückt. Sie hat mich nach Hause gebracht. Sonst noch was?»
    «Ich meinte: euer Diskobesuch.»
    «Diskobesuch?»
    «Oder Club oder wie ihr das auch immer heute nennt: Ihr wolltet doch tanzen gehen.»
    Paul war mit seiner Arbeit fertig und schaltete den Computer aus: «Du musst einfach nur jede zweite Frage beantworten.»
    «Wie hältst du das nur aus, Paul?»
    «Du hältst es doch auch schon neunzehn Jahre aus.»
    Paul kam zu den beiden, stellte sich hinter Anne und nahm sie in den Arm. «Und ich gedenke, es mindestens ebenso lange auszuhalten ...» Er wiegte sie hin und her. «Also erzähl schon!»
    «Ihr seid echt der Horror! Was soll das? Wir waren nicht tanzen. Wir haben ... geredet! Wein getrunken. So halt.»
    Anne machte sich los. «Du wolltest uns etwas erzählen. Also? Stasi-Anne hört.»
    «Ich fahre nicht nach München zu Ingrid. Ich gucke mir die Uni nicht an. Weil ich nicht studieren werde.»
    Anne und Paul sahen sich erstaunt an. Anne holte tief Luft.
    «Ihr habt geredet? Aha. Über deine Studienpläne? Hat Ebba dir das ausgeredet? Oder eingeredet von mir aus? Soll das ewig so weitergehen?»
    «Anne, ich bitte dich!», unterbrach Paul sie.
    «Ich will mich aber aufregen.» Sie öffnete die Tür zum Zwischenflur, ging und redete weiter: «Dieses Unentschiedene! Das ist doch nicht zu fassen. Wir haben ...», Paul und Edward folgten ihr in die Küche, «... doch nun hundertmal darüber geredet, du musst endlich mal in die Hufe kommen ...» Sie trat in den Flur hinaus, die Männer kamen nach. «... musst. Und überhaupt!» Sie blieb abrupt stehen. «Was wollte ich noch? Ach so.» Sie machte kehrt, die beiden waren stehen geblieben, Anne drängelte sich an ihnen vorbei und ging in die Küche zurück. «Ihr macht mich aber auch so was von nervös!» Sie ging an den Küchenschrank und öffnete ihn. «Warum stellt diese Frau die kleinen Teller immer nach hinten?» Sie drehte sich zu Paul und Edward um, die ein wenig ratlos in der Küchentür stehen geblieben waren. «Kann mir das mal jemand beantworten? Sie gehören nach vorne! Nach vorne, das habe ich ihr hundertmal gepredigt.» Sie langte in den Schrank hinein und holte polternd einen Stapel kleiner Essteller heraus und stellte sie auf die Arbeitsfläche, während sie ununterbrochen weiterredete: «Ich will dir was sagen, Edward, ich stelle dir ein Ultimatum. Ich will, dass du bis Jahresende spätestens, ja?, weißt, was du im nächsten Jahr machst. Ich will keinen loser als Sohn. Ich will, dass mein Ältester, nachdem ich Jahre an Arbeit und Geld in ihn reingesteckt habe, endlich sein Studium beginnt. Ich will, dass aus dir was wird, verdammt!», sie knallte die Schranktüren zu. «Andernfalls ...» «Andernfalls?», fragte Edward seelenruhig.
    «Andernfalls, mein Lieber», sie drehte sich zu ihm um, «schmeiße ich dich raus. Und zwar eigenhändig. Mir reicht es nämlich. Und zu Ingrid fährst du auch. Du hast dich bei ihr angemeldet. Wie ich sie kenne, bereitet sie deinen Besuch seit Wochen vor und denkt an nichts anderes mehr.»
    Edward grinste sie an.
    «Was gibt es da zu grinsen?»
    «Warum lässt du eigentlich nie jemanden ausreden, Mama?»
    «Ich finde auch,

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